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Den du nicht siehst

Den du nicht siehst

Titel: Den du nicht siehst
Autoren: Mari Jungstedt
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ihn schlimmer verletzt, als ich vermutet habe, dachte sie. Sie rannte weiter in Richtung Leuchtturm. Dort waren doch immer Menschen. Wenn sie den Turm erst erreicht hätte, würde sie in Sicherheit sein. Noch war er nicht zu sehen, erst musste sie die Landzunge passieren, und bis dahin hatte sie noch ein Stück vor sich. Sie lief jetzt langsamer. Der Strand kam ihr fast gespenstisch vor, so vollkommen menschenleer. Sie hörte nur ihr eigenes Keuchen.
    Auf dem letzten Stück zur Landzunge war der Strand mit Steinen bedeckt. Emma wäre beinahe gestolpert, konnte das Gleichgewicht aber halten. Als sie das andere Ende des Strandes erreicht hatte, war sie restlos erschöpft. Der Schweiß strömte ihr über den Rücken. Noch immer war kein Mensch zu sehen, doch bald würde sie die Straße erreicht haben, dann war die Rettung nicht mehr weit.
    Auf dem Weg, der zum Leuchtturm hochführte, erlaubte sie sich eine kleine Verschnaufpause. Die wenigen Häuser, die dort oben standen, wirkten leer und verlassen. Sie lief weiter zum Parkplatz und entdeckte einen Wagen, der in einiger Entfernung am Waldrand parkte.
    Als sie näher kam, sah sie, dass es sich um einen roten Saab handelte.
    Sie konnte gerade noch denken, dass er offenbar mit dem Auto zum Leuchtturm gefahren war, da traf der Schlag ihren Hinterkopf.

 
     
     
     
    Zwei Polizisten standen vor dem Haus, als Johan endlich dort eintraf. Er hatte wertvolle Zeit verloren, als er die Feuerwehrleute am Färosund hatte überzeugen müssen, ihn übersetzen zu lassen. Emma war nicht zu sehen. Er stellte sein Auto vor der Mauer ab und betrat das Grundstück.
    »Ich bin Johan Berg, ich bin Journalist«, sagte er und zeigte seinen Presseausweis. »Ich bin mit Emma Winarve befreundet. Wo ist sie?«
    »Das wissen wir nicht. Das Haus ist leer, und wir warten auf Verstärkung. Sie müssen das Grundstück augenblicklich wieder verlassen.«
    »Wo ist Emma?«
    »Wie gesagt, das wissen wir nicht«, antwortete der eine Polizist mürrisch.
    Johan machte kehrt und rannte um das Haus herum zum Strand hinunter.
    Er achtete nicht auf die Polizisten, die hinter ihm herriefen. Als er den Strand erreicht hatte, entdeckte er die Spuren im Sand. Es waren deutliche Fußabdrücke.
    Er folgte den Fußspuren, bog um die Landzunge und sah den Leuchtturm. Die Spuren führten dorthin. Erleichtert stellte er fest, dass es sich weiterhin nur um Fußabdrücke einer Person handelte. Sicher war Emma zum Leuchtturm gelaufen, um dort Hilfe zu suchen. Aber wo war der Mörder?
    Er schaute zum Waldrand. Er konnte sie natürlich auf diesem Weg verfolgt haben. Von dort hätte er alles im Blick gehabt.
    Außer Atem erreichte er den Leuchtturm und lief den Weg zum Parkplatz hoch.
    »Emma«, rief er.
    Keine Antwort. Auf dem Parkplatz stand kein Auto, und er konnte auch keinen Menschen entdecken. Wo mochte sie nur sein?
    Er suchte den Kies nach Reifenspuren ab, fand aber nur undeutliche, die nirgendwohin zu führen schienen. Er schaute zu den in der Nähe stehenden Häusern hinüber. Kein Lebenszeichen. Dann hörte er plötzlich ein Auto heranrasen und fuhr herum.
    Mit quietschenden Bremsen hielt ein Wagen vor ihm, Knutas und Jacobsson sprangen heraus.
    »Haben Sie irgendwas gehört oder gesehen?«
    »Am Strand sind Fußspuren. Die führen hierher. Sonst nichts, nein.«
    Knutas’ Mobiltelefon klingelte. Es wurde ein kurzes Gespräch.
    »Bei dem Mörder handelt es sich vermutlich um Jens Hagman. Den Sohn von Jan Hagman. Sie haben ihn in den Unterlagen der Schule gefunden. Er hat das gleiche Alter wie die Opfer. Und ist damals in ihre Parallelklasse gegangen. Außerdem hat sein Vater einen roten Saab, Baujahr 87. Der ist verschwunden.«
    Karin starrte ihn verblüfft an.
    »Der Sohn ist der Mörder? Dass wir nicht schon längst auf die Idee gekommen sind!«
    »Erspar mir das, Karin«, fiel Knutas ihr ins Wort. »Vorwürfe können wir uns nachher immer noch machen. Jetzt müssen wir ihn finden.«
     
    Auf der Hauptstraße zum Fähranleger waren an mehreren Stellen Straßensperren aufgestellt worden. Die Polizei richtete ihre Basis beim Campingplatz Sudersand ein. Eine Hundestaffel durchkämmte den Wald zwischen Skärsände und Leuchtturm. Und Olle Winarve traf ein.
    Nachdem Johan mit Grenfors in Stockholm gesprochen hatte, rief er Peter an. Natürlich mussten sie laufend über die aktuellen Ereignisse berichten. Gleichzeitig brachte ihn die Sorge um Emma fast um.
     
    Den Entschluss, Helena zu töten, fasste er, nachdem er den
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