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Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt

Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt

Titel: Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt
Autoren: Faye Kellerman
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Tochter.«
    Bontemps grinste. »Ja, Sir. Die Neulinge müssen unbedingt an die Kandare genommen werden.«
    Decker lachte. »Bye, Detective.«
    »Soll ich die Tür schließen, Sir?«
    »Geht nicht. Sie ist verzogen.«
    »Kann nicht allzu schwierig sein, das zu reparieren.«
    »Vielleicht sollte ich mir einen Hobel nehmen und es selber machen.« Decker hielt inne. »Aber wozu? Ich glaube, ich lasse sie einfach, wie sie ist.«

45
    Sie sah bedrückt aus, aber irgendwie machte sie das nur noch schöner. Sie sah älter und weiser dadurch aus. Ihre Haut war blasser, als Decker sie vom letzten Mal in Erinnerung hatte, die Wangen ein wenig schmaler. Sie trug ein weites Kleid, ein Muster mit Hunderten von Rosen. Ihr langes, rotbraunes Haar war mit einer Blumenspange im Nacken zusammengenommen. Sie hätte eine Adlige aus viktorianischer Zeit sein können.
    Decker zeigte auf einen Stuhl neben seinem Tisch. »Du bist nicht mit ihm gegangen, Terry?«
    »Sieht ganz so aus.«
    »Bist du an der UCLA?«
    Sie nickte. »Im Augenblick ja.«
    »Bist du böse auf mich?«
    Die Frage überraschte sie. »Darüber habe ich nie nachgedacht. Vielleicht.«
    Decker lächelte leise, aber sie lächelte nicht zurück. Ihre Augen wurden feucht. »Ich dachte, das hier interessiert Sie vielleicht«, sagte sie. »Ich habe es gestern mit der Post bekommen.«
    Sie reichte Decker einen Zeitungsausschnitt.
    Gesellschaftsseite.
    Ein Schwarzweiß-Bild. Die Braut war ein übergewichtiges Mädchen mit einem runden, durchschnittlichen Gesicht. Aber irgendwie überstrahlte die Freude in ihrem Ausdruck die ganze Unansehnlichkeit, die ihr von Gott mitgegeben war. Der Bräutigam sah alles andere als begeistert aus, aber auch nicht übermäßig unglücklich. Mehr erleichtert als alles andere. Als wenn er nun den Tiefpunkt erreicht hätte und jetzt einfach alles besser werden musste.
    Decker las:
    DONATTI UND BENEDETTO TAUSCHEN DIE RINGE.
    Er überflog den Artikel und las laut: »Christopher Sean Donatti …« Er hielt inne. »Chris hat seinen Namen geändert?«
    »Wahrscheinlich. Er ist schließlich Joseph Donattis Sohn.« Terry nahm ihm den Artikel wieder ab und steckte ihn in ihr Portemonnaie. »Chris’ subtile Art, mir zu sagen, dass ich hingehen soll, wo der Pfeffer wächst.«
    »Ich glaube nicht, dass er überglücklich ist, Terry.«
    »Wer weiß? Er hängt mehr der Rache an als der Liebe. Das hat er mir mal gesagt. Jetzt glaube ich ihm.«
    »Für dich ist es viel besser so.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher. Ich bin schwanger.«
    Decker ließ sich nichts anmerken, aber innerlich verdrehte sich ihm der Magen. Er wartete, dass sie etwas sagen würde, aber sie tat es nicht. Also fragte er: »Hast du es deinen Eltern gesagt?«
    »Als Erstes«, sagte Terry. »So bin ich eben. Verantwortungsbewusst bis zum Letzten.«
    »Und?«
    »Na ja. Ich habe verschiedene Möglichkeiten. Ich kann es zur privaten Adoption freigeben – das Lieblingsmodell meiner Eltern. Sie sind katholisch und betrachten eine Abtreibung als Todsünde. Und wenn ich es privat mache, können sie die zu erwartenden Adoptiveltern für meine medizinische Betreuung zur Kasse bitten.«
    Sie sah zu Boden, dann wieder hoch.
    »Ich kann es natürlich auf eigene Kosten abtreiben lassen. Aber dazu bin ich wieder zu katholisch. Und wenn Chris das herausfindet, dann würde er mich, glaube ich, wirklich umbringen. Die letzte Möglichkeit lautet: Ich behalte es und ziehe es groß. Aber dann wäre es aus mit dem Vollzeitstudium. Weil ich ja arbeiten müsste. Meine Eltern haben mir rundheraus gesagt, dass das Ganze mein Problem ist. Also soll ich am besten gleich von Anfang an selber sehen, wie ich damit zurechtkomme.«
    Niemand sagte etwas.
    Schließlich fuhr sie fort. »Natürlich würden sie mir einen Preisnachlass für Zimmer und Verpflegung geben, wenn ich bei ihnen bleibe.«
    »In welchem Monat bist du, Terry?«
    »Ungefähr in der zwölften Woche.« Sie sah ihn mit trockenen Augen an. »Inzwischen habe ich mir eine eigene Lösung ausgedacht, schließlich bin ich ja kreativ. Ich ziehe nach Chicago, wenn das erste Vierteljahr an der Uni rum ist … also kurz vor Weihnachten. Meine Großeltern mütterlicherseits leben dort. Wir haben im vergangenen Jahr ziemlich viel miteinander gesprochen. Sie sind wunderbare Menschen … pensioniert, aber noch gar nicht so alt … Ende fünfzig.«
    Sie wischte sich die Augen.
    »Ich habe ihnen die Situation erklärt. Sie haben darauf bestanden, dass ich zu ihnen ziehe, und
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