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DavBen-StaderDie

Titel: DavBen-StaderDie
Autoren: Unbekannt
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packte seinen Arm, um ihn festzuhalten. Stirnrunzelnd klopfte er sich vorn den Schnee vom Mantel ab, drehte sich dann um und inspizierte seine Hüfte. Wir sahen beide die Stelle, wo die Kugel durch den dicken Wollstoff eingedrungen war.
    »Werft die Waffen weg!«, rief der Offizier drüben aus dem Schützengraben. Kolja ließ seine MP40 fallen.
    »Ich bin angeschossen!«, brüllte er zurück. Er knöpfte den Mantel auf und besah sich das Loch in seinem Hosenboden. »Das darf doch nicht wahr sein! Die Dreckskerle haben mir in den Hintern geschossen.«
    »Kommt mit erhobenen Händen auf uns zu!«
    »Ihr habt mir in den Hintern geschossen, ihr verdammten Idioten! Ich kann nirgendwo hinkommen!«
    Ich hatte die Hand unter Koljas Arm gelegt, um ihn zu stützen; er konnte das rechte Bein nicht belasten.
    »Du solltest dich hinsetzen«, sagte ich.
    »Ich kann mich nicht hinsetzen. Wie soll ich mich denn hinsetzen, mit einer Kugel im Hintern? Das darf doch nicht wahr sein!«
    »Kannst du knien? Du solltest jetzt besser nicht stehen.«
    »Hast du eine Ahnung, was für einen Scheiß ich von meinem Bataillon zu hören kriege? In den Hintern geschossen von verfluchten Amateuren, frisch vom Fließband!«
    Ich half ihm, als er sich auf den Boden sinken ließ. Er zuckte zusammen, als sein rechtes Knie auf den harten Schnee traf, das ganze Bein erschütterte. Die Offiziere im Schützengraben hatten offenbar eine improvisierte Besprechung abgehalten, denn nun ertönte eine andere Stimme, eine ältere Stimme mit größerer Autorität.
    »Bleibt, wo ihr seid! Wir kommen zu euch!«
    Kolja grunzte. »Bleibt, wo ihr seid, sagt er. Der hat gut reden. Jawohl, genau das mache ich, schließlich hab ich eine von euren verfluchten Gewehrkugeln im Hintern.«
    »Vielleicht ist sie auf der anderen Seite wieder ausgetreten. Ein glatter Durchschuss ist doch besser, oder?«
    »Willst du mir die Hose runterziehen und nachsehen?«, fragte er und grinste mich gequält an. »Was soll ich tun? Kann ich irgendetwas tun?«
    »Draufdrücken, heißt es immer. Keine Sorge, ich mach das schon.« Er löste das Band seiner Daunenmütze, nahm sie ab und presste sie auf das Einschussloch. Er musste einen Moment die Augen schließen, tief einatmen. Als er sie wieder aufmachte, schien ihm etwas einzufallen; er griff mit der freien Hand unter seinen Pullover und holte die mit Stroh ausgestopfte Eierschachtel heraus.
    »Schieb sie unter deinen Mantel«, befahl er mir. »Wir wollen ja nicht, dass sie einfrieren. Und lass sie bitte nicht fallen.«
    Einige Minuten später kam ein GAZ auf uns zugerollt, ein gepanzertes Modell mit Winterreifen mit grobem Profil und einem schweren Maschinengewehr, das am Heck montiert war. Der Kanonier hatte die breitmäulige Mündung weiterhin auf unsere Köpfe gerichtet, als der Wagen anhielt.
    Ein Feldwebel und ein Leutnant sprangen heraus und kamen auf uns zu, die Hand am Griff der noch im Holster steckenden Pistole. Der Feldwebel blieb neben der im Schnee liegenden MP40 stehen. Er betrachtete kurz die Maschinenpistole und sah dann Kolja an.
    »Unsere Scharfschützen haben die deutsche Waffe gesehen. Sie haben sich korrekt verhalten.«
    »Scharfschützen? So was nennt ihr Scharfschützen? Sind die darauf gedrillt, Männern in den Hintern zu schießen?«
    »Wieso hast du eine deutsche Waffe?«
    »Er blutet, er braucht Hilfe«, sagte ich zu ihnen. »Können Sie Ihre Fragen nicht später stellen?«
    Der Leutnant sah mich flüchtig an, das platte, gelangweilte Gesicht bar jeder Regung, abgesehen von einer gewissen Feindseligkeit. Sein Schädel war rasiert, und er trug keine Kopfbedeckung, als bemerke er den kalten Wind nicht, der um uns herum pfiff.
    »Du bist Zivilist? Du willst mir Befehle geben? Ich könnte dich auf der Stelle exekutieren wegen Verletzung des Ausgangsverbots und unerlaubten Überschreitens der Stadtgrenze.«
    »Bitte, Genosse Offizier. Wenn wir noch lange hier draußen bleiben, dann verblutet er.«
    Kolja griff in die Manteltasche, zog das Schreiben des Obersts heraus und hielt es dem Offizier hin. Der Leutnant las es, verächtlich zunächst, erstarrte jedoch, als er die Unterschrift unten auf dem Blatt sah.
    »Das hättest du ja gleich sagen können«, murmelte er. Er winkte den Fahrer und den Kanonier zu sich.
    »Ich hätte das gleich ... ich hab den Namen des Obersts gebrüllt, während ihr auf uns geschossen habt!«
    »Meine Männer haben sich korrekt verhalten. Ihr habt euch mit einer feindlichen Waffe genähert, wir
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