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Dinner for One Killer for Five

Dinner for One Killer for Five

Titel: Dinner for One Killer for Five
Autoren: Michael Koglin
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Sir Toby

    »Sind Sie sicher, dass Sie dieses Kleid tragen wollen, Miss Sophie?«
    »James?«
    »Nun, ich meine, es scheint mir etwas frisch zu sein heute Abend und da...«
    »Aber James.«
    »Und diese pfirsich...«
    »Cremefarben, James, es ist cremefarben.«
    »Ich meine nur, es könnte unpassend...«
    »Unpassend ist Ihre Meinung, James.«
    »O ja, Miss Sophie, es ist, also es ist eine frische Farbe, frisch wie der Frühling und...«
    »James, haben wir wieder am Port...«
    »Aber nein, Miss Sophie.«

    Miss Sophie verließ den Salon, um im Ankleidezimmer ihre Vorbereitungen für den Abend abzuschließen. James blickte ihr wütend nach. Lächerlich würde sie sich machen mit diesem Windhund. Ungeduldig wischte er mit dem Wedel aus Straußenfedern über die Anrichte. Die Porzellanhunde rutschten gefährlich nahe an den Rand. Sollten sie doch herunterfallen, es ging ohnehin alles zu Bruch! Ja, Scherben passten genau in diese Situation. Nun war es schon zur Gewohnheit geworden, jede Woche ließ sie sich von diesem windigen Sir Toby zu einem Tänzchen in Browns Café ausführen, und man wusste ja, wie so etwas endete. Mit Tränen und Migräne. Besonders, wenn es sich um ein spätes Mädchen... Er hatte sich in Rage versetzt und die Worte zornig knurrend ausgesprochen. Vergeblich versuchte er, sie mit einem Räuspern zu überspielen. Miss Sophie stand in der Tür, ihren Rougepinsel noch in der Hand. Die Federboa um ihr Dekollete bebte.
    »Bitte, James?«
    »Oh, nichts.«
    »Wie lange haben wir jetzt das Vergnügen miteinander?«
    Die Federn um ihren Hals zitterten heftiger.
    »Wie lange ich das Vergnügen habe, für... ähh, also... Miss Sophie?«
    »Nicht einmal daran können Sie sich erinnern. Dabei ist es noch gar nicht so lange her, seit Sie in meine Dienste getreten sind.«
    »Sehr wohl, Miss Sophie.«
    »Wir wollen das Arbeitsverhältnis doch nicht verkürzen, nicht wahr, James?«
    »O nein, Miss Sophie.«
    »Fein. James, ich denke, es wird spät werden.«
    »Ja, Miss Sophie.«

    James hörte den knatternden Motor und dann die Bremsgeräusche eines Wagens. Er band sich seine Arbeitsschürze über den Frack und schob geräuschvoll einen Stuhl an den Esstisch. Wie konnte er Miss Sophie nur begreiflich machen, worauf sie sich da einließ? Dieser Sir Toby hatte nicht nur einen äußerst zweifelhaften Ruf, er war auch... James spürte, wie ein kalter Schauer seinen Rücken hinunterlief. Niemals hätte er gedacht, dass er ihm tatsächlich einmal leibhaftig begegnen würde. Und schon gar nicht unter diesen Umständen. Es war grotesk. Geradezu unwirklich. Aber auf keinen Fall würde er sich seine Stellung in diesem Haus nehmen lassen. Das kam überhaupt nicht in Frage. Außerdem hatte er eine Verpflichtung Miss Sophie gegenüber. Sicher, sie war temperamentvoll und strahlte eine gewisse Robustheit aus, doch andererseits wusste er von ihrer Verletzlichkeit. Und die Welt konnte ihren Bewohnern ein sehr hartes Los auferlegen. Wer wüsste besser als er, wie brutal das Schicksal zuschlagen konnte? Ja, die Welt konnte erbarmungslos sein, besonders in dieser Zeit, in der die Liebe nur noch ein Geschäft war und niemand Rücksicht auf verletzte Gefühle nahm. Manchmal kam es James vor, als sei er vorzeitig an der Welt gealtert.
    Er wischte mit einem feuchten Tuch über den Tisch, stellte die Vase auf die Anrichte und zog eine Dose mit Politur aus seiner Schürze. Laut schallte das Ding-Dong der Türglocke durchs Haus. James fuhr zusammen. Er hatte gleich gefunden, dass dieses neue Läutspiel eher in eine mittelgroße Kapelle gepasst hätte. In den eleganten Räumen von Rosen-Manor erschien es ihm jedoch geradezu vulgär.
    Er öffnete die Politurdose und nahm mit einem Tuch etwas Creme auf. Langsam begann er, die Tischplatte zu polieren. Wieder dröhnte die Glocke durchs Haus.
    »James?!«
    »Ja, Miss Sophie.«
    »Wollen Sie nicht die Tür öffnen?«
    »Ja, Miss Sophie.«

    Gemächlich verschloss er die Dose und wickelte sie in das Tuch. Beide ließ er in der Tasche seiner Schürze verschwinden.
    Als er die Tür öffnete, quoll ihm ein gewaltiger Strauß roter Rosen entgegen.
    »Sophie-Täubchen, die habe ich...«
    »Sir?«
    »Sie sind’s, James! Mein Gott, wie sehen Sie denn aus?«
    Sir Tobys erschreckte Miene tauchte hinter den schweren Blüten auf. Donnernd lachte er ihm direkt ins Gesicht. »Wenn ich arbeite, Sir, pflege ich die Kleidung meiner Tätigkeit anzupassen.«
    »Schon gut, James, schön gut.«
    »Das Wort
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