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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe
Autoren: Alexander Kent
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erkennbar.
    »Natürlich haben Sie das, Sir.« Er lehnte sich so weit vor, daß sein Gesicht im Sonnenlicht lag. »Der Dienstrang spielt doch dabei keine Rolle.«
    »Nein, in der Tat nicht«, antwortete Bolitho. »Wir haben zuviel zusammen erlebt. Und seit Sie uns damals auf dem Meer vor Afrika gefunden haben, stehe ich tief in Ihrer Schuld.«
    Er hörte sich leise sagen. »Ich möchte, daß Sie eine Beförderung annehmen …« Er zögerte. »Werden Sie mein Flaggkapitän. Ich will keinen anderen haben.«
Sag ihm, wie du ihn brauchst.
Die Worte schienen in der Luft zu hängen. »Ich kam nur, um Sie darum zu bitten.«
    Tyacke starrte ihn an. »Es gibt keinen, unter dem ich lieber dienen würde, Sir. Aber …« Er schien seinen Kopf zu schütteln. »Ja, so ist es wirklich, Sir. Ohne Ihr Vertrauen in mich wäre ich längst in Selbstmitleid verfallen. Aber ohne die Freiheit dieses Schiffes, ohne die
Larne …
Sie verlangen zuviel von mir, Sir.«
    Bolitho griff nach seiner Jacke. Avery würde oben auf ihn warten. Wenn er sich einmischte, würde er ihn nur verletzen.
    Er erhob sich und streckte seine Hand aus. »Ich werde zum Hafenadmiral fahren.« Er sah ihm gerade in die Augen und wußte, er würde diesen Augenblick nie vergessen. »Sie sind mein Freund und der von Lady Catherine Somervell – und dabei wird es immer bleiben. Ich werde darum bitten, daß Ihre Mannschaft Wache um Wache an Land gehen kann.«
    Er fühlte die Härte des Handschlags, hörte die Bewegung in Tyackes Worten. Und dann war der Augenblick vorbei.
    Leutnant George Avery kletterte aus der Kutsche. Er fühlte feinen Regen an den Laternen vorbei in sein Gesicht wehen.
    »Warte hier, es dauert nur einen Augenblick. Dann kannst du uns zum Boar's Head fahren.«
    Es hatte alles länger gedauert als erwartet, oder war es nur früher dunkel geworden als sonst? Er zog den Hut tiefer in die Stirn und stellte den Kragen seines Bootsmantels hoch. Er spürte Leere im Magen und erinnerte sich, außer ein paar hastigen Bissen in einem Gasthof am Weg, den ganzen Tag noch nichts gegessen zu haben.
    Auf dem Wasser des Hamoaze hinter den Docks flackerten bereits Ankerlichter wie Glühwürmchen. Dunkle Schatten von kleinen Booten, Offiziere kamen und verließen die Schiffe, Wachboote wurden rundum gerudert – das war das nie ruhende Leben in einem Kriegshafen.
    Hier an der Mauer brannten Lampen vor Gangways und Relingspforten. Wer Hafengelände nicht gewöhnt war oder zuviel getrunken hatte, der konnte sonst leicht über einen Festmacherring stolpern oder über Material, das Werftarbeiter hatten liegenlassen. Ein Sturz ins Wasser wäre die Folge.
    Er sah die nackten Masten der Brigg. In der auflaufenden Flut schienen sie höher als sonst. Männer an der Relingspforte: Er erkannte an den weißen Aufschlägen den Mantel eines Leutnants. Wahrscheinlich war die Seesoldatenwache angetreten, um den Vizeadmiral zu verabschieden.
    Er fragte sich, was wohl an Bord besprochen worden war. Vielleicht war es nur um alte Zeiten gegangen. Armer Allday. Der war sicher außer sich über diese Reise, bei der er nicht seinen gewohnten Platz einnahm.
    Avery erkannte in dem kräftigen Offizier Paul Ozanne,
Larnes
Ersten Offizier.
    »Ich wurde aufgehalten, Mister Ozanne. Ich hoffe, Sir Richard ist nicht zu ungehalten!«
    Ozanne nahm seinen Arm und führte ihn nach achtern. Er blickte durch das Skylight nach unten in die Kajüte. In der Dunkelheit brannte eine einsame Kerze.
    »Sir Richard ist längst von Bord!« sagte er geradeheraus. »Wir sollen Ihnen ausrichten, er erwartet Sie im Haus des Hafenadmirals.«
    Avery richtete sich auf. Irgend etwas war schiefgelaufen. Und zwar sehr schief. Sonst wäre … »Was ist passiert?« Ozanne müßte es wissen. Besser als jeder andere verstand er seinen Kommandanten, der auch noch sein Freund war.
    »Er ist allein da unten und trinkt. Und zwar schlimmer denn je. Ich verstehe überhaupt nichts mehr. Das macht mich sehr unruhig.«
    Avery erinnerte sich an Bolithos Gesichtsausdruck, als er an Bord geklettert war. Ängstlich, fast mutlos – ganz anders, als er ihn von zu Hause in Falmouth oder von See her kannte.
    »Soll ich mal mit ihm reden?« Er erwartete eigentlich ein entschiedenes Nein.
    Doch statt dessen sagte Ozanne nur rauh: »Das wäre gut. Aber passen Sie auf sich auf. Es könnte Ihnen kräftig entgegenwehen.«
    Avery nickte. Er hatte verstanden. Allday hatte diesen Ausdruck schon einmal warnend gebraucht.
    Unter Deck war es so dunkel, daß
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