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Den du nicht siehst

Den du nicht siehst

Titel: Den du nicht siehst
Autoren: Mari Jungstedt
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sinnvolle Methode, um Lungenkrebs zu vermeiden. Aber in den letzten Tagen hatte er gepafft wie nie zuvor. In einer halben Stunde würde sich das Ermittlungsteam treffen, um die dramatischen Ereignisse zusammenzufassen, von denen Gotland in diesem Sommer erschüttert worden war.
    Knutas ging alles in Gedanken noch einmal durch.
    Als er auf dem Campingplatz Sudersand in der Baracke gesessen hatte, hatte sein Kollege Lars Norrby aus Visby angerufen.
    Er konnte mitteilen, dass eine Nachbarin von Gunilla Olsson Jens Hagman als den Mann identifiziert hatte, der in den Wochen vor dem Mord bei ihrem Haus gesehen worden war. So kaltblütig war er also, dachte Knutas. Er hatte mit Gunilla Bekanntschaft geschlossen, bevor er sie ermordete.
    Knutas war schließlich auf die Idee gekommen, dass Jens Hagman sich in einem der zahlreichen alten Bunker auf Fårö versteckt haben könnte. Als die Polizei den Nordwesten der Insel durchsuchte, fand sie dann Hagmans Wagen im Wald. Der Saab war mit Wacholderzweigen bedeckt, sodass er aus der Luft kaum zu sehen war.
    Knutas machte sich große Vorwürfe, weil das Drama mit einem tödlichen Schuss auf Hagman ausgegangen war.
    Karin Jacobsson hatte einen schweren Schock erlitten und musste einige Tage im Krankenhaus verbringen. Sie hatte noch nie einen Menschen auch nur verletzt. Jetzt bestand die Gefahr, dass ihr ein Dienstvergehen und möglicherweise die Schuld am Tod Hagmans zur Last gelegt werden würden. Aber das müssten die von einem polizeilichen Untersuchungsausschuss in Stockholm durchgeführten Ermittlungen erweisen. Eigentlich lag der Fehler eindeutig bei Knutas. Er hatte den Einsatz geleitet. Vielleicht hätte alles anders geendet, wenn sie nicht auf Hagmans Forderungen eingegangen wären. Wenn sie einen Vermittler geholt hätten …
    Er seufzte tief. Das hatte so niemand voraussehen können.
    Er hatte viel über Hagman nachgedacht. Dessen ganzes Leben war von dem Hass überschattet gewesen, der sich in seiner Kindheit so enorm ausgeprägt hatte und ihm später offenbar jede Beziehung zu Frauen unmöglich machte. Hagman lebte allein und hatte kaum Kontakt zu anderen. Sein Studium hatte er abgebrochen und bei der Stockholmer U-Bahn am Fahrkartenschalter gearbeitet. Auch das Verhältnis zu seiner Schwester war schwierig. Sie hatten einander nie nahe gestanden, obwohl ihr Altersunterschied nur zwei Jahre betrug.
    Die Eltern hatten keinen Versuch unternommen, die Beziehung zwischen den Geschwistern zu verbessern. Die Mutter konnte mit ihren Kindern nichts anfangen. Der Vater, Jan Hagman, hatte sich im Laufe der Zeit immer weniger um die Familie gekümmert. Er hatte sich in sich selbst zurückgezogen. Genau wie die Mutter. Sie hatten beide nicht gesehen, was mit ihrem Sohn passierte. Welche Verletzungen er erlitt, wie tief seine Einsamkeit und seine Angst waren. Die Folgen waren entsetzlich.
    Die Kinder entwickelten sich zu zwei einsamen Inseln, die durch das Dasein trieben und weder Hilfe noch Unterstützung erhielten. Sie mussten mit ihren Problemen und ihren Gefühlen allein fertig werden. Es gab keine Einheit, keine Gemeinschaft in der Familie.
    Man muss möglicherweise nicht ernsthaft psychisch krank sein, um zum Mörder zu werden, dachte Knutas. Vielleicht genügt bereits eine tief greifende seelische Verletzung.
    Schwierige Eltern-Kind-Beziehungen – das zog sich wie ein roter Faden durch die gesamte Mordermittlung. Bei den Opfern zeigte sich ein ähnliches Bild. Helena Hillerström, Frida Lindh und Gunilla Olsson hatten kein gutes Verhältnis zu ihren Eltern gehabt. Knutas hatte das Gefühl, dass es sich bei Emma Winarve ähnlich verhielt. Das war eine Gemeinsamkeit zwischen Opfern und Täter. Er hätte gern gewusst, wie sehr das den Lauf der Ereignisse beeinflusst hatte.
    Er erhob sich und schaute auf den sonnigen Parkplatz hinaus. Ein Marienkäfer kroch über die Fensterbank. Er ließ ihn auf seinen Finger krabbeln und öffnete das Fenster.
    Der Marienkäfer breitete seine Flügel aus und flog davon.

Danksagung der Autorin
    Die vorliegende Geschichte ist vollkommen frei erfunden, Ähnlichkeiten zwischen den Romanpersonen und lebenden Menschen sind purer Zufall. Die Schauplätze im Buch sind so geschildert, wie sie wirklich aussehen, auch wenn es einige Ausnahmen gibt.
    Ich habe mir die Freiheit genommen, im Dienst der Erzählung einige Gegebenheiten zu ändern. Zum Beispiel habe ich den Fernsehsender auf Gotland abgewickelt und nach Stockholm verlegt. Und zwar einfach, weil
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