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Den du nicht siehst

Den du nicht siehst

Titel: Den du nicht siehst
Autoren: Mari Jungstedt
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Gedanken überschlugen sich. Sie musste etwas unternehmen. Wenn sie erst die Polizei abgeschüttelt hätten, würde er sie umbringen. Davon war sie überzeugt. Sie näherten sich bereits der Fähre.
    Hagman drosselte das Tempo. Die Fähre wartete schon auf sie. Sie konnte im Steuerhaus den Kapitän erkennen. Ein Matrose stand an Deck, um die Leinen zu lösen.
    Und dann ging alles unbeschreiblich schnell.
    Aus dem Nichts tauchte die Polizei auf. Jens Hagman reagierte sofort, trat heftig auf die Bremse und wich aus. Die Polizisten versuchten, die Türen aufzureißen, gerieten aber ins Straucheln, als Hagman den Wagen herumriss. Gleich darauf kamen ihm mehrere Polizeifahrzeuge entgegen. Hagman fuhr von der Straße ab und jagte zwischen Wacholderbüschen und Felsen weiter. Der Wagen schlingerte unkontrolliert, und Emma konnte noch einen Schrei ausstoßen, ehe sie mit einer Tanne kollidierten. Es gab einen heftigen Knall. Sie wurde gegen die Windschutzscheibe geschleudert. Ein Hagel aus Glassplittern brach über sie herein. Sie bemerkte nur noch, dass Hagman aus dem Wagen sprang und davonstürzte. Um sie herum stieg dicker Qualm auf. Sie stieß mit dem Fuß die Wagentür auf, zwängte sich hinaus und fiel bewusstlos zu Boden.
     
    Karin Jacobsson sah den Wagen aus der Ferne. Sie konnte Emma auf dem Boden neben dem Auto erkennen und entdeckte den davonlaufenden Hagman. Sie zog ihre Pistole aus dem Halfter und entsicherte sie.
    »Hagman!«, schrie sie zu den anderen Polizisten hinüber. »Da ist er!«
    Im selben Moment hatte Jens Hagman sie gesehen. Er rannte auf den Wald zu. Hinter sich hörte Karin erregte Stimmen. Sie hielt die Waffe vor sich hin, zielte auf Hagmans Beine.
    »Stehen bleiben!«, befahl sie.
    Aber er verschwand hinter einer alten Windmühle.
    Karin lief langsamer. Sie wusste, dass er bewaffnet war. Wenn sie nicht aufpasste, konnte er ihr zuvorkommen.
    Vorsichtig schlich sie um die Mühle. Sie hörte ein Geräusch und fuhr herum. Hagman stürzte sich auf sie. Sie fielen zu Boden. Ein Schuss ging mit ohrenbetäubendem Knall los. Der Körper, der auf ihrem lag, erschlaffte.

 
     
     
     
    Als Emma im Krankenhaus von Visby erwachte, wusste sie zuerst nicht, was geschehen war. Aber dann stellten sich die Erinnerungen wieder ein. Der Bunker. Knutas mit seinen Leuten. Hagman, der ihr das Messer an den Hals hielt, dann der Zusammenstoß.
    Sie öffnete die Augen. Kniff sie zusammen. Zwei verschwommene Gestalten standen neben ihrem Bett. Eine dritte saß weiter entfernt.
    »Mama«, sagte eine ängstliche Stimme.
    Es war Filip. Jetzt sah sie ihn ganz klar. Sein Gesicht war blass und verzweifelt, seine Augen standen voller Tränen. Sofort hielt sie ihn im Arm. Sara war gleich darauf bei ihr.
    »Hallo, ihr beiden! Jetzt ist alles wieder gut«, sagte Emma und sah aus dem Augenwinkel, dass ihr Mann vom Stuhl aufstand und zum Bett herüberkam.
    Er setzte sich auf die Bettkante und nahm ihre Hand. Es war vorbei. Endlich war es vorbei.
     
    Eine Krankenschwester kam herein, bat Olle und die Kinder zu gehen und erklärte, sie könnten am nächsten Tag wiederkommen. Sie umarmten sie noch einmal innig.
    Emma merkte, wie müde sie war. Sie musste schlafen. Sie wollte nur noch schnell auf die Toilette. Alles schien auf dem Kopf zu stehen. Die Zeit, die sie im Bunker eingesperrt gewesen und Hagman ausgeliefert war, kam ihr vor wie eine Ewigkeit, überlegte sie, während sie zuhörte, wie der Urinstrahl in die Toilettenschüssel prasselte. Sie wusch sich die Hände, trank einen Becher Wasser und ging wieder in ihr Zimmer.
    Neben dem Bett stand eine Vase mit Margeriten und Kornblumen. Dazwischen steckte eine Karte. Sie lächelte beim Lesen. Die Karte stammte von Knutas. Er wünschte gute Besserung und versprach, am nächsten Tag anzurufen.
    Sie kletterte wieder ins Bett. Legte sich das Kissen zurecht. Ihr Körper war wie gerädert, und sie hatte heftige Kopfschmerzen. Sie wollte nur noch schlafen.
    Als sie die Hand nach der Nachttischlampe ausstreckte, fiel ihr Blick auf eine Vase mit gelben Rosen, die auf der Fensterbank stand.
    Mit großer Anstrengung stand sie noch einmal auf und fand bei dem Strauß einen Briefumschlag mit einer Karte von Johan.
    »Möchtest du mit mir ein Kartoffelfeld anlegen?«

 
     
     
     
    Knutas zog energisch an seiner Pfeife und musste schrecklich husten. Er rauchte eigentlich nur selten; er pusselte lieber an seiner Pfeife herum, stopfte sie und nuckelte daran, ohne sie anzuzünden. Eine überaus
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