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Dein goettliches Herz entflammt

Dein goettliches Herz entflammt

Titel: Dein goettliches Herz entflammt
Autoren: Kelly Keaton
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Armee zu dem Herrenhaus an der River Road geschickt, um meinen Vater zu retten, doch wie erwartet war nichts mehr von dem Gefängnis zu finden, es war, als hätte es nie existiert. Dem Hexenmeister war es schwergefallen, das zu tun. Mein Vater hatte im Namen Athenes unschuldige τέρατα und Menschen mit Macht getötet. Doch die Liebe zu meiner Mutter hatte ihn verändert, hatte ihm die Kraft gegeben, sich der Göttin zu widersetzen. Dafür hatte er jahrelang gebüßt. Und jetzt würde er noch länger büßen. Meinetwegen.
    Ich musste immer wieder an den Moment im Gefängnis denken. Ich hatte direkt vor ihm gestanden, war bereit gewesen, ihn aus seiner Zelle zu befreien. Ich hätte tun sollen, was ich für richtig hielt, als ich die Chance dazu hatte. Ich hätte den Schlüssel von Michel zurückverlangen können. Ich hätte mich wehren sollen, hätte mich weigern sollen zu gehen, bis alle Gefangenen frei waren.
    Reue und mein schlechtes Gewissen quälten mich wie ein Stachel im Fleisch. Ich musste ihn finden.
    Es war fast eine Erleichterung, New 2 zu verlassen, meinen Erinnerungen zu entkommen, mit Crank zusammen in den Lieferwagen zu steigen und über den Lake Pontchartrain nach Covington, der Grenzstadt, zu fahren, wo Bruce und Casey auf mich warteten.
    »Bist du sicher, dass du das tun willst?«, fragte mich Casey und schlang ihre Arme um meinen Hals. Als sie mich losließ, nutzte ich die Gelegenheit, um mir ihr Gesicht einzuprägen. Rund. Freundlich. Leuchtend blaue Augen, die jede einzelne ihrer Regungen verrieten. Augen, in denen jetzt Tränen standen.
    Die beiden wussten nur, dass ich einen vielversprechenden Hinweis auf meinen Vater gefunden hatte und ihm nachgehen musste, bevor die Spur sich verlor. »Ich muss es tun. Ich muss meinen Vater finden.«
    Dann war Bruce an der Reihe. Er umarmte mich in einer Wolke aus Rasierwasser, ein würziger, frischer Duft, der mich tief einatmen ließ. Ich drückte seine Schulter. »Pass auf dich auf«, murmelte er. »Vergiss dein Training nicht. Und melde dich regelmäßig.«
    Ich trat zurück und nickte.
    »Der Papierkram ist erst in sechzig Tagen abgeschlossen, aber die Novem müssen gute Verbindungen haben, denn es war bestimmt nicht einfach, die Genehmigung für eine Übertragung der Vormundschaft zu bekommen«, meinte Casey. »Wir geben dir Bescheid, wenn es so weit ist.«
    »Danke.«
    In Kürze würde Michel Lamarliere mein Vormund sein. Zumindest für die nächsten sechs Monate, bis ich achtzehn wurde.
    Die Sandersons halfen mir, meine Sachen von ihrem SUV in den Lieferwagen umzuladen. Ich besaß nicht viel – zwei große Müllsäcke mit Kleidung und Schuhen und ein paar Kartons mit Büchern und anderem Kram, der sich im Laufe der Jahre angesammelt hatte.
    »In einem der Kartons ist ein Fotoalbum von uns«, sagte Casey, während sie mit den Tränen kämpfte.
    Bruce schloss die Hecktür des Lieferwagens, dann umarmten mich beide noch einmal. Er flüsterte mir ins Ohr: »Ich habe dir auch noch etwas von mir dazugelegt.« Dem Ton seiner Stimme nach zu urteilen, musste dieses geheimnisvolle Etwas in die Kategorie persönliche Schutzmaßnahmen fallen. »Wir haben dich lieb, Kleines.«
    »Ich euch auch«, stammelte ich, obwohl ein dicker Kloß in meiner Kehle saß.
    Der Abschied von Casey und Bruce fiel mir furchtbar schwer. Ich unterdrückte meine Tränen und bemühte mich, nicht die Fassung zu verlieren, als wir wegfuhren. Erst als Crank die Post abgeliefert und die Säcke mit der neuen Post eingeladen hatte und wir wieder auf dem holprigen Highway waren, der nach New 2 führte, wischte ich mir ein paar Tränen aus den Augenwinkeln.
    Die letzten Sonnenstrahlen spiegelten sich auf dem Wasser des Sees und verwandelten ihn in eine glänzende Fläche aus dunklen Blau-, Violett- und Orangetönen. Am Horizont funkelte die Silhouette von New 2 und ließ mich daran denken, wie Crank und ich zum ersten Mal über die Brücke in die Halbmondstadt gefahren waren. Doch dieses Mal war unser Ziel nicht der GD . Dieses Mal fuhren wir ins French Quarter .
    Langsam – und trotz des Verbots für alle Privatfahrzeuge – rollte der Lieferwagen über die Royal Street und wich Fußgängern und Pferdekutschen aus. Es war fast schon dunkel. Fast schon Zeit für den nächsten Mardi-Gras-Umzug, den nächsten Ball. Dinge, die mir inzwischen herzlich egal waren.
    Crank parkte vor dem Cabildo. »Ich warte hier auf dich.«
    Ich nickte und holte tief Luft. Dann setzte ich mein Pokergesicht auf
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