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Deadline - Toedliche Wahrheit

Deadline - Toedliche Wahrheit

Titel: Deadline - Toedliche Wahrheit
Autoren: Mira Grant
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Labortechnikern, an denen wir vorbeikamen, zunickte oder sie leise grüßte. Erst vor einer Tür mit der Aufschrift Isolation III hielt sie an. »Hier rein«, sagte sie und machte auf. Ich rührte mich nicht vom Fleck. »Worauf wartest du, auf eine Einladungskarte? Rein da!«
    »Ich dachte … «
    »Wir gehen nicht mit dir rein. Stell dich nicht wie ein Trottel an!« Sie hielt mir die Bluttesteinheit hin. »Geh rein, setz dich und mach den Test! Du kannst nicht raus. Du kannst niemandem etwas tun.«
    Ich ließ vor Erleichterung die Schultern herabsacken. »Danke«, sagte ich. Ich warf Becks ein letztes Lächeln zu, auch wenn ich es mir abringen musste. Ich würde niemandem etwas zuleide tun. Mehr musste ich nicht wissen. Becks erwiderte mein Lächeln. Sie weinte. Das tat mir zwar leid, aber ich konnte nichts dagegen machen. Also trat ich vor, nahm die Testeinheit von Dr. Abbey entgegen und ging an ihr vorbei in die abgedunkelte Isolationskammer.
    Die Tür schwang hinter mir zu, und das Schloss rastete mit einem hydraulischen Zischen ein, das lange genug anhielt, um mir deutlich zu machen, dass die Sicherheitsvorkehrungen hier alles andere als lässig waren. Das Zischen verstummte, und die Deckenlichter gingen an und erleuchteten einen Raum, der etwa so groß war wie mein altes Schlafzimmer aus der Zeit, als George und ich noch bei den Masons gewohnt hatten. Die Wände waren in einem glänzenden, neutralen Beige gestrichen, und es gab drei Einrichtungsgegenstände: eine schmale Pritsche an einer Wand, einen am Boden festgenieteten Metalltisch und einen Klappstuhl. Auf der Pritsche lagen eine Decke und ein kleines Kissen. Anscheinend sollten die Todeskandidaten es so bequem wie möglich haben.
    Bequemlichkeit interessierte mich jedoch nicht. Ich ging zu dem Stuhl, setzte mich und legte die Testeinheit vor mir auf den Tisch. Es kam mir vor, als erwiderte sie meinen Blick anklagend, als begriffe sie nicht, warum ich nicht endlich anfing.
    »Es kommt ja eigentlich nicht gerade darauf an«, sagte ich unglücklich, zog meine Handschuhe aus und warf sie auf den Tisch. Blut war mir über den linken Arm auf die Hand gelaufen und verkrustete sich unter meinen Fingernägeln. Schaudernd warf ich einen Blick darauf und wünschte mir, es irgendwie abwaschen zu können. Nach der Virenvermehrung würde es mir vermutlich gleichgültig sein, aber bis dahin wusste ich, dass es da war. Ich krümmte die Finger, spürte einer möglichen Versteifung meiner Gelenke nach und wandte meine Aufmerksamkeit dann wieder der Testeinheit zu.
    So ein Modell hatte ich noch nie gesehen – am ehesten sah es aus wie die Bilder von Dr. Patels ursprünglicher Konstruktion, die einfach nur das Virenlevel maß, ohne dabei in Echtzeit die Resultate anzuzeigen, und die definitiv keine Daten an die Seuchenschutzbehörde schickte. Ich nahm sie in die Hand, suchte nach den Lichtern und fand keine. Offenbar musste ich nicht erfahren, ob ich infiziert war oder nicht, sobald ich mich in der Isolationskammer befand. Ich verzog missmutig das Gesicht. »Ist das nicht wunderbar?«
    »Bring es hinter dich«, sagte George neben mir.
    Ich riss den Kopf hoch und schaute mich nach ihr um. Sie war nirgendwo zu sehen. Meine Laune wurde nicht gerade besser. »Mir ist gerade nicht danach, mich zu hetzen.«
    »Das Ergebnis wird auch kein anderes, wenn du wartest.« Ihre Stimme kam diesmal von der anderen Seite. Irgendwie schaffte ich es diesmal, nicht hinzuschauen. Ich seufzte bloß.
    »Kannst du dich vielleicht einfach zeigen?«
    »Nein, tut mir leid, aber das ist deine Entscheidung und nicht meine.«
    »In Ordnung. Stimmt. Tja … wenn du dich schon nicht zeigst, kannst du dann wenigstens hierbleiben?«
    Ich spürte die flüchtige Ahnung einer Berührung, als sie mir mit der Hand durch den Nacken strich. »Bis zum Ende. Versprochen!«
    »In Ordnung«, sagte ich und öffnete den Deckel der Testeinheit. »Eins … «
    »Zwei … «
    Ich knallte die Hand flach auf die metallene Druckfläche und die Nadeln nahmen ihre Arbeit auf. Sie stachen tief, und ich schnappte nach Luft und biss mir auf die Zunge. Ich hatte gedacht, dass eine Virenvermehrung einem derlei Dinge leichter machte, aber ich spürte nicht den geringsten Unterschied. Bluttests tun immer weh, aber dieser war besonders schlimm, vielleicht weil es sich um eine so primitive Einheit handelte.
    Als die letzten Nadeln sich aus meiner Hand zurückzogen, hob ich sie wieder. Die Testeinheit piepte einmal und war dann still.
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