Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Deadline - Toedliche Wahrheit

Deadline - Toedliche Wahrheit

Titel: Deadline - Toedliche Wahrheit
Autoren: Mira Grant
Vom Netzwerk:
Angst vor allem, was sich nicht sterilisieren ließ, in unseren Häusern zu verstecken. Ich starrte ihn so lange an, bis ihm klar wurde, wie dumm seine Frage gewesen war und er wegrannte, wahrscheinlich, weil er dachte, dass ich ihm gleich eine reinhauen würde.
    Er lag nicht falsch damit.
    Wenn ich einen beliebigen Wunsch frei hätte, egal wie groß, egal wie klein, dann würde ich mir George zurückwünschen. Ohne sie wäre nichts, was ich mir sonst wünschen könnte, einen Scheißdreck wert. Und wenn euch das nicht gefällt, könnt ihr euch eure Meinung in den Arsch schieben, sie interessiert mich nämlich kein bisschen.
    Aus Anpassen oder Sterben , dem Blog von Shaun Mason, 5. Januar 2041.

27
    Ich erwachte in einem weißen Bett in einem weißen Raum, mit dem schweren weißen Geruch von Desinfektionsmitteln in der Nase und den verworrenen weißen Spinnweben meiner Träume im Kopf, die wie Ratten an meinem Gehirn nagten. Nach Luft schnappend fuhr ich hoch und stellte dabei fest, dass ich einen weißen Baumwollschlafanzug anhatte und dass man eine weiße Decke über mich gebreitet hatte. Ich war nicht festgeschnallt. Ich nahm einen Atemzug, dann noch einen, und versuchte, meinen Herzschlag zu beruhigen, während ich mich im Zimmer umschaute, auf der Suche nach einem Hinweis, wo ich mich befand.
    Die einzigen Einrichtungsgegenstände waren das Bett, in dem ich lag, und ein Nachttisch mit abgerundeten Kanten. Ich rüttelte probeweise daran. Er war am Boden festgenietet. Das Gleiche galt wahrscheinlich für das Bett. Nichts hier konnte als Waffe eingesetzt werden, es sei denn, ich versuchte, mich mit den Laken zu strangulieren. Nicht mal erhängen konnte ich mich, weil es nichts gab, woran ich mich hätte aufhängen können.
    Eine ganze Wand wurde von einem großen Spiegel eingenommen, der von der anderen Seite zweifellos durchsichtig war und als Beobachtungsfenster diente. Wenn man eine solche Wand in einem Zimmer vorfand, dann konnte das nur eines bedeuten: Man befand sich in einer medizinischen Haftanstalt, die wahrscheinlich zur Seuchenschutzbehörde gehörte. Das passte zu den Träumen, die ich gehabt hatte, schreckliche, verworrene Träume über einen Großausbruch. Nein, kein Großausbruch – so viele Betroffene hatte es nicht gegeben, zumindest nicht zu dem Zeitpunkt, als wir die Schotten dichtgemacht hatten. Und wir hatten sie dichtmachen müssen. Wir hatten sie dichtmachen müssen, weil …
    »Wie ich sehe, sind Sie wach.«
    Die Stimme kam aus einem Lautsprecher in der Wand über dem Spiegel. Vor Überraschung stieß ich einen leisen Schrei aus und zog die Decke an meine Brust, bevor mir klar wurde, wie bescheuert das war. Wer auch immer mich hier festhielt, diese Leute konnten mir sehr viel Schlimmeres antun, als mit mir zu reden, wenn sie es wollten. Ich beäugte den Lautsprecher argwöhnisch und ließ die Decke wieder los.
    »Ich bin wach«, bestätigte ich.
    »Gut, gut. Also, Sie sind vielleicht noch ein wenig wackelig auf den Beinen. Ich rate Ihnen davon ab, Gehversuche zu unternehmen, ehe sie nicht ein wenig Zeit hatten, um sich an die Lage zu gewöhnen.«
    Ich war bereits aus dem Bett, noch bevor die Stimme ihre Warnung ganz ausgesprochen hatte, und stakste durch das Zimmer auf den Spiegel zu. Dann verharrte ich erneut, verblüfft vom Anblick meines eigenen Spiegelbilds in einer Fläche, die – für mich – durchsichtig hätte sein sollen. Einseitige Spiegel sind eine hübsche Idee, funktionieren bei mir aber aufgrund meiner Augen nicht.
    Zumindest war das früher so. Nur lagen die Dinge diesmal aus irgendeinem Grund anders. Anstelle des Flurs hinter dem Spiegel sah ich nur mich selbst.
    Der Schlafanzug an meinem Leib war mindestens zwei Nummern zu groß für mich, oder vielleicht hatte ich auch nur abgenommen: Ich sah aus, als erholte ich mich gerade von einer langen Krankheit. Meine Haut war blass, und meine Glieder waren so dünn, als hätte ich Vogelknochen. Meine Schlüsselbeine zeichneten sich ab wie zwei Messerrücken unter der Haut. Ich kam mir geradezu zerbrechlich vor. Meine Haare waren zu lang und fielen mir in diesen nervigen dicken Locken über die Schultern, die sich immer bildeten, wenn ich sie einfach wachsen ließ. Und meine Augen … etwas stimmte nicht mit meinen Augen. Etwas stimmte ganz und gar nicht mit ihnen.
    Ich starrte immer noch mein Spiegelbild an, als es erneut im Lautsprecher knackte. Die glatte Stimme von eben erklang wieder. »Wir freuen uns sehr, dass Sie wieder auf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher