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Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer
Autoren: Deborah Crombie
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würde sich solche Behandlung auf die Dauer gefallen lassen.< Aber so etwas geschieht nicht plötzlich, es schleicht sich ein. Es ist ein allmählicher Prozeß, als ob man eine Fremdsprache lernt. Eines Tages wacht man auf und merkt, daß man auf Griechisch denkt, und man war sich dessen nicht einmal bewußt gewesen. Man hat sich auf seine Bedingungen eingelassen.
      Ich habe ihm geglaubt, als er mir erklärte, ich sei unfähig, allein zu stehen. Erst als ich bei Malcolm zu arbeiten angefangen habe, ist mir langsam aufgegangen, daß das vielleicht gar nicht stimmt.« Claire hielt inne. Ihr Gesicht war angespannt, ihr Blick auf etwas gerichtet, das sie nicht sehen konnten. »Es war der Beginn einer Auferstehung, einer Wiedergeburt des ganzen Potentials, das in mir steckte, als ich Alastair zehn Jahre vorher geheiratet hatte.« Sie seufzte und sah Kincaid und Gemma wieder an. »Aber ich hatte im Lauf der Jahre gelernt, daß es besser war, diese Veränderungen für mich zu behalten.«
      Leise sagte Kincaid: »Aber es hat nicht geklappt, nicht wahr? Sie haben innerhalb eines Jahres zwei Knochenbrüche erlitten.«
      Instinktiv, als wollte sie es schützen, umschloß Claire ihr rechtes Handgelenk mit ihrer linken Hand. »Ich vermute, er hat gespürt, daß meine gesammelte Aufmerksamkeit nicht mehr ihm galt. Ich habe plötzlich die subtilen Signale ignoriert, die sonst immer genügt hatten, um mich zu manipulieren, und das hat zu Wutausbrüchen geführt.«
      »Hat die körperliche Gewalt da angefangen?«
      Sie schüttelte den Kopf, und als sie sprach, war ihre Stimme kaum zu hören. »Nein. Das hat eigentlich gleich zu Beginn unserer Ehe angefangen, aber es waren Kleinigkeiten, die er mit einem Lachen abtun konnte. Püffe, Kniffe und ähnliches. Sehen Sie, gleich nach unserer Heirat habe ich entdeckt ...« Claire schwieg und strich mit der Hand über ihren Mund. »Mir fallen nicht die Worte ein, um es taktvoll auszudrücken. Im Sexuellen wollte er - er wollte mich nur fügsam haben. Wenn ich eigenen Wünschen oder Bedürfnissen Ausdruck gegeben habe, oder auch nur Lust, hat ihn das absolut wütend gemacht - dann hat er mich gemieden wie die Pest. Ja, und als meine Abneigung gegen ihn dann immer stärker wurde, brauchte ich nur vorzugeben, ich wollte etwas von ihm, dann hat er mich sofort in Ruhe gelassen.
      Verstehen Sie? Es war ein ziemlich kompliziertes Spiel, und schließlich hatte ich es einfach satt, dieses Spiel. Ich habe ihn ganz unverblümt zurückgewiesen, und da hat er begonnen, mich zu beschuldigen, ich hätte einen Liebhaber.«
      »Und hatten Sie einen?« fragte Kincaid.
      »Nein, damals nicht. Aber mit seinen Beschuldigungen hat er mich auf die Idee gebracht. Wenn ich schon in seiner Phantasie gesündigt hatte, warum dann nicht in der Realität?« Sie lächelte, sich selbst verspottend. »Irgendwie war es so leichter zu rechtfertigen.«
      Ausgehungert, dachte Kincaid, der sich des Wortes erinnerte, das David Ogilvie gebraucht hatte. Ausgehungert nach Zärtlichkeit, ausgehungert nach Wärme. Bei Brian hatte sie beides gefunden. Aber war es für sie den Preis wert gewesen?
      »Mrs. Gilbert.« Er wartete, bis er ihre ungeteilte Aufmerksamkeit hatte. »Bitte sagen Sie uns, was am Abend des Todes Ihres Mannes geschehen ist.«
      Sie antwortete nicht, hob den Blick nicht von ihren gefalteten Händen.
      »Soll ich Ihnen sagen, was ich glaube?« fragte Kincaid. »Lucy ist am Nachmittag allein zum Einkaufen nach Guildford gefahren. Sie ist eindeutig identifiziert worden, aber niemand erinnert sich daran, Sie gesehen zu haben. Ihr Mann hatte Ihnen gesagt, er hätte am Abend einen Termin, aber zu Ihrer Überraschung kam er kurz nach seiner üblichen Zeit plötzlich ins Haus. Er hatte sich gerade mit Ogilvie am Bahnhof in Dorking getroffen, und Ogilvie hatte ihm von Ihrem geheimen Bankkonto berichtet.
      Ihr Mann war so wütend, wie Sie ihn noch nie gesehen hatten. Er war außer sich darüber, daß Sie es gewagt hatten, ihn zu hintergehen, ihn zum Narren zu halten.« Kincaid machte eine Pause. Er hatte die hastig abgebrochene Geste gesehen, den nervösen Griff an ihren Hals. »Öffnen Sie bitte Ihren Schal, Mrs. Gilbert.«
      »W-was?« Sie räusperte sich.
      »Machen Sie Ihren Schal auf. Sie waren an dem Abend heiser - ich weiß noch, daß ich mich darüber gewundert habe, wie rauh Ihre Stimme klang. Heute morgen ist mir aufgefallen, daß Sie die ganze Woche Ihren Hals versteckt
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