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Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer
Autoren: Deborah Crombie
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er mit dem Stock aufs Wasser. »Da hat sich was im Wasser verfangen, gleich unter der Oberfläche. Eine tote Katze vielleicht?« Er drehte sich nach ihr um und grinste.
      »Sei nicht so eklig, Matty.« Sie wußte, daß ihr pingeliger, scharfer Ton ihn in seiner Necklust nur bestärken würde, aber es war ihr inzwischen egal. »Ich geh wirklich ohne dich.« Als sie sich zornig abwandte, spürte sie, wie sich ihr Magen unwillig zusammenzog. »Ehrlich, Matty, ich hab keine Lust -« Das aufspritzende Wasser klatschte ihr an die Beine, gerade als sie herumwirbelte. »Matty! Sei nicht so -«
      Er war in den Bach gefallen, lag mit Armen und Beinen strampelnd rücklings im Wasser. »Das ist vielleicht kalt«, rief er mit verblüfftem Gesicht. Lachend robbte er auf das Ufer zu und schüttelte sich dabei das Wasser aus den Augen.
      Julia sah, wie sein Lachen erlosch. Wie seine Augen sich weiteten, sein Mund sich mit einem Ausdruck des Schreckens öffnete.
      »Matty -«
      Die Strömung erfaßte ihn und riß ihn fort. »Julia, ich kann nicht -« Wasser überschwemmte sein Gesicht und füllte seinen Mund.
      Stolpernd rannte sie am Ufer entlang und riefseinen Namen. Es begann zu regnen. Große Tropfen schlugen ihr ins Gesicht und nahmen ihr die Sicht. Sie blieb mit dem Fuß an einem Stein hängen und stürzte. Sie rappelte sich hoch und rannte weiter, den Schmerz an ihrem Schienbein kaum wahrnehmend.
      »Matty! Oh, Matty! Bitte!« Die immer selben Worte wurden zur Beschwörung. Durch das schlammige Wasser konnte sie das Blau seiner Schuluniform sehen und den hellen Fleck seines Haars.
      An der Stelle, wo der Bach breiter wurde und sich von ihr abwandte, fiel das Gelände jäh ab. Julia schlitterte den Hang hinunter und hielt an. Auf der anderen Seite hing eine alte Eiche über den Bach, ihre starken Wurzeln freigelegt vom Wasser, das das Ufer unterhöhlt hatte. Hier hing Matthew fest, unter den Wurzeln eingeklemmt wie von einer Riesenhand.
      »Oh, Matty!« schrie sie, lauter jetzt und voller Angst. Sie watete ins Wasser, und warmes, salziges Blut sickerte in ihren Mund, als sie sich die Unterlippe aufbiß. Die Kälte war ein Schock, betäubte ihre Beine. Sie zwang sich weiterzugehen. Das Wasser wirbelte um ihre Knie, riß an ihrem Rock. Es erreichte ihre Taille, dann ihre Brust. Sie schnappte nach Luft, als die Kälte sie einschloß. Ihre Lunge schien wie gelähmt von der Kälte, unfähig, sich auszudehnen.
      Die Strömung riß an ihr, zerrte an ihrem Rock, drohte ihre Füße von den bemoosten Steinen zu stoßen. Die Arme ausgebreitet, um die Balance zu halten, schob sie vorsichtig ihren rechten Fuß vorwärts. Nichts. Sie tastete nach der einen Seite, dann nach der anderen, auf der Suche nach Grund. Noch immer nichts.
      Kälte und Anstrengung raubten ihr schnell die Kraft. Sie atmete mit zitternden, keuchenden Stößen, und die Strömung schien fester zuzupacken. Sie blickte bachauf und bachab, sah keinen Weg, zur anderen Seite zu kommen. Aber das hätte sowieso nicht geholfen - von dem steilen Ufer aus hätte sie ihn niemals erreichen können.
      Sie begann leise zu jammern. Sie streckte ihre Arme nach Matty aus, aber er war viel zu weit weg, und sie hatte zu große Angst, um der Strömung zu trotzen. Hilfe. Sie mußte Hilfe holen.
      Sie spürte, wie das Wasser sie hochhob und vorwärtsriß, als sie sich herumdrehte, aber sie stolperte weiter, stemmte ihre Absätze und Zehen in die Steine, um Halt zu finden. Die Strömung ließ nach, und sie kletterte aus dem Wasser. Von einer Welle der Erschöpfung überschwemmt, blieb sie einen Moment am schlammigen Ufer stehen. Noch einmal sah sie zu Matty hinüber, sah seine Beine, die sich seitwärts in der Strömung drehten. Dann rannte sie los.
      Das Haus hob sich aus dem Dunkel der Bäume, seine weißen Kalksteinmauern schimmerten geisterhaft im frühen Zwielicht. Ohne zu überlegen rannte Julia an der Haustür vorbei, um das Haus herum, zur Küche, wo Wärme und Geborgenheit warteten. Keuchend vom steilen Anstieg den Hügel hinauf, rieb sie sich das Gesicht, das von Regen und Tränen naß war. Sie hörte ihren eigenen Atem, das Quietschen ihrer Schuhe bei jedem Schritt und spürte das Kratzen der dicken feuchten Wolle ihres Rocks an ihren Oberschenkeln.
      Sie riß die Tür zur Küche auf, stürzte hinein, blieb stehen. Wasser sammelte sich auf den Fliesen zu ihren Füßen. Plummy, die mit einem Holzlöffel in der Hand am Herd stand, das dunkle
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