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Dead - Ein Alex-Cross-Roman

Dead - Ein Alex-Cross-Roman

Titel: Dead - Ein Alex-Cross-Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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sämtliche Lieferungen und andere Aktivitäten.
    Nach 19 Uhr war die Benutzung des Eingangs verboten. Dann wurden auch die Bewegungsmelder scharf geschaltet.
    Der Soldat war überzeugt, dass all das ihm keine Probleme bereiten würde. Im Gegenteil, es brachte ihm sogar eher einen Vorteil.
    Yousef Qasim hatte zwölf Jahre lang als Captain des irakischen
Geheimdienstes unter Saddam Hussein gedient. Er besaß einen siebten Sinn für alles, was mit der Illusion der Sicherheit zusammenhing. Qasim konnte erkennen, was die Amerikaner nicht erkannten, dass sie nämlich durch ihre Technologie-Verliebtheit selbstgefällig und für Gefahren blind wurden. Der beste Weg ins Riverwalk war gleichzeitig auch der einfachste.
    Die Antwort lag im Müll. Qasim wusste, dass er regelmäßig jeden Montag-, Mittwoch- und Freitagnachmittag nach draußen gestellt wurde. Die amerikanische Effizienz, die hierzulande so hoch geschätzt wurde, war ebenfalls eine der großen Schwächen des Luxusgebäudes.
    Effizienz bedeutet Vorhersehbarkeit.
    Vorhersehbarkeit bedeutet Schwäche.

2
    Wie auf Kommando wurde um 16.34 Uhr die Tür des Dienstboteneingangs von innen geöffnet. Ein groß gewachsener, schwarzer Lakai in einem fleckigen, grünen Overall und mit einem silberfarbenen Afro machte eine Kette, die an der Innenseite der Tür befestigt war, an einem Wandhaken außerhalb fest. Der mit Müllbeuteln aus Plastik voll geladene Rollwagen war zu breit und passte nicht durch die Tür.
    Mit trägen Bewegungen schleppte der Mann immer zwei Säcke gleichzeitig zu zwei Müllcontainern am hinteren Ende einer überdachten Laderampe.
    Dieser Mann ist immer noch ein Sklave der Weißen , dachte Qasim. Schau ihn dir an - dieses erbärmliche Schlurfen, der gesenkte Blick. Er weiß es selbst. Er hasst seinen Job, und er hasst die widerlichen Leute im Riverwalk.
    Qasim schaute genau zu und zählte. Zwölf Schritte von der Tür bis zum Container, neun Sekunden, um die Müllsäcke hineinzuwerfen, dann wieder zurück.
    Beim dritten Mal schlüpfte Qasim im Rücken des Mannes unbemerkt ins Haus. Falls sich die Kamera durch seine Mütze und den grünen Overall nicht täuschen ließ, dann war das nicht weiter schlimm. Bis irgendjemand sich aufmachen und die Sicherheitslücke genauer untersuchen würde, war er längst wieder über alle Berge.
    Ohne Mühe entdeckte er die spärlich beleuchtete Hintertreppe. Vorsichtig erklomm Qasim den ersten Absatz, dann nahm er die nächsten drei im Laufschritt. Durch das Laufen wurde das aufgestaute Adrenalin freigesetzt, und das war gut so, damit er sich wieder ganz unter Kontrolle hatte.

    Auf dem Absatz im vierten Stock befand sich ein leer stehender Putzmittelschrank. Dort verstaute er den mitgebrachten Kleidersack und lief bis in den zwölften Stock hinauf.
    Keine dreieinhalb Minuten nach dem Betreten des Luxushauses stand er vor der Eingangstür zum Apartment 12F. Er suchte den richtigen Standort in Relation zum Türspion. Sein Finger schwebte über dem weißen, in den gestrichenen Backstein eingelassenen Klingelknopf.
    Dabei beließ er es. Heute klingelte er nicht.
    Lautlos machte er auf dem Absatz kehrt und verließ das Haus auf dem Weg, auf dem er auch hereingekommen war. Wenige Minuten später stand er draußen auf der belebten Connecticut Avenue.
    Die Probe war ziemlich gut gelaufen. Er hatte keine entscheidenden Schwachstellen bemerkt und keine Überraschungen erlebt. Jetzt ließ sich Qasim im feierabendlichen Fußgängerstrom dahintreiben. In dieser Herde war er nicht zu erkennen, unsichtbar, genau wie es sein musste.
    Er empfand keine Ungeduld, was die Hinrichtung im zwölften Stock anging. Zeit spielte für ihn keine Rolle. Die Vorbereitung, der richtige Zeitpunkt, der Abschluss, der Erfolg: Das waren die Dinge, auf die es ankam.
    Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen war, dann wäre Yousef Qasim bereit, seine Rolle zu spielen.
    Ein Amerikaner nach dem anderen käme dran.

3
    Ich war schon seit einer ganzen Weile nicht mehr bei der Polizei. Und bis jetzt hatte ich damit auch keine Probleme.
    Ich lehnte mit dem Rücken an der Küchentür, nippte an einem Becher mit Nanas Kaffee und überlegte, ob es womöglich an unserem Wasser lag, jedenfalls war klar: Meine drei Kinder wurden viel zu schnell groß. Im Handumdrehen sozusagen. Entweder kann man den Gedanken, dass die Kinder irgendwann das Haus verlassen, nicht ertragen, oder man kann es nicht erwarten. Ich gehörte eindeutig und entschieden zum ersten Lager.
    Mein Jüngster,
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