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Defekt

Defekt

Titel: Defekt
Autoren: Patricia Cornwell
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Persönlichkeit zu einer
anderen wird, von denen jede dominant ist und das Verhalten bestimmt. Der
Mensch verändert sich im Hinblick auf Gesichtsausdruck, Körperhaltung, die Art
zu gehen und sich zu benehmen und sogar auf Stimmlage, Tonfall und Sprechweise.
Früher hat man diese Erkrankung oft mit der Besessenheit von bösen Geistern zu
erklären versucht.“
    „Glaubst du, dass Helens Persönlichkeiten - Jan,
Stevie, die Person, die sich als Zitruskontrolleur ausgegeben hat, und ihre
übrigen Identitäten - voneinander wissen?“
    „Während ihres Aufenthalts in McLean stritt sie ab,
an einer Persönlichkeitsspaltung zu leiden, selbst nachdem Mitarbeiter
berichteten, sie hätte vor ihren Augen die Identität gewechselt. Sie hatte
akustische und visuelle Halluzinationen. Hin und wieder sprachen ihre
unterschiedlichen Persönlichkeiten sogar in Gegenwart des Arztes miteinander. Und
schon im nächsten Moment war sie wieder Helen Quincy, saß reizend und höflich
auf ihrem Stuhl und tat, als hätte der Psychiater, der glaubte, dass sie an
einer Persönlichkeitsstörung erkrankt sei, eine Schraube locker.“
    „Ich frage mich, ob Helen selbst je wieder zum
Vorschein kommen wird“, meint Scarpetta.
    „Nachdem sie und Basil ihre Mutter getötet hatten,
wechselte sie die Identität und wurde Jan Hamilton. Das war eine bewusste
Entscheidung, keine Persönlichkeitsspaltung, Kay. Glaub also bloß nicht, dass
es sich bei Jan um eine ihrer Persönlichkeiten handelt, wenn du verstehst, was
ich meine. Das war nur ein falscher Name, hinter dem sich Helen, Stevie, Hog
und wer auch sonst noch immer verstecken konnten.“
    Staub wirbelt auf, als sie über den zugewachsenen
Feldweg holpern. In der Ferne ist ein verfallenes Haus zu erkennen, überall
wuchern Unkraut und Gestrüpp.
    „Vermutlich können wir davon ausgehen, dass Helen
Quincy mit zwölf aufgehört hat zu existieren“, sagt Scarpetta.
    Lucys Helikopter ist auf einer kleinen Lichtung
gelandet. Der Rotor dreht sich noch, und sie schaltet die Turbinen ab. Vor dem
Haus stehen ein Möbelwagen, drei Polizeifahrzeuge, zwei Geländewagen der
Akademie und Rebas Crown Victoria.
     
    Das Hotel Sea Breeze liegt so weit im Landesinneren,
dass es gewiss nie auch nur den Hauch einer Meeresbrise abkriegt, und auch die
Bezeichnung Hotel ist sehr wohlwollend gewählt. Es gibt nicht einmal einen
Swimmingpool.
    Laut Aussage des Mannes an der Rezeption in der
schäbigen Vorhalle mit der ratternden Klimaanlage und den Plastikpflanzen
bekommen Langzeitmieter hier Rabatt.
    Er berichtet, Jan Hamilton habe einen unregelmäßigen
Lebenswandel gepflegt und sei, insbesondere in letzter Zeit, oft tagelang
nicht im Haus gewesen. Auch ihr Kleidungsstil sei sehr abwechslungsreich
gewesen, einen Tag sehr weiblich, am nächsten eher maskulin.
    Mein Motto lautet leben und leben
lassen, sagte der Mann an der Rezeption,
als Marino sich dort nach Jan erkundigt hatte.
    Es war nicht weiter schwer gewesen, sie ausfindig zu
machen. Nachdem Helen aus der Röhre gekrochen war, während die Wachen Basil am
Boden festhielten, war alles vorbei. Sie kauerte sich in eine Ecke, brach in
Tränen aus und schluchzte, sie sei nicht Kenny Jumper und habe noch nie von ihm
gehört. Sie stritt ab zu wissen, wovon überhaupt die Rede sei, und auch Basil
kenne sie nicht. Außerdem habe sie nicht die geringste Ahnung, wie sie in die
MRT-Abteilung des McLean Hospital in Belmont, Massachusetts, gekommen sei.
Benton gegenüber verhielt sie sich sehr höflich und kooperativ, nannte ihm ihre
Adresse und sagte, sie arbeite stundenweise als Barkeeperin in South Beach, und
zwar in einem Restaurant namens Rumors, das einem sehr netten Herrn namens
Laurel Swift gehöre.
    Marino geht vor dem offenen Wandschrank in die
Hocke. Der Schrank hat keine Tür und ist nur mit einer Kleiderstange ausgestattet.
Auf dem schmutzigen Teppich liegen ordentlich gefaltete Kleiderstapel, die
Marino mit behandschuhten Händen durchgeht. Der Schweiß tropft ihm in die
Augen, denn die ins Fenster eingelassene Klimaanlage funktioniert nicht gut.
    „Ein langer schwarzer Mantel mit Kapuze“, sagt er zu
Gus, einem von Lucys Spezialagenten. „Hört sich bekannt an.“
    Er reicht Gus den zusammengelegten Mantel, den
dieser in einer braunen Papiertüte verstaut. Anschließend beschriftet er die
Tüte mit dem Datum sowie der Bezeichnung und dem Fundort des Kleidungsstücks.
Inzwischen häufen sich Dutzende brauner Papiertüten, alle mit
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