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Defekt

Defekt

Titel: Defekt
Autoren: Patricia Cornwell
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Ich bin wirklich beeindruckt. Nun
frage ich mich, ob Sie mir vielleicht helfen könnten, in den Sommerferien eine
Praktikumsstelle dort zu bekommen. Ich studiere Nuklearbiologie und Genetik in
Harvard und möchte später Forensikexpertin mit Fachgebiet DNA werden. In der
Anlage finden Sie eine Datei mit weiteren Informationen zu meiner Person.
     
    Mit freundlichen Grüßen
    Jan Hamilton
     
    PS: Am besten erreichen Sie mich unter
dieser Adresse. Mein E-Mail-Account in Harvard wird von einer Firewall
geschützt, sodass ich außerhalb des Universitätsgeländes keinen Zugriff darauf
habe.
     
    „Mist!“, ruft Marino. „Verdammter Mist.“
    Lucy ruft weitere E-Mails auf. Die Briefe werden
immer persönlicher, dann romantisch und schließlich sogar anzüglich. Außerdem
dauert die Korrespondenz zwischen Joe und Jan während ihrer gesamten
Praktikumszeit an der Akademie an. Den Abschluss bildet eine E-Mail, die Joe
ihr im vergangenen Juli geschickt hat. Darin schlägt er ihr vor, die
Horror-Szene im Verwesungs-Labor doch ein wenig kreativer zu gestalten. Er
meinte, sie solle in seinem Büro vorbeischauen, um sich die Spritzbestecke
abzuholen und sich
vielleicht noch anderweitig stechen zu
lassen.
    Lucy kennt die Filmaufzeichnung der so schrecklich
gescheiterten Horror-Szene nicht. Sie hat sich diese Filme noch nie angesehen
und sich bis jetzt auch nicht dafür interessiert.
    „Wie heißt der Film denn?“, fragt sie, zunehmend
besorgt.
    „Body
Farm“, erwidert Marino.
    Lucy sucht die Videodatei und klickt sie an.
    Gemeinsam beobachten sie, wie die
Lehrgangsteilnehmer die Leiche des fettleibigsten Mannes umrunden, den Lucy je
gesehen hat. Er liegt voll bekleidet auf dem Boden und trägt einen billigen
grauen Anzug. Vermutlich hatte er ihn an, als er von einem plötzlichen
Herzstillstand niedergestreckt wurde. Der Verwesungsprozess hat bereits
eingesetzt. Auf seinem Gesicht wimmeln Maden.
    Die Kamera richtet sich auf eine hübsche junge Frau,
die die Jackentaschen des Toten durchwühlt. Plötzlich dreht sie sich zur
Kamera, zieht mit einem Aufschrei die Hand zurück und ruft, sie sei durch den
Handschuh von etwas gestochen worden.
    Stevie.
    Lucy versucht, Benton zu erreichen. Er geht nicht
ans Telefon. Dann ruft sie ihre Tante an: auch nicht da. Als sie die Nummer
des Labors für Magnetresonanz-Tomographie wählt, meldet sich Dr. Susan Lane.
Sie teilt Lucy mit, Benton und Scarpetta müssten jeden Moment hier sein, da sie
einen Termin mit einem Patienten hätten. Basil Jenrette.
    „Ich maile Ihnen jetzt einen Videofilm“, sagt Lucy.
„Vor etwa drei Jahren haben Sie eine junge Patientin namens Helen Quincy
untersucht. Ich frage mich, ob das dieselbe Person ist wie in dem Film.“
    „Lucy, das darf ich eigentlich nicht.“
    „Ich weiß, ich weiß. Bitte. Es ist wirklich sehr
wichtig.“
     
    WONK ...
WONK ... WONK ... WONK ...
    Dr. Lane hat Kenny Jumper in der Röhre. Sie ist
gerade mitten in einer Magnetresonanz-Tomographie, und im Labor herrscht der
übliche Lärm.
    „Können Sie die Datenbank aufrufen?“, bittet Dr.
Lane ihre Forschungsassistentin. „Und nachsehen, ob wir je eine Patientin
namens Helen Quincy untersucht haben? Es muss vor etwa drei Jahren gewesen
sein. Josh, machen Sie weiter“, wendet sie sich dann an den MRT-Techniker.
„Kommen Sie kurz ohne mich klar?“
    „Ich werd's versuchen.“ Er lächelt.
    Beth, die Assistentin, gibt etwas in einen Computer
ein und braucht nicht lange, um Helen Quincy zu finden. Dr. Lane hat Lucy in
der Leitung.
    „Haben Sie ein Foto von ihr?“, fragt Lucy.
    WOP, WOP,
WOP, WOP. Die Geräusche der Volumenvisualisierung
erinnern Dr. Lane an ein Unterseeboot.
    „Nur von ihrem Gehirn. Wir fotografieren unsere
Patienten nicht.“
    „Haben Sie sich das Video angesehen, das ich Ihnen
gerade gemailt habe? Vielleicht sagt Ihnen das etwas.“
    Lucy klingt verzweifelt und enttäuscht.
    „Einen Moment bitte. Allerdings weiß ich nicht, was
ich Ihrer Ansicht nach damit anfangen soll“, entgegnet Dr. Lane.
    „Vielleicht erinnern Sie sich ja an sie. Schließlich
haben Sie vor drei Jahren auch schon dort gearbeitet. Sie oder einer Ihrer
Kollegen hat sie untersucht. Johnny Swift hat damals bei Ihnen die
Facharztausbildung gemacht und könnte sie auch gesehen oder die Aufnahmen ihres
Gehirns gesichtet haben.“
    Dr. Lane versteht nicht ganz, wovon die Rede ist.
    „Möglicherweise haben Sie sie ja selbst untersucht“,
beharrt Lucy. „Sie könnten ihr vor drei Jahren
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