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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe
Autoren: Alexander Kent
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keine Erinnerung an die Bediensteten der Godschales oder Hamett-Parkers aufkommen.
    Bethune spielte an seinen Uniformknöpfen. »Wie geht's Mylady? Ich hoffe ausgezeichnet.«
    Bolitho entspannte sich etwas. Vielleicht war dies ein Test, ein erster Schuß, um die Distanz zu messen und das Ziel zu erfassen.
    »Lady Catherine Somervell geht es sehr gut, vielen Dank. Wir sehen uns bald in Chelsea wieder.« Nur ein leichtes Augen flackern. Sonst nichts.
    Bethune nickte. »Ich würde mich sehr freuen, sie zu treffen.«
    Bolitho erinnerte sich an Godschale, der einst an diesem Tisch gesessen hatte. Unentwegt hatte er über die Last seines Amtes geklagt und dabei ständig neue Liaisons mit den jungen Ehefrauen subalterner Offiziere geplant. Das war ihm schließlich schlecht bekommen.
    Seinen ehemaligen Midshipman sah Bolitho mit anderen Augen. Gutaussehend, manchmal sogar etwas verwegen – viele Frauen bewunderten das. Er war verheiratet, aber vielleicht hielt er sich irgendwo eine Geliebte.
    Der Diener reichte die Gläser. Der kühle Rheinwein war nach der langen Reise sehr erfrischend. Die Pferde waren in Gasthäusern gewechselt worden, die sich immer mehr ähnelten. Ob der Wein wohl aus dem Laden in der Saint James's Street stammte, in den ihn Catherine geführt hatte?
    Bethune fuhr fort: »Ich habe alle Ihre Briefe und Depeschen gelesen. Besonders interessieren mich Ihre Ansichten über Blockaden und den Schutz von Handelsrouten. Sie haben in allen Punkten recht, Sir Richard.« Wieder dieses ansteckende Lächeln, ein Leutnant, der Vizeadmiral spielt. »Doch Ihre Lordschaften werden Sie selber überzeugen müssen.«
    Bolitho dachte an Tyacke und an Catherines Worte, als er ihr erklärt hatte, was er mit ihm plante. Sie hatte recht behalten. Das bedrückte ihn noch immer.
    »Wir haben gute Nachrichten über Ihren Freund und ehemaligen Flaggkapitän Valentine Keen.«
    Bolitho hoffte, Bethune nichts von seiner Überraschung spüren zu lassen. Hatte der seine Gedanken gelesen?
    »Er wird zum Konteradmiral befördert – verdientermaßen, wie Sie in Ihrem Bericht klar empfohlen haben!«
    Bolitho sah zur Seite. Er erinnerte sich, wie feindlich Hamett-Parker diesem Vorschlag begegnet war. Doch jetzt, da Keen den sicheren Rang als Flaggoffizier bekleiden würde, konnte er sich nur an Adams verzweifelte Beichte am Kamin in Falmouth erinnern. Zenoria – die Frau eines Flaggoffiziers? Man konnte es sich kaum vorstellen. Die Frau mit den Mondscheinaugen würde in einer Welt untergehen, die nicht die ihre war und die sie nicht einmal verstand. Dabei durfte sie Adam nicht mit sich ziehen.
    Bethune nahm ein zweites großes Glas Wein. »Ich teile Ihre Überzeugung, was die Vereinigten Staaten angeht. Übrigens ist Ihr kürzlicher Gegner Kapitän Nathan Beer zum Commodore befördert worden, wie ich hörte.«
    Bolitho erinnerte sich an die Furcht, als die Splitter wie Stacheln in seinem Gesicht steckten. Herrick schleppte sich an Deck, sein Stumpf blutete. Er setzte den Kommandanten der
Valkyrie
kurzerhand ab und übernahm selber das Kommando über das Schiff.
    »Wenn ich ihn wieder treffe, wird er zum Admiral befördert werden.«
    Er sah, wie zufrieden Bethune war.
    Leise fragte er: »Sie glauben also, es wird zum Krieg kommen?«
    »Ja. Wenn ich erklären darf, warum …«
    Bethune lächelte. »Erklären Sie das nicht mir. Ich bin davon überzeugt. Die anderen machen sich mehr Sorgen über die Kosten als über den Ausbruch.«
    Bolitho dachte wieder an Catherine. Sie war jetzt sicher schon in Chelsea – oder fast dort. Bevor er nach Plymouth aufbrach, hatte sie wieder den Arzt in London erwähnt.
    »Es kann kein Fehler sein. Vielleicht kann er dir sogar helfen.«
    Da fragte Bethune plötzlich: »Macht Ihr Auge Ihnen Probleme?«
    Bolitho merkte, daß er sich das Auge gerieben hatte.
    »Nur Zug, sonst nichts, nehme ich an.«
    »Möglich. Sie waren ja in Cornwall«, meinte Bethune spöttelnd.
    Er stammte selber dorther. Bolitho erinnerte sich, daß er es erwähnt hatte, als Bolitho das Kommando über die
Sparrow
übernahm. Doch ihn sich jetzt noch in Cornwall vorzustellen, das konnte er nicht.
    Aber er war gewitzt, ziemlich gewitzt. Er erfuhr besser nichts von seiner Verletzung.
    »Die Wahl Ihres Flaggschiffs
Indomitable
«, fuhr Bethune fort, »hat mich ein wenig überrascht. Zwar kann ich mir Ihre Gründe denken. Aber Ranghöhere mögen anders darüber denken. Oder spotten, daß Sie eine ausgeprägte Neigung zu alten Schiffen
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