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Bombe an Bord (Haie an Bord)

Bombe an Bord (Haie an Bord)

Titel: Bombe an Bord (Haie an Bord)
Autoren: Stefan Wolf
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1. Ein ganz dreister Dieb
     
    In der dritten Etage beugte Tim sich übers
Geländer. An der Rolltreppe vorbei sah er hinunter in die Abteilung
Haushaltswaren des Kaufhauses Wuhlwörs. Was seine Glotzer aufnahmen, brachte
seinen Atem fast zum Stillstand.
    Gibt’s das? Diese Dreistigkeit? Hat der
einen Dachschaden oder unheilbare Kleptomanie (triebhaftes Stehlen )?
    Hinter Tim, vor einem personenhohen
Spiegel, sagte Gaby: „Also, ich finde, die steht mir nicht.“
    „Steht dir ausgezeichnet“, sagte Karl
mit Überzeugungskraft.
    Klößchen stieß breiige Laute aus, die
niemand verstand. Er hatte den Mund voller Schokolade — zu voll. Immerhin
tönten die Laute bewundernd.
    Tim, früher Tarzan genannt, drehte sich
nicht um, krallte vielmehr beide Hände ins Geländer und beugte sich noch weiter
vor. Ein weniger sportlicher Typ wäre glatt abgestürzt.
    Eben schob da drunten ein Ladendieb
eine riesige Bratpfanne unter seinen popfarbenen Sommerblouson.
    Es war ein großer, dünner Kerl — wenig
über dreißig. Aus der Vogelperspektive bot er einen unschönen Kurzhaarschnitt
dar — ohne Koteletten.
    „Heh, Herr Carsten“, sagte Gaby spitz,
„interessiert es dich auch ein bißchen, wie die Badekappe mich kleidet?“
    „Riesig“, erwiderte Tim, ohne seine
Haltung zu verändern. „Aber im Moment gibt’s hier Wichtigeres. Da unten feiert
ein Ladendieb Klau-Orgien. Ich glaube, der will Herrn Wuhlwörs ruinieren.
Jetzt... jetzt... steckt er ein Waffeleisen unter die Jacke. Außerdem hat er
schon: Tee-Ei, Rohkostreibe, Bratpfanne, Wetzstein und Butterdose.“
    „Ist doch völlig klar“, lachte Karl:
„Der baut seinen Haushalt auf. Man fragt sich nur, wie der vorgeht, wenn er ein
Schlafzimmer braucht.“
    Jetzt entschwand der Dieb aus Tims
Blickfeld. Unten herrschte Gedränge. Aber niemand sonst merkte was. Kein
Hausdetektiv war zur Stelle, und die automatischen Überwachungskameras hatten
offenbar getrübte Objektive.
    „Er schwirrt ab.“ Tim wirbelte herum.
„Den kasche ich mir.“
    „Ihm nach!“ brachte Klößchen mit
halbleerem Mund hervor.
    „Aber wir schreiten erst ein“, warnte
Tim, „wenn er an der Kasse vorbei ist. Sonst redet er sich raus.“
    Gaby zerrte eine lilafarbene Badekappe
von ihren goldblonden Haaren. Sie flog auf den Wühltisch, wo noch ein paar
hundert andere lagen. Dann stürmte die TKKG-Bande zur Rolltreppe abwärts.
    Die zweite Wuhlwörs-Etage war wie ein
Supermarkt aufgebaut. Wer den Einkaufsbereich Richtung Treppe oder Rolltreppe
verließ, mußte — kanalisiert durch Ladenstraßen — zur Kasse. Es gab deren vier,
aber nur drei waren besetzt. Und die Kassiererinnen hatten alle Hände voll zu
tun, denn nicht nur die HAUSHALTS WAREN befanden sich in diesem Bereich. Die
Abteilungen SÜSS WAREN und TOPFPFLANZEN gehörten dazu.
    Tim sprang die abwärtsfahrende
Rolltreppe hinunter, denn gerade in diesem Augenblick bot sich freie Bahn.
    Nach seiner Berechnung mußte der Dieb
an Kasse 3 vorbei. Richtig! Dort kam er. Fünf Kunden waren vor ihm: alles
ehrliche Leute, die ihren Einkaufswagen schoben.
    Auch der Dieb schob einen
Einkaufswagen. Aber der war leer. Nein, nicht leer. Tim reckte den Hals.
Tatsächlich — ein Klarsichtbeutel mit Wäscheklammern lag drin. Daneben stand
ein Mini-Kaktus. Das war alles.
    Als Tarnung reicht das, dachte Tim,
aber nicht, um uns zu täuschen.
    Die Kassiererin an Kasse 3 war blond,
schätzungsweise Ende Zwanzig und hatte ein unfrohes Mausgesicht. Sie tippte die
Beträge ein. In nörgeligem Ton teilte sie die Endsumme mit.
    Ein altes Mütterchen hatte ein großes
Portemonnaie voller Kleingeld und zählte 42,80 DM in Münzen ab. Das dauerte
lange, und Mausgesicht blickte mehrmals himmelwärts.
    „Benehmt euch unauffällig!“ zischelte
Tim seinen Freunden zu.
    Das galt besonders Klößchen.
    Grimmig und direkt starrte er dem Dieb
entgegen, neben den Hosentaschen die Fäuste geballt.
    Karl dümpelte auf einem Bein wie ein
Boot auf bewegtem Wasser und schien sich für nichts zu interessieren .
    Gaby lehnte sich an Tims Schulter.
    „Lila steht mir nicht“, seufzte sie.
    Er schlang einen Arm um sie, war aber
in Gedanken nicht mit Zärtlichkeit beschäftigt, sondern mit dem Dieb.
    „Au!“ meinte Gaby. „Nimmst du mich in
den Schwitzkasten? Oder was ist?“
    „Entschuldige!“
    Er lockerte seinen Eisenarm und
schielte zur Kasse.
    Unfaßlich! Offenbar trug der Dieb eine
Spezialjacke. Mit festem Bund unten und reichlichem Taschenangebot innen.
    Prall
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