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Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer
Autoren: Deborah Crombie
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verbergen. Sie wurde unruhig unter seiner Musterung und klopfte mit einer Hand leicht auf ihre Hemdtasche, als wollte sie sich vergewissern, daß ihre Zigaretten nicht verschwunden sind. Er hatte den Eindruck, daß ihre Panzerung vielleicht doch nicht ganz undurchdringlich war.
      »Rauchen Sie immer so viel?« sagte er, als habe er ein Recht, das zu fragen.
      Mit einem Lächeln zog sie die Packung aus der Tasche und nahm sich eine neue Zigarette.
      Er bemerkte, daß das weiße Hemd nicht so makellos sauber war, wie er zuerst gedacht hatte - quer über der Brust hatte es einen violetten Farbfleck. »Standen Sie mit Ihrem Mann auf freundschaftlichem Fuß? Haben Sie ihn häufig gesehen?«
      »Wir haben miteinander gesprochen, falls Sie das meinen, aber wir waren nicht gerade die dicksten Freunde.«
      »Haben Sie ihn gestern gesehen, als er zum Mittagessen hier war?«
      »Nein. Ich mache im allgemeinen keine Mittagspause, wenn ich arbeite. Das reißt mich aus der Konzentration.« Julia drückte die Zigarette aus, die sie gerade erst angezündet hatte, und glitt vom Hocker. »So wie Sie mich jetzt herausgerissen haben. Für heute kann ich Schluß machen.« Sie sammelte eine Handvoll Pinsel zusammen und ging durch das Zimmer zu einem altmodischen Waschtisch mit Schüssel und Krug. »Das ist der einzige Nachteil hier oben«, bemerkte sie über ihre Schulter. »Kein fließendes Wasser.«
      Jetzt, da sie ihm die Sicht nicht mehr versperrte, richtete sich Kincaid auf und betrachtete das Blatt Papier, das an das Zeichenbrett geklebt war. Es hatte etwa die Größe einer Buchseite und zeigte die Bleistiftskizze einer ihm unbekannten Blume mit stacheligen Blättern. An einigen Stellen hatte sie begonnen klare, lebhafte Farben aufzutragen, Lavendelblau und Grün.
      »Rauhhaarige Wicke«, sagte sie, als sie sich herumdrehte und sah, daß er das Bild betrachtete. »Eine Rankenpflanze. Sie wächst oft in Hecken. Die Blumen sind -«
      »Julia!« unterbrach er den Wortschwall, und überrascht von seinem Befehlston hielt sie inne. »Ihr Mann ist gestern abend umgekommen. Heute morgen wurde seine Leiche gefunden. Reichte das nicht aus, um Sie aus Ihrer Konzentration zu reißen? Um Ihren Arbeitsrhythmus zu stören?«
      Einen Moment lang wandte sie sich ab, und ihr dunkles Haar verbarg ihr Gesicht. Doch ihre Augen waren trocken, als sie ihn wieder ansah. »Sie erfahren es am besten gleich, Mr. Kincaid. Sie werden es sowieso früh genug von anderen hören. Connor Swann war ein Schwein. Und ich habe ihn verachtet.«
     
     

* 2
     
    »Ein Lagerbier mit Zitronenlimo bitte«, sagte Gemma James lächelnd zu dem Mann hinter dem Tresen. Wenn Kincaid hier wäre, würde er über ihren Geschmack zumindest spöttisch eine Augenbraue hochziehen. Sie hatte sich so sehr daran gewöhnt, von ihm geneckt zu werden, daß es ihr tatsächlich fehlte.
      »Unfreundlicher Abend, Miss.« Der Mann schob ihr einen Bierdeckel hin und stellte das kühle Glas darauf. »Kommen Sie von weit her?«
      »Nur von London. Der Verkehr war allerdings grauenhaft.«
      Als sie das Verkehrschaos West-Londons endlich hinter sich gelassen hatte, war sie bis Beaconsfield auf der M 40 geblieben und dann das Themsetal hinaufgefahren. Selbst durch den Nebel hatte sie einige der prächtigen viktorianischen Häuser am Fluß gesehen, Relikte aus einer Zeit, als die ländliche Gegend hier oben ein Tummelplatz der Londoner gewesen war. In Marlow hatte sie die Straße nach Norden genommen, die sie direkt in die von Buchenwäldern bedeckten Hügel hineingeführt hatte. Es war, als dringe sie in eine geheime Welt ein, dunkel unter dichtem Laub und weit entfernt vom breiten, friedlichen Lauf des Flusses unten im Tal.
      »Was sind eigentlich die Chiltern Hundreds?« fragte sie den Barkeeper. »Ich hab den Ausdruck mein Leben lang gehört und weiß bis heute nicht, was er bedeutet.«
      Er stellte die Flasche ab, die er gerade mit einem Tuch abgewischt hatte, und bedachte seine Antwort. Er war ein Mann mittleren Alters mit dunklem, welligem Haar und dem Ansatz eines Bauches und schien gegen einen kleinen Schwatz nichts einzuwenden zu haben. Das Pub war fast leer - wahrscheinlich noch ein bißchen früh für die Stammgäste, dachte Gemma -, aber gemütlich mit einem offenen Feuer und Polsterstühlen. Am Ende des Tresens war ein Buffet mit kalten Pasteten, Salaten und Käse aufgebaut, bei dessen Anblick ihr das Wasser im Mund zusammenlief.
      Man konnte
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