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Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer
Autoren: Deborah Crombie
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umdrehte.
      Ihre Haltung, wie aufgeschreckt, die sogleich spürbare Intimität des Raums verrieten ihm das Störende seines Eindringens. »Verzeihen Sie, daß ich Sie störe. Ich bin Duncan Kincaid von Scotland Yard. Ich habe mehrmals geklopft.«
      »Ich habe Sie gar nicht gehört. Ich meine, wahrscheinlich habe ich Sie gehört, aber nicht darauf geachtet. Das geht mir häufig so, wenn ich arbeite.« Selbst ihrer Stimme fehlte der samtige Wohlklang, den die Stimme ihrer Mutter besaß. Sie glitt vom Hocker und wischte sich die Hände an einem Tuch ab. »Ich bin Julia Swann. Aber das wissen Sie ja schon, nicht wahr?«
      Ihre Hand war ein wenig feucht von der Berührung mit dem Tuch, doch ihr Zugriff war rasch und hart. Er sah sich nach einer Sitzgelegenheit um, konnte aber nur einen schäbigen alten Sessel entdecken, so tief, daß er ihr darin praktisch zu Füßen gesessen hätte. Er zog es vor, sich an einen Arbeitstisch zu lehnen, auf dem heilloses Durcheinander herrschte.
      Obwohl der Raum ziemlich groß war - wahrscheinlich, dachte er, hatte man hier eine Wand herausgerissen, um aus zwei Zimmern eines zu machen -, war kein Winkel vom Chaos verschont. Nur die Fenster, mit Sonnenjalousien aus einfachem weißem Reispapier, waren Inseln der Ruhe im Sturm der allgemeinen Unordnung, ebenso wie der hohe Arbeitstisch, an dem Julia Swann gesessen hatte, als er ins Zimmer gekommen war. Auf diesem Tisch lag lediglich ein Stück weißen Kunststoffs, das mit leuchtenden Farbklecksen gesprenkelt war, und daneben lehnte leicht schräg eine Sperrholzplatte. Ehe sie sich wieder auf den Hocker setzte und ihm den Blick versperrte, sah er, daß ein kleines Blatt weißen Papiers mit Klebeband an der Sperrholzplatte befestigt war.
      Sie warf einen flüchtigen Blick auf den Pinsel, den sie immer noch in der Hand hielt, legte ihn auf den Tisch hinter sich und zog eine Packung Zigaretten aus ihrer Hemdtasche. Sie hielt ihm die Packung hin, und als er den Kopf schüttelte und »Nein danke« sagte, zündete sie sich eine Zigarette an und musterte ihn, während sie langsam den Rauch ausblies.
      »Also, Superintendent Kincaid - Sie sind doch Superintendent, nicht wahr? Meine Mutter war sehr beeindruckt von dem Titel, aber das ist nichts Ungewöhnliches. Was kann ich für Sie tun?«
      »Zunächst mein Beileid zum Tod Ihres Mannes, Mrs. Swann«, sagte er, wie es sich gehörte, obwohl er bereits ahnte, daß ihre Erwiderung nicht den Konventionen entsprechen würde.
      Sie zuckte die Achseln. Er sah die Bewegung ihrer Schultern unter dem losen Stoff des Hemdes. Frisch gestärkt, die Knöpfe links - Kincaid fragte sich, ob es ein Hemd ihres Mannes war.
      »Nennen Sie mich Julia. An >Mrs. Swann< konnte ich mich nie gewöhnen. Da bin ich mir immer vorgekommen wie Cons Mutter.« Sie neigte sich zu ihm hinüber und nahm einen billigen Porzellanaschenbecher mit der Aufschrift >Besuchen Sie die Cheddar-Höhle<. »Sie ist im letzten Jahr gestorben, die Schmerzensmutter bleibt uns also erspart.«
      »Haben Sie die Mutter Ihres Mannes nicht gemocht?« fragte Kincaid.
      »Eine zweihundertprozentige Irin, die immer nur ihr irisches Image gepflegt hat.« Dann fügte sie freundlicher hinzu: »Ihr Akzent hat sich proportional zu ihrer Entfernung von County Cork verstärkt.« Zum erstenmal lächelte Julia. Es war das Lächeln ihres Vaters, unverwechselbar, und es verwandelte ihr Gesicht. »Maggie hat Con vergöttert. Sein Tod hätte sie vernichtet. Cons Vater hat sich aus dem Staub gemacht, als Con noch ein Säugling war - wenn er überhaupt je einen Vater hatte«, fügte sie hinzu, leicht amüsiert, wie über einen Scherz, den nur sie kannte.
      »Bemerkungen Ihrer Eltern entnahm ich, daß Sie und Ihr Mann schon länger nicht mehr zusammengelebt haben.«
      »Nein seit...« Sie spreizte die Finger ihrer rechten Hand und schien abzuzählen. Ihre Finger waren lang und schlank, und sie trug keine Ringe. »Wir lebten seit mehr als einem Jahr getrennt.« Sie drückte ihre Zigarette im Aschenbecher aus.
      »Ein etwas merkwürdiges Arrangement, wenn ich das mal sagen darf.«
      »Finden Sie, Mr. Kincaid? Uns hat es gepaßt.«
      »Keine Scheidungspläne?«
      Wieder zuckte Julia die Achseln. Sie schlug die Beine übereinander und wippte leicht mit einem Fuß. »Nein.«
      Während er sie betrachtete, fragte er sich, wie hart er sie eventuell anfassen könnte. Wenn sie um ihren Mann trauerte, so verstand sie gut, es zu
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