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Deadline - Toedliche Wahrheit

Deadline - Toedliche Wahrheit

Titel: Deadline - Toedliche Wahrheit
Autoren: Mira Grant
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Keine Lichter, keine Warnlaute, kein Hinweis darauf, ob ich bestanden hatte oder durchgefallen war. Nicht, dass ich wirklich eine Bestätigung für meine Infektion gebraucht hätte – »Fließt es rot, bist du tot«, wie man mir bei meiner Ausbildung gesagt hatte –, aber trotzdem wäre es nett gewesen. Eigentlich sollte man seine Ergebnisse sehen können. So gehörte sich das bei einem Test.
    »He!« George legte mir eine Hand auf die Schulter. »Wie wär’s, wenn du dich mal hinlegst? Du bist erschöpft.«
    Ich schüttelte ihre Hand ab. »Nein, ich will das nicht verschlafen. Wenn ich aufhöre, ich zu sein, will ich das nicht verpassen.« Mir kam ein Gedanke, und ich lachte verbittert. »Wenn ich immer noch Halluzinationen von dir habe, kann die Vermehrung ja noch nicht so weit fortgeschritten sein, oder? Du bist ein ziemlich komplexes Fantasiegebilde. Zombies kriegen wahrscheinlich keine so hochwertigen Wahnvorstellungen zustande.«
    »Vielen Dank auch!«
    »Nichts zu danken.«
    Sie verstummte, und ich tat es ihr nach. Ich war zu angespannt, um mich zu unterhalten, und sei es mit einer Toten, die nur in meiner Einbildung existierte. Ich würde bloß versuchen, sie zu provozieren, und sie würde versuchen, mich zu beschwichtigen, und früher oder später würden wir einander anschreien, und ich würde die letzten paar Minuten meines bewussten Lebens damit verbringen, mich mit der einen Person zu streiten, mit der ich mich am wenigsten streiten wollte. Ich wollte bloß sicher sein, dass sie da war und dass ich diese Sache nicht alleine durchstehen musste.
    Also starrte ich die Testeinheit an, anstatt mit George zu reden, und versuchte, das Ding durch pure Willenskraft dazu zu bringen, sich Lichter wachsen zu lassen und mir zu verraten, was ich wissen musste. Es sollte mir lediglich bestätigen, dass mein Leben vorbei war. War doch nicht weiter schwer. Das bekam heutzutage noch der letzte Toaster hin.
    Ich weiß nicht, wie lange ich dasaß und auf die Testeinheit starrte, während ich spürte, wie meine Kehle immer trockener wurde, und darauf wartete, dass die Symptome einsetzten. Die Atembeschwerden, die Lichtempfindlichkeit, die verworrenen Gedanken – all die kleinen Grenzen, die Menschen von Zombies trennten. Eine trockene Kehle war nur der Anfang, und meine Ausbildung war umfassend genug gewesen, damit ich wusste, wie es weitergehen würde. Ich kannte jeden einzelnen Schritt entlang des Weges.
    Die Tür ging auf.
    Mein Kopf ruckte hoch, und angespannt wartete ich darauf, dass mein Todesschütze eintrat. Ich fragte mich, ob man wohl Becks schicken würde, um mich zu erschießen, ob sie darauf bestanden hatte. Wir hatten lange zusammengearbeitet, und die meisten Irwins betrachten es als Teil ihrer Arbeit, infizierte Kameraden zu erschießen. Das ist ein Zeichen von Respekt.
    Dr. Abbey betrat die Kammer.
    Einen Moment lang stockte mir der Atem, und ich riss die Augen auf. Als ich sah, dass Joe sich mit heftig wedelndem Schwanz an ihr vorbeidrückte, riss ich sie sogar noch weiter auf. »Du lässt ihn mit hier drin sein, während du mir den Gnadenschuss gibst?«, fragte ich. »Echt kaltblütig. Ich meine, nicht, dass ich mir darüber ein Urteil erlauben könnte, aber das ist echt kaltblütig.«
    Dr. Abbey lächelte. »Hallo, Shaun!« Sie machte die Tür hinter sich zu und wartete, bis die Schlösser zischend einschnappten, ehe sie mir gegenüber an den Tisch trat. Sie hatte einen Klappstuhl dabei, auf dem sie sich nun niederließ, ohne mich dabei ein einziges Mal aus den Augen zu lassen. »Wie fühlst du dich?«
    »Du solltest nicht hier drin sein«, antwortete ich. Joe ging um den Tisch herum und bohrte mir zum Hundegruß die enorme Schnauze zwischen die Beine. Ich erinnerte mich gerade noch rechtzeitig an das Blut an meiner Hand, sonst hätte ich ihn weggeschoben. »Das ist nicht sicher.«
    »Ach stimmt ja. Du bist ansteckend.« Sie griff in die Tasche ihres Laborkittels, holte eine Dose Cola hervor und stellte sie zwischen uns auf den Tisch. »Du hast sicher Durst. Immerhin sitzt du hier schon eine ganze Weile herum.« Ich starrte sie an. »Nein, ehrlich, mach die Dose auf! Ich will sehen, wie geschickt du mit den Händen bist.«
    Ohne den Blick von ihr abzuwenden, griff ich nach der Dose. Es beruhigte mich, sie kalt und schwer in meiner Hand zu spüren, sogar noch bevor ich sie öffnete, die Augen schloss und einen tiefen, eiskalten Schluck trank. Noch nie hatte mir etwas so gut geschmeckt wie dieses
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