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Die Abtruennigen

Die Abtruennigen

Titel: Die Abtruennigen
Autoren: Jenny Brunder
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Ein lauter Donnerknall war zu hören, dicht gefolgt von einem Blitz, der den Nachthimmel erhellte. Das einzige Licht auf meinem Weg durch den Wald. Doch ich brauchte kein Licht, denn meine Augen konnten in der Dunkelheit genauso viel sehen wie bei Tageslicht.
    Hinter mir hörte ich Hufgetrampel, welches sich schnell näherte. Ich wurde verfolgt. Die Menschen machten Jagd auf mich, weil ich anders war als sie. Es machte ihnen Angst und alles, was ihnen Angst machte, musste vernichtet werden. Sie nannten sich Dämonenjäger und ihr Ziel war es, alle meiner Art zu töten.
    Sie hatten mich aus der Stadt gejagt und verfolgten mich nun durch den Wald. Obwohl sie zu Pferd waren und ich nur zu Fuß, war es mir bis jetzt gelungen sie auf Abstand zu halten, da ich den Wald weitaus besser kannte als sie. Doch ich wusste nicht, wie lange ich diese Flucht noch durchhalten konnte.
    Wäre ich körperlich unversehrt gewesen, hätte ich mir diese Sorgen überhaupt nicht zu machen brauchen, doch sie hatten mir eine schwere Wunde zugefügt, und solange ich meine ganze Kraft für meine Flucht aufbringen musste, konnte diese nicht heilen.
    Also musste ich mir etwas einfallen lassen.
    Wieder hallte Donner durch die Nacht. Doch darauf folgte nicht nur ein Blitz, sondern unzählige, die immer heller wurden, bis ich bei einem von ihnen geblendet die Augen schließen musste.
    Nachdem ich sie wieder geöffnet hatte, befand ich mich zu meinem Erstaunen nicht länger im Wald, sondern im Gebirge. Rings um mich herum waren nur Felsen, nicht ein Baum war mehr zu sehen. Verwirrt blickte ich mich um. Wo war ich hier und vor allem, wie war ich hierher gelangt? Ich wusste es nicht.
    Meine Verfolger jedenfalls war ich losgeworden.
    Tief durchatmend betastete ich meine Wunde, die mir ein Breitschwert in der Leistengegend zugefügt hatte. Sie war tief und blutete noch immer stark. Doch sie würde rasch heilen, so wie das mit allen meinen Wunden geschah.
    Um mir einen Überblick zu verschaffen und in der Hoffnung herauszufinden, wo ich eigentlich war, kletterte ich den direkt vor mir liegenden Berg hinauf.
    Er war recht hoch, durch meine Wunde kam ich nicht sehr schnell voran. So begann die Sonne bereits aufzugehen, als ich den Gipfel erreicht hatte.
    Dort stand ich plötzlich einem großen, schwarzen Wolf gegenüber, der mich auf merkwürdige Weise ansah. Es war nicht die Art von Blick, die man von einem normalen Tier gewöhnt war, es schien ungewöhnlich intelligent.
    Langsamen Schrittes kam er auf mich zu. Da ich keine Angst vor ihm haben musste, blieb ich, wo ich war, abwartend was geschehen würde.
    Er war nur noch wenige Schritte von mir entfernt, da entfuhr ihm ein lautes Heulen, er erhob sich und einen Augenblick später stand ein Mann vor mir. Statt des schwarzen Fells hatte er schwarze lange Haare und einen Vollbart.
    Ein wenig verdutzt rieb ich mir die Augen. Hatte ich das eben wirklich gesehen?
    „Wer bist du?“, wollte ich von ihm wissen. „Wo bin ich hier? Wie bin ich hergekommen und was willst du von mir?“ Er lachte, offensichtlich amüsiert über die Vielzahl meiner Fragen.
    „Die Zeit ist gekommen“, sagte er mit tiefer und ruhiger Stimme.
    „Was?“, fragte ich. „Die Zeit ist gekommen. Dein Schicksal wird heute Nacht seinen Lauf nehmen.“
    Ich verstand überhaupt nicht, was er meinte. Diese ganze Sache wurde immer seltsamer.
    „Es beginnt heute Nacht. Du kannst es nicht mehr ändern. Die Zeit ist reif. Du wirst zu dem werden, wozu du geboren wurdest, Sharai!“ Erneut grollte Donner durch die Nacht und helle Blitze blendeten mich.
    „Sharai! Sharai? Schläfst du? Wach auf“, rief eine mir unbekannte Stimme und ich öffnete die Augen wieder…
     
     
    Und fand mich in meinem Bett liegend vor. Es war meine Mutter gewesen, die mich geweckt hatte. „Ich bin wach Mutter“, rief ich zurück. Sie hatte mich also aus diesem sehr seltsamen Traum geweckt.
    „Du musst noch Milch holen“, hörte ich die Stimme meiner Mutter erneut. Ich blickte an mir herunter, auf meinem Bett verstreut lag noch immer die Zeitung, die ich aufgeschlagen hatte. Gerade hatte ich etwas über einen Angriff gelesen, für den angeblich die Valdrac verantwortlich waren.
    Ein kleines Dorf, gar nicht mal weit weg von hier, war in der Nacht überfallen worden, dabei waren einige Anwohner getötet worden. Warum man nun annahm, dass die Valdrac damit irgendetwas zu tun hatten, war mir schleierhaft. Die Menschen dort waren abgeschlachtet worden, leider gab es
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