Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenfaust - 086 - Vermisst

Sternenfaust - 086 - Vermisst

Titel: Sternenfaust - 086 - Vermisst
Autoren: M’Raven
Vom Netzwerk:
 
     
    »Eintritt in den Normalraum in 45 Sekunden.«
    Diese Meldung war in den letzten Wochen zur Routine geworden, bei der nur die Zeitangabe wechselte. Trotzdem rief sie gespannte Aufmerksamkeit und höchste Konzentration auf der Brücke der STERNENFAUST hervor. Denn der Sondereinsatzkreuzer und das Schwesterschiff SONNENWIND befanden sich immer noch mitten im Gebiet der feindlichen Dronte. Sie waren die ersten Schiffe der Solaren Welten, die in dieses Gebiet in TransAlpha vordrangen, das Tausende von Lichtjahren vom heimatlichen Sol-System entfernt lag. Deshalb gab es auch keine Sternenkarten, mit deren Hilfe eine Orientierung hier möglich gewesen wäre. Und niemand konnte voraussagen, ob das Sonnensystem, das sie jeweils als nächsten Zwischenstopp ansteuerten, von Dronte bewohnt war oder nicht. Aus diesem Grund wurde vor jedem Austritt aus dem Bergstromraum das gesamte Schiff in Alarmbereitschaft versetzt und alle Geschütze bemannt.
    »Eintritt in den Normalraum erfolgt – jetzt«, meldete Lieutenant John Santos. Er zündete sofort die Bremsdüsen, damit die STERNENFAUST in ungefähr drei Stunden zu relativem Stillstand kommen konnte. Es war besser, die Ortungen für die Kartographierung und die Ausrichtung auf das Ziel – den Ursprung des Richtsignals der geheimnisvollen Lichtsonden – dann vorzunehmen und nicht in voller Fahrt.
    Doch auch jetzt schon lieferten die Scanner augenblicklich eine Fülle von Daten, die unter anderem eindeutig belegten, dass das System, dessen äußeren Rand die STERNENFAUST gerade passierte, von Dronte bewohnt war. Zumindest befanden sich auf dem fünften Planeten eindeutig Kuppelbauten von der Art, wie sie die Dronte bevorzugten.
    Captain Dana Frost starrte angespannt auf den Bildschirm. Die letzten bewohnten Sonnensysteme, die die beiden Star Corps-Schiffe angeflogen hatten, waren von den Dronte erst kürzlich verlassen worden, beziehungsweise waren die Bewohner gerade dabei gewesen, sie zu verlassen. Dass sie dabei alles zurückließen und, soweit man feststellen konnte, nichts auf ihrer Reise nach wohin auch immer mitnahmen – nicht einmal persönliches Gepäck – war etwas, das den Captains Dana Frost und Chip Barus zu denken gab.
    »Keine Aktivitäten, die darauf hindeuten, dass das System noch bewohnt wäre«, teilte Ortungsoffizier Ashley Briggs mit. »Aber nach den Restsignaturen zu urteilen, die hier noch messbar sind, können die letzten Schiffe nicht länger als vier bis fünf Tage weg sein.«
    »Haben Sie auch eine Richtung für uns, Lieutenant?«, fragte Frost.
    Briggs grinste flüchtig. »Links an der Sonne dort vorn vorbei und dann immer geradeaus«, zitierte er einen Satz aus einem uralten Science Fiction-Film, den er und Fähnrich Lin Al-Qamar am vergangenen Abend gesehen hatten. Er wurde sofort wieder ernst, als er Frosts unbewegten Blick bemerkte. »Verzeihung, Ma’am«, sagte er schnell. »Sollte ein Scherz sein. Die Richtung, in der die Dronteschiffe geflogen sind, deckt sich ungefähr mit der, in die der Kommunikationsstrahl zielte, dem wir folgen.«
    »Interessant«, fand Commander van Deyk.
    »Und damit meinen Sie was, I.O.?«, wollte Frost von ihrem Stellvertreter wissen.
    »Nun, Ma’am, ich dachte dabei an die ominöse Bemerkung, die die Dronte Leila Irina Nikona gemacht hat – das alle Dronte der ›Ruf‹ ereilt habe, wie Bruder William erzählte. Dass dieser Ausdruck etwas damit zu tun hat, dass sich die Dronte überall zurückzuziehen scheinen, liegt auf der Hand, aber dennoch, ich frage mich, was wohl dahinterstecken könnte.« Er deutete auf den Bildschirm, auf dem die Planeten des Systems stetig größer wurden. »Ich denke, wir können es jetzt als nahezu erwiesen betrachten, dass die Dronte offensichtlich alle von ihnen hier besiedelten Gebiete verlassen. Wie es aussieht, planen sie keine Rückkehr. Aber warum? Und vor allem: Wohin gehen sie?«
    »In jedem Fall alle in dieselbe Richtung«, sagte Briggs. »Von allen Auszügen der Dronte aus ihrer jeweiligen Heimstätte, bei denen wir die Richtung feststellen konnten, war es immer dieselbe, in die sie sich auf ihrem ›Exodus‹ gewandt haben. Und die ist, wie ich bereits sagte, identisch mit der, in die auch der Kommunikationsstrahl aus dem Kubus bei Karalon ging. Irgendwo dort muss also ihr Gelobtes Land liegen.«
    »Danke für die Information, Lieutenant«, sagte Frost. Sie schien mit ihren Gedanken woanders zu sein. In der Regel nahm sie Briggs saloppe Aussagen etwas heiterer hin.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher