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Den du nicht siehst

Den du nicht siehst

Titel: Den du nicht siehst
Autoren: Mari Jungstedt
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zusammen und horchte angespannt.
    »Beweg dich ja nicht, sonst bring ich dich sofort um«, fauchte er. »Und halt die Fresse.«
    Der Wagen schien in unmittelbarer Nähe zu halten. Plötzlich hallte Knutas’ Stimme durch ein Megafon: »Jens Hagman! Hier spricht die Polizei! Wir wissen, dass Sie da drin sind. Geben Sie lieber gleich auf. Sie sind umstellt, und wir haben Ihr Auto gefunden. Sie haben keine Chance. Sie sollten sich der Polizei ergeben. Kommen Sie mit erhobenen Händen heraus!«
    Hagman riss Emma so heftig von der Pritsche, dass sie fast gestürzt wäre. Er hielt ihr das Messer an die Kehle und ging rückwärts zum Lichtschacht. Er konnte hinausspähen. Hagman war ganz offenbar verwirrt. Er steckte in der Klemme, und das machte ihn noch gefährlicher. Emma hatte nur noch einen Gedanken: Er sollte das Messer von ihrem Hals nehmen.
    Eine Zeit lang blieb alles still.
    Dann war wieder Knutas über Megafon zu hören.
    »Hagman! Sie haben keine Chance. Kommen Sie mit erhobenen Händen heraus!«
    Jens Hagman handelte schnell und konzentriert. Er durchtrennte Emmas Fußfesseln, packte Emma und stieß sie vor sich her die Leiter hoch. Er blieb dicht hinter ihr. Die warme Luft schlug Emma entgegen. Sie erkannte eine Fluchtmöglichkeit. Sie würde vor ihm den Bunker verlassen. Die Leiter war so schmal und die Öffnung so eng, dass sie unmöglich gemeinsam hinausgelangen konnten. Als sie fast draußen war, versetzte sie Hagman mit aller Kraft einen Tritt. Sie traf ihn im Gesicht, und er stieß einen Fluch aus. Gleich darauf spürte sie seine Hand um ihren Fußknöchel und fiel im Freien zu Boden.
    Ihr Fluchtversuch war beendet, noch ehe er wirklich begonnen hatte. Mit einem Satz war er neben ihr. Er riss sie hoch und fauchte ihr ins Ohr:
    »Noch so ein Trick, und du bist tot. Verstanden?«
    Sie schaute mit zusammengekniffenen Augen ins Morgenlicht. Sie befanden sich am Rand eines Waldes, der zwischen dem Meer und mit Gras bewachsenen Dünen lag, und sie waren von Polizisten mit Waffen im Anschlag umringt. Auf einer etwas entfernten Anhöhe stand Anders Knutas mit dem Megafon in der Hand.
    Hagman hielt Emma wie einen Schild vor sich.
    »Alle Polizisten müssen verschwinden. Sonst bringe ich die Frau hier und jetzt um! Nur der Kommissar kann bleiben. Ich verlange ein voll getanktes Auto und eine Tasche mit hunderttausend Kronen. Und genug zu essen und zu trinken für zwei Tage. Wenn ihr mir das nicht liefert, dann schneid ich ihr die Kehle durch. Kapiert? Und es muss schnell gehen! Wenn die Karre nicht innerhalb von zwei Stunden hier ist, bring ich die Frau um.«
    Knutas ließ die Hand mit dem Megafon sinken. Einige Minuten vergingen.
    »Wir tun, was wir können«, rief er zurück.
    Er wandte sich an einen Kollegen, der neben ihm stand, und redete kurz mit ihm. Fünf Minuten darauf waren alle Polizisten verschwunden. Hagman stand regungslos da. Emma sah das Meer, sah Möwen über dem Wasser fliegen, sah leuchtenden Mohn, Steinbrech, Natternkopf und Zichorie. Die Schönheit tat ihr weh. Wieder dachte sie an ihre Kinder. Die Sommerferien hatten begonnen, und hier war Emma. Einen Millimeter vom Tod entfernt.
    Knutas sprach in ein Mobiltelefon. Als er das Gespräch beendet hatte, rief er zu ihnen herüber:
    »Wir können das Geld nicht so rasch beschaffen. Wir brauchen mehr Zeit.«
    »Ich scheiß auf eure Probleme. Schafft die Kohle her. Ihr habt jetzt noch genau eine Stunde und fünfzig Minuten. Sonst muss die Frau sterben.«
    Hagman packte Emma fester. Die Klinge ritzte Emmas Hals auf, Blut quoll hervor. Sie empfand keinen Schmerz.

 
     
     
     
    Nach einer Stunde erschien etwa hundert Meter von ihnen entfernt ein grüner Audi auf der Straße. Ein Polizist stieg aus. Knutas rief Hagman zu:
    »Der Wagen ist voll getankt. Die Schlüssel stecken.«
    Der Polizist hob eine Tasche hoch und zeigte den Inhalt. Er hielt mehrere Bündel Geldscheine in der Hand.
    »Und in der Tasche liegen hunderttausend Kronen in Hundertern«, rief Knutas. »Sowie Lebensmittel und Getränke. Genau, wie Sie verlangt haben.«
    »Gut«, schrie Hagman zurück. »Geht mindestens zweihundert Meter vom Auto weg. Ich will freies Geleit zur Fähre. Sonst bring ich die Frau um.«
    »Haben wir schon begriffen«, rief Knutas.
    Jens Hagman schob Emma, die Klinge immer an ihrem Hals, zum Wagen, während er sich in sämtliche Richtungen umschaute.
    Er ließ den Motor aufheulen. Der Audi wendete und hatte bald die Landstraße nach Fårösund erreicht.
    Emmas
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