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Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer
Autoren: Deborah Crombie
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Gespür für die Wahrheit zu haben schien, und an den zurückhaltenden Abschied, den sie von dem enttäuschten Nick Deveney genommen hatte. Wieder sah sie Kincaid an und fragte sich, ob sie den Mut habe, ihrer eigenen Wahrheit ins Auge zu sehen.
      »Kommen Sie doch noch mit rein«, sagte sie, als er den Wagen vor ihrer Wohnung angehalten und den Motor ausgeschaltet hatte. Durch das Laub der Bäume im Garten konnte sie im Kinderzimmerfenster des großen Hauses Licht sehen. Toby war also noch wach, aber sie war bereit, das Wiedersehen mit ihm aufzuschieben.
      »Es war ein harter Tag, Gemma, und ich weiß, daß Sie müde sind«, antwortete Kincaid, der selbst erschöpft wirkte. »Ein ander ...«
      »Bitte. Ich würde mich freuen.« Sie kramte in ihrer Handtasche nach dem schweren Schlüssel, und als sie aus dem Wagen stieg, folgte er ihr.
      Drinnen warf sie ihre Tasche und ihren Mantel auf die Truhe neben der Tür, eilte geschäftig durch die Wohnung, um Jalousien herunterzulassen und Licht zu machen. »So, das ist schon besser«, stellte sie fest und sah sich befriedigt um. Hazel mußte in der Wohnung gewesen sein; sie sah frisch gefegt aus, und auf dem niedrigen Tisch stand eine Vase mit dunkelgelben Rosen. Hatte sie nicht irgendwo gelesen, gelb sei die Farbe der Trauer?
      »Ich hole uns eine Flasche Wein.« Sie öffnete eine Flasche guten Burgunder, den sie für eine besondere Gelegenheit aufgehoben hatte, und stellte sich auf Zehenspitzen, um vom obersten Bord des Küchenschranks die guten Gläser zu nehmen.
      Kincaid, der sich an die lange Arbeitsplatte unter dem Fenster zurückgezogen hatte, um bei dem Wirbel von Aktivität nicht im Weg zu sein, beobachtete sie, ohne ein Wort zu sagen. Erst als sie ihm sein Glas reichte, sagte er: »Gemma ...«
      »Ich wollte mit dir reden.« Sie verhaspelte sich beinahe in ihrer Hast. »Aber ich weiß nicht, wie ich anfangen soll. Was in den letzten Tagen geschehen ist - es hat mir Anstoß gegeben, über vieles nachzudenken.«
      Unfähig, seinem ruhigen Blick zu begegnen, wandte sie sich ab und ließ ihre Hand über die gelben Rosen auf dem Tisch gleiten. »Du mußt verstehen, daß meine Arbeit mir sehr wichtig ist, und daß ich auch noch andere Pflichten und Bindungen habe. Ich habe Toby. Und ich habe Will versprochen, ihn zu besuchen so oft ich kann ...«
      »Gemma, hör doch auf. Du brauchst dich bei mir nicht zu entschuldigen für das, was du fühlst oder nicht fühlst. Du hast das...«
      »Nein, laß mich ausreden.« Sie wandte sich ihm wieder zu und strich sich mit einer ungeduldigen Bewegung das Haar aus dem Gesicht. »Du verstehst nicht, was ich dir zu sagen versuche. Ich habe alles nur in Schwarz oder Weiß gesehen. Dich und auch die Arbeit. Ich hatte Angst, daß ich mich von den Gefühlen für dich einfach auslöschen lassen würde. Ich hatte Angst, ich würde mich verlieren und alles verlieren, wofür ich so hart gearbeitet habe. Aber ...« Sie hielt inne und starrte auf ihr dunkles leise schwankendes Spiegelbild in der Tiefe ihres Weins. »Ich habe gesehen, wie Claire Gilbert ihre Kraft gefunden und ihr Leben wieder in Besitz genommen hat, obwohl sie so Schlimmes durchgemacht hatte. Mir ist klar geworden, daß wir immer eine Wahl haben, und daß ich mich dafür entscheiden kann, die, zu der ich mich selbst gemacht habe, niemals fortzulassen.«
      Gemma sah zu ihm auf, schluckte, holte Atem. Sie konnte das Pulsen ihres Bluts in ihren Ohren hören. »Ich weiß, ich drücke mich nicht besonders gut aus. Was ich sagen will, ist, daß ich glaube, ich muß dieses Risiko eingehen. Ich will nicht den Rest meines Lebens anderen Menschen hinterherschauen und mich fragen, wie es wohl ist, wenn man geliebt wird. Das, was Will passiert ist - und Jackie -, das hätte dir passieren können. Die Chance, die wir haben, ist so zerbrechlich - ich will sie nicht ausschlagen.«
      Sie wußte nicht mehr weiter. Jetzt konnte sie nur noch auf seine Antwort warten. Sekunden vergingen, während er sie ansah, ohne etwas zu sagen. Sein Gesicht war ausdruckslos. Ihr wurde eiskalt vor Angst. Hatte sie zu lange gewartet?
      Dann lächelte er, das vertraute, übermütige Lächeln, und zog fragend eine Augenbraue hoch. »Wer nicht wagt, der nicht gewinnt?«
      Gemma nickte, unfähig zu sprechen.
      Er hob sein Glas und sagte leise: »Auf uns, Liebste.« Er trank, dann stellte er das Glas auf den kleinen Tisch. »Wie lange haben wir, ehe wir Toby holen
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