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Deadline - Toedliche Wahrheit

Deadline - Toedliche Wahrheit

Titel: Deadline - Toedliche Wahrheit
Autoren: Mira Grant
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Übungsstunde im Feld sein sollen. Verlassen, isoliert, nah genug bei Fairfield, damit man ihn leicht wieder rausholen konnte, falls es nötig wurde, aber weit genug weg, damit ein bisschen vernünftiges Videomaterial dabei rumkommen würde. Nicht so gefährlich wie Santa Cruz, aber auch nicht so lauschig wie Bodega Bay. Der perfekte Platz, um sich ein paar Infizierte zu angeln. Nur schienen die Zombies der gleichen Meinung zu sein.
    Die Straßen waren kacke. Ich fluchte leise, aber beständig vor mich hin, trat fester aufs Gas und fuhr so schnell, wie ich es mir gerade noch zutraute. Der Wagen zitterte und ruckelte, als würde er jede Minute auseinanderfliegen, und ich fing an zu grinsen und beschleunigte weiter. Das Zittern wurde stärker und mein Grinsen breiter.
    Vorsicht , warnte Georgia. Ich will nicht als Einzelkind enden.
    Mein Grinsen erstarb. »Das bin ich schon«, sagte ich und trat das Gaspedal voll durch.
    Meine tote Schwester, die nur ich hören kann – und ja, ich weiß, dass ich spinne, danke auch, das ist ja wohl offensichtlich –, macht sich nicht als Einzige Sorgen wegen der selbstmörderischen Neigungen, die mich überkommen, seit sie von uns gegangen ist. »Von uns gegangen« ist eine höfliche, blutarme Umschreibung für »ermordet worden«, aber das ist immer noch besser als der Versuch, das Ganze jedes Mal, wenn das Gespräch auf sie kommt, zu erklären. Ja, ich hatte eine Schwester, und ja, sie ist gestorben. Und ja, ich rede andauernd mit ihr, weil diese eine Verrücktheit mich hinreichend bei Verstand hält, um meine Arbeit zu machen.
    Einmal habe ich fast eine Woche lang nicht mit ihr geredet, auf Anraten eines Scheißpsychologen, der meinte, dass das vielleicht »helfen« würde. Nach fünf Tagen hätte ich mir zum Frühstück am liebsten die Kugel gegeben. Dieses Experiment werde ich nicht wiederholen.
    Nach Georges Tod habe ich den Großteil der aktiven Arbeit im Feld aufgegeben. Ich hatte mir gedacht, dass die Leute sich dann vielleicht beruhigen würden, aber stattdessen hat es sie nur noch mehr in Aufregung versetzt. Ich war Shaun Mason, der Irwin des Präsidenten! Man hatte nicht damit gerechnet, dass ich einfach »Scheiß auf den Rummel« sagen und den Schreibtischjob meiner Schwester übernehmen würde! Nur tat ich genau das. Irgendwie hatte die Erfahrung, meiner eigenen Schwester ins Rückgrat zu schießen, einen schlechten Geschmack in meinem Mund hinterlassen, wenn es darum geht, mir die Finger schmutzig zu machen.
    Das änderte nichts an der Tatsache, dass ich eine Lizenz dafür hatte, Hilfestellung im Feld zu leisten. Solange ich jedes Jahr meine Prüfung ablegte und nicht beim Schießen durchfiel, konnte ich raus, wann immer ich wollte, und im Gegensatz zu früher musste ich mir nicht mal mehr Gedanken darüber machen, wie ich an brauchbares Videomaterial kam. Langsam war ich nah genug bei Becks und Alaric, um Schüsse von vorne zu hören, begleitet von den Lauten der Zombies, die schließlich doch zu stöhnen begonnen hatten. Der Jeep wurde bereits so sehr durchgerüttelt, dass mehr Tempo wohl keine so gute Idee war.
    Ich trat das Gaspedal voll durch.
    Der Jeep wurde schneller.
    Quietschend bog ich um die letzte Kurve und sah Becks und Alaric auf einem alten, unbenutzten Werkzeugschuppen stehen. Sie standen Rücken an Rücken in der Mitte des Dachs, wie die Figürchen auf einer Hochzeitstorte. Nur sind die Figürchen auf einer Hochzeitstorte für gewöhnlich nicht bewaffnet, und selbst wenn – es ist wirklich erstaunlich, was man heutzutage alles beim Feinkostbäcker bestellen kann – , dann schießen sie nicht. Üblicherweise werden sie auch nicht von einem Meer von Zombies umlagert. Die sechs, die ich auf dem Monitor gesehen hatte, waren still gewesen, weil sie nicht nach Verstärkung hatten rufen müssen; die Verstärkung war bereits da. Gut dreißig infizierte Leichen standen zwischen meinen Leuten und dem Jeep, und weitere schlurften ins Gefecht.
    Becks hielt in jeder Hand eine Pistole, wodurch sie wie eine Illustration aus irgendeinem beschissenen Horror-Westernheft aus der alten Zeit vor dem Erwachen aussah. Showdown in der Schlucht der Verwesung oder so. Ihr Gesichtsausdruck verriet angespannte und unbeirrbare Konzentration, und jedes Mal, wenn sie schoss, ging ein Zombie zu Boden. Automatisch warf ich einen Blick auf die Armaturen, auf denen eine Anzeige mir bestätigte, dass all ihre Kameras nach wie vor Material sendeten. Doch dann fluchte ich in Gedanken und
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