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Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer
Autoren: Deborah Crombie
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Vestibül mit dem glatten grauen, gefliesten Boden. Die Wände waren in einem hellen Graugrün gehalten und schmucklos bis auf einige große, in Gold gerahmte Aquarelle, die üppige, barbusige Frauen vor einer Kulisse wild romantischer Ruinen zeigten.
      Dame Caroline öffnete eine Tür zur Rechten und wartete mit einladender Handbewegung, um ihm den Vortritt zu lassen.
      Direkt gegenüber der Tür war ein offener Kamin, in dem ein Feuer brannte, und über dem Sims, in einem Spiegel mit verziertem Rahmen, sah er sich selbst - das kastanienbraune Haar kraus von der Feuchtigkeit, die Augen umschattet, ihre Farbe auf diese Entfernung nicht zu erkennen. Von Caroline war lediglich ihr dunkler Scheitel etwas unterhalb seiner Schulter zu sehen.
      Er hatte nur einen Moment Zeit, einen Eindruck von dem Raum zu gewinnen. Der gleiche graue Fliesenboden, seine Härte hier durch Teppiche gemildert; bequeme, leicht abgenützte, chintzbezogene Sitzmöbel; Teegeschirr auf einem Tablett; alles beherrschend ein Flügel mit aufgeschlagenem Notenheft. In seiner dunklen Oberfläche spiegelte sich das Licht einer kleinen Lampe. Die Klavierbank war zurückgeschoben und stand etwas schräg, so als sei gerade jemand im Spiel unterbrochen worden.
      »Gerald, das ist Superintendent Kincaid von Scotland Yard.« Caroline trat zu dem großen, zerknautscht wirkenden Mann, der aus dem Sofa aufstand. »Mr. Kincaid, mein Mann, Sir Gerald Asherton.«
      »Es freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte Kincaid und war sich bewußt, wie unangemessen diese Erwiderung war. Doch wenn Dame Caroline seinen Besuch unbedingt wie ein gesellschaftliches Zusammentreffen behandeln wollte, würde er eben das Spiel eine Weile mitspielen.
      »Nehmen Sie Platz.« Sir Gerald nahm eine Zeitung von einem der Sessel und legte sie auf einen Beistelltisch.
      »Möchten Sie eine Tasse Tee?« fragte Dame Caroline. »Wir haben schon welchen getrunken, aber es ist überhaupt kein Problem, frischen zu machen.«
      Kincaid stieg der Duft von Toast in die Nase, der noch in der Luft hing, und ihm knurrte der Magen. Von seinem Platz aus konnte er die Gemälde sehen, die ihm entgangen waren, als er das Zimmer betreten hatte - wieder Aquarelle, von derselben Hand gemalt, diesmal jedoch ruhten die Frauen in eleganten Zimmern, und ihre Gewänder glänzten wie Seidenmoire. Ein Haus für den Genießer, dachte er und sagte: »Nein, danke.«
      »Dann nehmen Sie doch einen Drink«, meinte Sir Gerald. »Dafür ist es nun wirklich nicht zu früh.«
      »Nein, danke, wirklich.« Ein seltsames Paar, diese beiden, wie sie da nebeneinander standen und sich um ihn bemühten, als sei er ein königlicher Gast. Dame Caroline, in pfauenblauer Seidenbluse und dunkler langer Hose, wirkte adrett und beinahe kindlich neben ihrem massigen Ehemann.
      Sir Gerald sah Kincaid mit einem breiten, ansteckenden Lächeln an. »Geoffrey hat Sie uns sehr empfohlen, Mr. Kincaid.«
      Geoffrey mußte Geoffrey Menzies-St. John sein, Kincaids Assistant Commissioner und Ashertons alter Schulkamerad. Die beiden Männer mußten im gleichen Alter sein, aber äußerliche Ähnlichkeit hatten sie keine. Doch der Assistant Commissioner, der pingelig und genau bis zur Pedanterie war, besaß eine scharfe Intelligenz, und Kincaid bezweifelte, daß die beiden Männer über die Jahre den Kontakt gehalten hätten, wenn nicht Sir Gerald über ähnliche Verstandesgaben verfügte.
      Kincaid beugte sich ein wenig vor. »Möchten Sie sich nicht setzen, bitte, und mir berichten, was geschehen ist?«
      Sie setzten sich gehorsam, Dame Caroline allerdings nur auf die Kante des Sofas, kerzengerade, abseits vom beschützerisch gekrümmten Arm ihres Mannes. »Es geht um Connor. Unseren Schwiegersohn. Aber das wird man Ihnen bereits gesagt haben.« Sie sah ihn an. Die braunen Augen wirkten dunkler durch die erweiterten Pupillen. »Wir können es einfach nicht glauben. Weshalb sollte jemand Connor töten wollen? Es ist völlig unsinnig, Mr. Kincaid.«
      »Wir brauchen natürlich zusätzliche Indizien, ehe wir die Sache offiziell als Mordfall behandeln können, Dame Caroline.«
      »Aber ich dachte -«, begann sie und sah Kincaid ratlos an.
      »Beginnen wir doch einmal beim Anfang, ja? War Ihr Schwiegersohn ein Mann, den die Leute mochten?« Kincaid richtete die Frage an beide, doch es war Dame Caroline, die ihm antwortete.
      »Aber ja. Jeder mochte Con. Man konnte gar nicht anders.«
      »War sein
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