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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe
Autoren: Alexander Kent
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mußte einige Briefe beenden, die mit der Nachmittagspost vom Marktplatz in Falmouth abgehen sollten. Einer war an die Admiralität adressiert. Zwischen ihnen beiden gab es jetzt keine Geheimnisse mehr. Sie hatte ihm sogar ihren Besuch in Whitechapel geschildert und von Sillitoes Hilfsbereitschaft berichtet.
    Bolitho hatte darauf nur leise gesagt: »Und ich glaubte immer, dem Mann könne man nicht trauen.«
    Sie hatte Richard im Bett in die Arme geschlossen und geflüstert: »Er half mir, als niemand anderer da war. Aber ein Kaninchen darf niemals dem Fuchs den Rücken zukehren.«
    Zum Brief an die Admiralität hatte er nur bemerkt: »Irgend jemand muß wohl meinen Bericht über die Gefechte bei Mauritius gelesen haben. Darin habe ich mehr Fregatten gefordert. Aber ich kann immer noch nicht glauben, daß durch die staubigen Korridore der Admiralität ein neuer Wind weht.«
    An einem dieser Tage stand er mit ihr auf dem Kap unterhalb von Pendennis Castle. Seine Augen hatten die gleiche Farbe wie die grauen Wolken, die in endloser Folge am Himmel vorbeizogen.
    Sie hatte gefragt: »Würdest du jemals einen Posten in der Admiralität annehmen?«
    Er hatte sich zu ihr umgedreht und entschlossen und überzeugend geantwortet: »Wenn ich der See den Rücken kehre, werde ich auch der Navy den Rücken kehren, Kate, endgültig.« Er lachte auf seine jungenhafte Art. Und die Falten in seinem Gesicht verschwanden.
    »Mich würden sie übrigens niemals darum bitten!«
    Und sie selber hatte darauf nur geantwortet: »Sicher meinetwegen, oder wegen unseres Verhältnisses – das ist der wahre Grund!«
    »Vielleicht. Aber das ist keine Strafe, Kate, sondern eine Belohnung!«
    Sie mußte jetzt auch an den jungen Adam Bolitho denken. Seine Fregatte
Anemone
lag nach der langen Reise von Mauritius über das Kap der Guten Hoffnung und Gibraltar in Plymouth in der Werft. Sie war im letzten Gefecht mit Barattes Kaperern so durchlöchert worden, daß ihre Pumpen auf der langen Heimreise keine Stunde aussetzen konnten.
    Heute wollte Adam nach Falmouth kommen. Sie hörte vom Turm der Kirche König Charles der Märtyrer die Uhr schlagen. In dieser Kirche waren seit Jahrhunderten alle Bolithos getauft worden, hatten dort geheiratet und in ihrem Schatten die letzte Ruhestätte gefunden. Es war gut, wenn Richard Zeit für ein Gespräch mit seinem Neffen fand. Sie bezweifelte allerdings, daß er mit Adam über Valentine Keens Frau sprechen würde. Es war unklug, offen darüber zu sprechen.
    Sie dachte an Allday, den sie in der kleinen Gaststätte
Old Hyperion
in Fallowfield besucht hatte. Ein Maler aus der Gegend hatte das Gasthausschild gemalt – und zwar bis auf die letzte Geschützpforte exakt, wie Allday nach seiner Trauung eine Woche vor Weihnachten stolz versicherte. Unis, seine strahlende Frau, kannte die
Hyperion
auch, denn ihr erster Mann war auf ihr gefallen. Sie hatte Kate anvertraut, daß John Allday insgeheim fürchtete, Sir Richard könne ihn an Land zurücklassen, wenn er sein nächstes Kommando antrat.
    Sie sprach mit großer Liebe von diesem großen, schlottrigen Seemann, ohne Furcht, daß die Navy sich zwischen sie drängen könnte. Und sie war stolz auf die starken Bande, die den Vizeadmiral und seinen Bootssteuerer zusammenhielten.
    Catherine hatte geantwortet: »Ich weiß. Ich muß es genauso aushalten wie Sie. Unseretwegen sind die Männer da draußen – ständig gefährdet durch die See und Kugeln.
Nur unseretwegen
.« Sie war sich nicht ganz sicher, ob sie Unis überzeugt hatte.
    Sie lächelte und schmeckte beim Reiten Salz auf den Lippen.
Ob ich das selber glaube?
    Die Stute wurde schneller, als sie auf die neue Straße kamen, die Lewis Roxby von französischen Kriegsgefangenen hatte bauen lassen. Catherine vermutete, daß die Gefangenen auch sein Haus und den Garten so makellos gepflegt hielten. Bolithos eigener Besitz wurde wie die meisten Güter der Umgebung von Männern versorgt, die die Marine, der sie treu gedient hatten, als Krüppel an Land geworfen hatte. Ohne offiziellen Schutzbrief war jeder junge Mann ständig in Gefahr, von den ewig gierigen Preßkommandos eingefangen zu werden. Doch in dunklen Nächten half auch solch ein Schutzbrief nichts, wenn draußen ein Kriegsschiff ankerte und ihr Kommandant die an Bord Gebrachten nicht sonderlich genau prüfte.
    Sie sah das Dach des alten grauen Hauses in der letzten Senke des Hügels. Ob Adam Neuigkeiten mitgebracht hatte? Auch ihm würde sicher auffallen, wie erholt
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