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Dead - Ein Alex-Cross-Roman

Dead - Ein Alex-Cross-Roman

Titel: Dead - Ein Alex-Cross-Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Wochenendrefugium der US-Präsidenten. Bree kannte einen Campingplatz, der auch gewöhnlichen Sterblichen wie uns zugänglich
war. Ich konnte es kaum erwarten, endlich da und mit ihr alleine zu sein.
    Je weiter wir nach Norden kamen, desto mehr konnte ich geradezu spüren, wie das Dröhnen der Hauptstadt aus meinem Schädel wich. Die Fenster meines Mercedes R 350 waren heruntergelassen, und ich genoss die Fahrt in diesem wunderbaren Fahrzeug. Der beste Kauf, den ich seit Langem gemacht hatte. Aus der Stereoanlage drang die klagende Stimme des bereits verstorbenen, großen Jimmy Cliff. Das Leben war ziemlich schön im Augenblick. Kaum zu überbieten.
    Während wir so dahinzischten, fragte Bree: »Warum dieser Mercedes?«
    »Er ist bequem, stimmt’s?«
    »Sehr bequem.«
    Ich trat aufs Gas. »Leichtfüßig, schnell.«
    »Okay, ich hab’s kapiert.«
    »Aber was das Wichtigste ist: Er ist sicher . Ich habe in meinem Leben schon genügend gefährliche Situationen erlebt. Das muss ich nicht auch noch haben, wenn ich auf der Straße unterwegs bin.«
    An der Einfahrt zum Nationalpark, wo wir den Stellplatz bezahlen mussten, beugte sich Bree über mich hinweg und sagte zu dem Parkaufseher: »Vielen Dank. Wir werden Ihrem Park mit großem Respekt begegnen.«
    »Was sollte das denn?«, fragte ich sie, als wir weiterfuhren.
    »Was soll ich machen, ich bin eben Umweltschützerin.«
    Der Zeltplatz war ganz eindeutig spektakulär und hatte unseren gesamten Respekt wahrlich verdient. Er befand sich auf einer kleinen Landzunge, die von drei Seiten mit blau schimmerndem Wasser umgeben war, während sich dahinter nichts als dichter, grüner Wald erhob. In weiter Ferne war der Chimney Rock zu sehen, der Felsen, zu dem wir am nächsten Tag
wandern wollten. Was jedoch nirgendwo zu sehen war, das waren andere Menschen.
    Nur der eine, auf den es mir ankam. Bree, die ganz zufälligerweise die aufregendste Frau war, die ich jemals kennen gelernt hatte. Allein ihr Anblick genügte, um mich in Fahrt zu bringen, vor allem in der Einsamkeit dort draußen.
    Sie legte ihre Arme um meine Hüften. »Was könnte schöner sein als das hier?«
    Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, was uns das Wochenende in den Wäldern hätte vermiesen können.

4
    Die Geschichte, der Thriller, geht weiter. Achtundvierzig Stunden nach der Probe, einem reibungslosen Durchlauf, kehrte Yousef Qasim in das Riverwalk-Apartmenthaus mit seinen reichen und sorglosen amerikanischen Bewohnern zurück.
    Doch dieses Mal war es keine Übung, dieses Mal war es ernst, und sein Magen fühlte sich ein wenig unruhig an. Heute war wirklich ein großer Tag für ihn und für seine Sache.
    Wie bestellt ging um 16.34 Uhr die Tür zum Dienstboteneingang auf, und derselbe groß gewachsene, schwarze Müllsackschlepper schleifte lethargisch seine Müllsäcke an den Straßenrand. Der gute alte Onkel Tom, dachte Qasim. Immer noch in Ketten. In Amerika ändert sich eben im Grunde genommen gar nichts, nicht wahr? Nicht in Hunderten von Jahren.
    Keine fünf Minuten später stand Qasim oben im zwölften Stock vor der Wohnungstür einer Frau namens Tess Olsen.
    Dieses Mal klingelte er. Zweimal. So lange hatte er auf diesen einen Augenblick gewartet - Monate, vielleicht sogar sein ganzes Leben lang, wenn er ehrlich war.
    »Ja?« Hinter dem Türspion von Apartment 12F tauchte Tess Olsens Auge auf. »Wer ist da?«
    Yousef Qasim stellte sich so hin, dass sie seinen Overall und die Mütze mit der Aufschrift MO sehen konnte. Für diese Frau - die von Berufs wegen sehr auf Details achten musste - war er garantiert nur einer von vielen dunkelhäutigen Handwerkern. Schließlich war sie eine bekannte Krimiautorin, das war wichtig für die Geschichte. Ein entscheidendes Detail.
    »Mrs Olsen. In Ihre Wohnung ist Gasleck. Hat Biero Ihnen angerufen?«

    »Wie bitte? Können Sie das wiederholen?«
    Er hatte einen unglaublich starken Akzent, die englische Sprache schien die reinste Folter für ihn zu sein. Er sprach langsam, wie eine Art Idiot. »Gasleck? Bitte, Madam? Ich Leck reparieren? Hat angerufen jemand? Sagen, dass ich kommen?«
    »Ich bin gerade erst nach Hause gekommen. Hier hat niemand angerufen«, erwiderte sie. »Davon weiß ich nichts. Ich glaube nicht, dass jemand eine Nachricht hinterlassen hat. Aber vielleicht kann ich ja kurz nachschauen.«
    »Ich sollen später wiederkommen? Dann Gasleck reparieren? Sie riechen Gas?«
    Die Frau seufzte mit der unverhüllten Verdrossenheit eines
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