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Deadline - Toedliche Wahrheit

Deadline - Toedliche Wahrheit

Titel: Deadline - Toedliche Wahrheit
Autoren: Mira Grant
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einer Hinsicht falschlag: Ohne Sauerstoff können sie nicht überleben. Da ihnen die nötige Koordinationsfähigkeit zum Schwimmen fehlt, und da sie keine Boote bedienen können, wäre ein Ausbruch dort automatisch auf die Insel beschränkt. Aber darum geht es nicht. Wenn es um die Toten geht, sagen die Leute immer sofort lautstark: »Nicht in meinem Hinterhof!«
    Ich schaute durch das Sicherheitsglas in die Pferche, in die Dutzenden von Augen, die genau wie meine aussahen, und ich suchte angestrengt nach irgendeinem Zeichen, nach einem Hinweis darauf, dass sie nach wie vor Menschen waren. Doch da war nichts. Nur Dunkelheit.
    Wenn ich heute Abend um etwas bete, dann darum, dass ich da sein werde, um Shaun zu erschießen, falls er jemals bei einer seiner Leichtsinnigkeiten gebissen wird. Ich könnte nämlich nicht mit dem Gedanken leben, dass bei ihm das Virus ausgebrochen ist und dass ich es nicht verhindert habe. Niemand hat ein solches Ende verdient. Niemand.
    Aus Postkarten von der Klagemauer , dem Nachlass von Georgia Mason, 24. Juni 2034

26
    Das Gebäude, in dem sich Dr. Abbeys neues Labor befand, hatte seine Existenz offenbar als örtliches Forstamt begonnen. Die Front sah aus, als bestünde sie komplett aus Glas, bis man nah genug heran war, um zu erkennen, dass sich dahinter Metallplatten befanden. Besser noch, die Bäume waren zu allen Seiten zurückgeschnitten und schufen so Raum für einen riesigen Parkplatz, sodass man freie Sicht hatte, wenn man auf Infizierte schießen musste … oder auf uns. Wir hielten vor dem Haupteingang. Auf dem Dach befand sich ein flacher Aufbau, der wohl einmal ein Observatorium gewesen war, falls nötig aber auch einen verdammt guten Platz für Scharfschützen abgab.
    Becks stieg als Erste aus dem Wagen, und noch ehe ich den Helm abnehmen konnte, hatte sie bereits eine Pistole auf meinen Kopf gerichtet. Ich hätte sie dafür küssen können, wären da nicht diese Sache zwischen uns und der Umstand gewesen, dass ich wahrscheinlich ansteckend war. Laut Feldbestimmungen musste ich ständig überwacht werden, bis ich ein sauberes Testergebnis ablieferte, und das war ja wohl nicht zu erwarten.
    Ich nahm meinen Helm ab. Die Nachtluft fühlte sich kühl an, auf meinem verschwitzten Nacken sogar kalt.
    »He«, sagte ich erschöpft. Meine Kehle war etwas trocken, aber das war alles. Ich erlebte keine der anderen Symptome, die meines Wissens nach das Einsetzen einer Virenvermehrung ankündigten. Typisch für mich. Hatte ich also unbedingt ein widerstandsfähiges Immunsystem entwickeln müssen.
    »He«, erwiderte Becks und neigte den Kopf ein wenig. »Wie fühlst du dich?«
    »Ich würde gerne endlich das rote Licht sehen und die Sache hinter mir haben.« Mahir, Alaric und Maggie stiegen aus. Alle drei sahen erschüttert und elend aus. Ich nickte ihnen zu. »He, Leute, wisst ihr, wie man eine Wachformation einnimmt?«
    »Ja«, sagte Alaric.
    »Nein«, sagte Maggie.
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung«, sagte Mahir.
    »Ist gut. Becks, Alaric, ihr bewacht mich. Mahir, du bewachst Maggie.« Ich trat von dem Motorrad weg, wobei ich den Helm auf dem Sattel liegen ließ, und verschränkte die Hände hinterm Kopf. »Wollen wir Dr. Abbey sagen, dass sie Gäste hat?«
    Ich kam mir beinahe vor, als würden wir unseren Anmarsch bei der Seuchenschutzbehörde parodieren, als wir auf das Gebäude zugingen. Mahir und Maggie gingen zuerst, gefolgt von Becks, die rückwärtsging, damit sie weiter die Waffe auf mich richten konnte. Alaric bildete die Nachhut. Auch er hatte seine Waffe gezogen, und ich wusste, dass er auf meinen Kopf zielte. Sobald es irgendein Anzeichen dafür gab, dass ich mich verwandeln würde, würden sie mich erledigen, bevor ich ernsthaften Schaden anrichten konnte. Das war beruhigend.
    Wenigstens sind sie gut ausgebildet , bemerkte George.
    »Immerhin etwas«, brummte ich. Ihre gute Ausbildung würde vielleicht sogar dazu beitragen, dass sie ein Weilchen länger lebten, jetzt, wo ich nicht mehr für sie verantwortlich war.
    Wir waren noch etwa zehn Meter von der Tür entfernt, als sie sich öffnete. Dr. Abbey kam mit an die Schulter gehobener Schrotflinte zum Vorschein, neben ihr die Dogge Joe, die riesiger als je zuvor aussah. Vielleicht hatte sie sie mit unerwünschten Besuchern gefüttert.
    »Also seid ihr doch gekommen«, sagte sie. Ihr Blick wanderte über unsere Gruppe und blieb bei mir hängen. Sie hob die Brauen. »Und du bist unter Bewachung, weil … ?«
    »Ich wurde
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