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Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer
Autoren: Deborah Crombie
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haben, hinter Schals und hohen Krägen. Jetzt möchte ich ihn sehen.«
      Er dachte, sie würde ablehnen, aber nach einem kurzen Zögern hob sie langsam die Hände und löste den Knoten des Schals, der doppelt um ihren Hals geschlungen war. Sie wickelte ihn herunter, zog, und die Seide fiel in ihren Schoß.
      Die Daumenabdrücke auf beiden Seiten ihres Kehlkopfs waren deutlich zu sehen. Die violetten Druckstellen hatten schon begonnen, zu einem häßlichen grünstichigen Gelbton zu verblassen.
      Kincaid hörte, wie Gemma mit einem unterdrückten Laut die Luft anhielt. Sehr langsam und betont sagte er: »Ihr Mann ist nach Hause gekommen und hat Sie gewürgt. Er hat Ihnen die Hände um den Hals gelegt und gedrückt, bis Ihnen schwarz vor Augen wurde. Dann hat irgend etwas ihn einen Moment abgelenkt, und er hat sich von Ihnen abgewandt. Er hatte ja keine Angst vor Ihnen. Aber Sie wußten, daß er diesmal vernünftigen Worten nicht mehr zugänglich war, und Sie hatten Angst um Ihr Leben. Sie packten den nächstliegenden Gegenstand und schlugen ihn damit. Es gab noch einen Hammer, nicht wahr, Mrs. Gilbert, der hier in der Küche lag?
      Und als Sie sahen, was Sie getan hatten, schlüpften Sie in den alten schwarzen Regenmantel, der draußen im Vorraum hängt, und brachten den Hammer weg. Percy Bainbridge hat Sie gesehen, eine schattenhafte Gestalt, wie er uns gesagt hat. Was haben Sie mit dem Hammer getan, Claire? Haben Sie ihn in der Asche des Feuers von Guy-Fawkes-Abend vergraben?«
      Noch immer sagte sie kein Wort, sah nicht von ihren Händen auf.
      Kincaid fuhr zu sprechen fort, ruhig und gedämpft. »Ich traue Ihnen nicht zu, daß Sie einen anderen dafür büßen lassen werden - nicht Geoff und nicht Brian und auch nicht David Ogilvie. Was ich nicht verstehe, ist, warum Sie nicht gleich auf Notwehr plädiert haben.« Er wies auf ihren Hals. »Sie hatten doch den unwiderlegbaren Beweis.«
      »Ich dachte, niemand würde mir glauben.« Claires Stimme war so leise, daß man hätte meinen können, sie spräche mit sich selbst. »Er war doch Polizeibeamter. Ich habe überhaupt nicht daran gedacht, daß ich einen Beweis hatte.« Sie hob den Kopf und lächelte schwach. »Ich war wahrscheinlich nicht recht bei Sinnen. Es hat sich genauso abgespielt wie Sie gesagt haben. Aber ich wollte ihn nicht töten. Ich wollte ihn nur daran hindern, mir etwas anzutun.«
      Sie rutschte nach vorn, zur Sofakante, und ihre Stimme wurde lauter, als würde es mit Übung leichter, die Worte auszusprechen. »Aber ich habe ihn getötet. Ja, ich habe meinen Mann getötet.«
      Sie ist zu ruhig, dachte Kincaid und sah, daß ihre im Schoß liegenden Hände sich nicht entspannt hatten. Im Gegenteil, sie waren so fest ineinandergekrampft, daß die Knöchel weiß waren, ebenso wie die Fingerspitzen mit den abgeknabberten Nägeln. Eine merkwürdige Gewohnheit für eine so gepflegte Frau, dachte er, und im selben Moment erkannte er mit Entsetzen die Wahrheit.
      Er erinnerte sich an die kleinen Risse in Gilberts Hemd, auf die die Pathologin, Kate Ling, ihn hingewiesen hatte. Diese Risse konnten nicht von Claire Gilberts Fingernägeln verursacht worden sein. Und Claire Gilbert hatte auch niemals sich selbst schützen wollen mit ihrer erfundenen Geschichte von fehlendem Schmuck und offenstehenden Türen.
      Er schluckte, um die aufsteigende Übelkeit zurückzudrängen und sah Gemma an. Hatte auch sie die Wahrheit erkannt? Wenn nur er sie wußte, sollte, durfte er dann Claire ihre Geschichte lassen?
      Die Tür öffnete sich. Lucy kam herein und schloß sie sorgfältig hinter sich. Im grünen Kleid, mit nackten Füßen und vom Schlaf zerzausten dunklen Haar sah sie aus wie eine Waldnymphe.
      »Ich habe gelauscht«, sagte sie und trat neben Kincaid. »Das ist alles nicht wahr. Mami hat Alastair nicht getötet. Ich habe es getan.« Sie sah ihre Mutter fest an.
      »Lucy, nein!« Claire wollte aufspringen. »Hör sofort auf. Geh rauf in dein Zimmer.«
      Gemma hob abwehrend die Hand, und Claire sank wieder auf das Sofa, den Blick auf ihre Tochter gerichtet. Als Lucy entschlossen neben Kincaid stehen blieb, wandte Claire sich mit flehentlich ausgestreckten Armen an ihn. »Achten Sie nicht auf sie. Sie ist durcheinander. Sie will mich nur schützen.«
      »Es ist genauso passiert, wie meine Mutter gesagt hat«, fuhr Lucy fort. »Nur daß ich aus Guildford nach Hause gekommen bin. Ich hab’ mich gewundert, als ich Alastairs
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