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Den letzten beißt das Schwein

Den letzten beißt das Schwein

Titel: Den letzten beißt das Schwein
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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spiele gleich Polo. Sport verlängert mein Leben, meint mein Arzt. Mach es kurz.«
    »Ich möchte von meinen Fortschritten berichten. Vielleicht trägt das zu deiner Genesung bei«, erwiderte ich.
    »Du kriegst das schon hin. Weiterhin gutes Gelingen.« Wieder mal plättete mich das väterliche Desinteresse.
    »Rauchen ade, Sport satt, und im Job läuft es auch super. Allerdings ist da so viel los, dass ich sogar zu Hause arbeiten muss«, log ich, »und deshalb benötige ich dringend einen Laptop. Und da mein Auto morgen ein Date mit dem TÜV hat und die Zeichen eindeutig auf Scheidung stehen, muss ein anderer fahrbarer Untersatz her. Ansonsten sehe ich schwarz für meine berufliche Zukunft.«
    »Ich bin dein Vater, keine Kuh, die permanent gemolken werden kann«, drang es genervt an meine Lauscher. »Reicht es nicht, dass du nach meinem Tod in Geld schwimmst?«
    »Ihr habt mich doch zu dieser Arbeit gezwungen. Ohne Auto und Rechner kann ich die knicken. Sag dann nicht, ich hätte mich nicht bemüht.«
    »Eigentlich solltest du für dich selbst sorgen können, aber gut, ich lasse dich nicht hängen. An was für ein Auto hast du gedacht?«
    »Im Dülmener Autohaus Köhler gibt es einen preiswerten VW-Eos-Jahreswagen. Keine Extras, Top-Zustand und vom Preis her fast geschenkt. Als Rechner reicht mir ein Standard-Laptop. Ich will ja nicht daddeln, sondern arbeiten.«
    »Okay. Deine Wünsche lassen sich erfüllen.«
    »Vielen Dank. Die Rechnungen schicke ich nach Mallorca, okay?«
    »Nichts gegen deinen Eifer, das zeigt den Nannen in dir. Aber du brauchst dich um nichts zu kümmern. Auto und Rechner werden innerhalb der nächsten Stunden geliefert.«
    Das lief wie geschmiert. Ich rieb meine vor Freude schwitzigen Hände.
    »Vielen Dank, Papa. Ich werde mich deines Vertrauensvorschusses würdig erweisen.« Zum ersten Mal fühlte ich mich meinem Erzeuger verbunden.
    »Ohne Notebook werde ich rausgeschmissen«, drückte ich noch mal auf Vaters nicht vorhandene Tränendrüse. Ich hatte nämlich gestern kurz über den Kaninchenmord nachgedacht und war zu der Erkenntnis gelangt, dass eine Internetrecherche über weitere Langohrtötungen in dieser Gegend ein geschmeidiger Einstieg in den Fall wäre. Mittlerweile gab es zu jedem Thema irgendwas im World Wide Web, und falls es sich bei dem Karnickelmörder um einen Serientäter handelte, musste es schon mit dem Teufel zugehen, wenn ich nichts finden würde.
    »Du hast bereits mein Go, also spar dir die Mühe. Was macht Isolde?«
    »Sie hat sich bestens eingelebt und möchte am liebsten —«
    »Ich muss los.« Meine Mutter lag ihm offensichtlich noch mehr am Herzen als sein Stammhalter. »Bis dann, der Gegner wartet, danach die Arzte.«
    »Viel Glück«, sagte ich noch, dann war’s vorbei mit der deutsch-spanischen Verbindung.
    Ich linste auf die Armbanduhr: halb neun. Schichtbeginn. Nach einem kurzen Anruf wusste mein Arbeitgeber, dass ich später kommen würde. Das Fest der Lieferung meines funkelnagelneuen Eos und Laptops wollte ich mir nicht entgehen lassen. Da Mutter sich mit einem Taxi nach Münster hatte kutschieren lassen, um eine Astrologin zu konsultieren, gehörte mein Kotten ausnahmsweise mir allein. Ich öffnete eine Schampusflasche und stieß mit mir auf meinen Vermögenszuwachs an.
    Anderthalb Stunden später klingelte es: Freddy Köhler. Der Juniorchef hatte vor wenigen Monaten seine Lehre als Kfz-Mechaniker beendet und durfte erste Erfahrungen im Verkauf sammeln. Mit seinem sommerbesprossten Gesicht und den fuchsroten Haaren erinnerte er stark an den jungen Boris Becker. Allerdings spielte er Handball in der Bezirksliga und nicht Tennis in Wimbledon.
    »Kann mich dein Vater nicht adoptieren? Mensch, wenn mein Alter so großzügig wäre.« Neid schimmerte in seinen Augen. »Du hast dir ein tolles Auto ausgesucht. Und der Golf soll zum Schrott?«
    Grinsend händigte ich ihm Papiere und Schlüssel aus. »Weg damit, aber flott.«
    Freddy drückte dem vor der Tür wartenden Azubi die Schlüssel in die Hand, und zwei Minuten später fuhr die Klapperkiste vom Hof und aus meinem Leben.
    »Nun zeig ihn mir schon, dann kannst du mir auch gleich die ganze Technik erklären. Aber wahrscheinlich muss man Informatik studiert haben, um mit dem Wagen zurechtzukommen, oder?«
    Freddy überlegte kurz: »Ich denke nicht. Ist kein Hexenwerk. Komm, wir haben das Schätzchen hinter dem Haus geparkt.«
    Ich schmiss eine Lederjacke über, dann stiefelten wir zur königlichen Kutsche.
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