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Coolman und ich. Ein Job für alle Fälle (German Edition)

Coolman und ich. Ein Job für alle Fälle (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Ein Job für alle Fälle (German Edition)
Autoren: Rüdiger Bertram
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1. Kapitel
    Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft

    Stellt euch ein Klo vor. So eines mit einem teuren Waschbecken aus Marmor, einer Badewanne, die größer ist als das Kinderbecken in den meisten Schwimmbädern, und extraweichem Klopapier aus Gänsefedern neben einer hellrosafarbenen Porzellankloschüssel.
    Habt ihr das? Gut!
    Dann stellt euch jetzt einen Jungen vor, der in dieser Luxustoilette eingeschlossen ist und verzweifelt an der vergoldeten Türklinke rüttelt. Die Tür öffnet sich aber nicht, weil sie verriegelt ist. Von außen!
    Seht ihr das vor euch?
    Könnt ihr seine verzweifelten Hilferufe hören?
    Dann wisst ihr jetzt auch, wer ich bin. Mein Name ist Kai und ich bin der Junge, den man hier eingeschlossen hat, und ich bin nicht allein.
    Leider!
    Neben mir steht ein Typ mit einer schwarzen Augenmaske und einem blauen Cape, das er über einem hautengen orangefarbenen Einteiler trägt. Das sieht ein bisschen komisch aus. Aber das ist nicht weiter schlimm, weil nur ich ihn sehen kann. Für alle anderen Menschen ist er unsichtbar. Glück für euch, Pech für mich.

    Darf ich vorstellen?! Der peinliche Kerl, der in dem Whirlpool gegen die gefährlichen Killerblasen kämpft, heißt COOLMAN. Er begleitet mich, seit ich vier Jahre alt bin, aber wenn es einmal drauf ankommt, ist er keine wirkliche Hilfe.
    Im Gegenteil!
    Deshalb kümmere ich mich auch nicht weiter um ihn, sondern rüttle wieder an der Tür und brülle dabei, so laut ich kann: »Mach sofort auf, du kleine miese Kröte!«
    Obwohl das nicht viel Sinn macht. Die kleine miese Kröte hat mich ja hier eingeschlossen, und außer ihm ist keiner zu Hause, der mich hören könnte.
    Dafür bin ich ja da. Damit ich als Babysitter auf ihn aufpasse. Weil der arme kleine Goldjunge sich sonst fürchtet, so ganz allein. Weil er so sensibel ist.
    »Mach sofort auf, du kleine miese Kröte!«, schreie ich noch einmal die weiße Tür vor mir an.
    Statt einer Antwort höre ich nur, dass der Fernseher lauter gestellt wird. Ich brauche das Programm nicht zu sehen, ich kann hören, dass das keine geeignete Sendung für einen Fünfjährigen ist. Die Schreie aus dem Fernseher klingen ziemlich schrill, und ich bin sicher, dass das nicht der KI.KA ist, den die kleine miese Kröte sich da anguckt. Dort unten auf dem drei mal zwei Meter breiten Flachbildschirm im Wohnzimmer läuft ein Horrorfilm, der sogar mir Angst machen würde.

    Ich muss hier raus! Und zwar dringend. Ich greife noch einmal nach der Klinke und ziehe kräftig daran. Die Tür bleibt verschlossen, aber dafür habe ich jetzt den vergoldeten Griff in der Hand.
    Das war es dann. Aus diesem Klo komme ich nie wieder raus. Die Villa hat fünf Badezimmer, mindestens. Es kann Wochen dauern, bis hier jemand zufällig vorbeikommt, um sich die Hände zu waschen. Mein einziger Trost ist, dass ich nicht verdursten kann. Wasser gibt es mehr als genug, und Seife soll man angeblich auch essen können. Das habe ich mal in einem Abenteuerbuch gelesen, wo ein Schiffbrüchiger mit einem Container voller Kernseife auf einer einsamen, palmenlosen Insel gelandet ist.

    Das schmale, halb offene Fenster hatte ich noch gar nicht bemerkt. Wenn ich auf den Toilettenkasten klettere, kann ich mich da vielleicht hochhangeln. Unter dem Fenster müsste der Garten liegen, und ich riskiere lieber, mir bei dem Sprung aus dem ersten Stock den Knöchel zu verstauchen, als die nächsten Wochen lang von Seife leben zu müssen.
    Ich steige mit einem Fuß auf den Toilettenkasten, der direkt unter dem Fenster hängt. Mit einem Arm greife ich nach oben, um mich am Fensterrahmen festzuhalten. Zum Glück ist der stabiler als der Türgriff. Ich ziehe den zweiten Fuß nach und stehe jetzt mit beiden Beinen auf dem Kasten.
    Aber nur kurz.
    Nur sehr kurz, um genau zu sein.
    Der Spülkasten bricht unter mir weg, weil er mein Gewicht nicht aushält. Oben hänge ich mit einer Hand am Fensterrahmen, unten schießt das Wasser aus dem offenen Leitungsrohr ins Badezimmer. Nicht nur ein paar Tropfen, sondern ein richtig dicker Strahl. Weil meine Beine keinen Halt mehr haben, strample ich mit den Füßen. Dabei trete ich versehentlich ein Bild von der Wand. Zum Glück ist es keines von diesen wahnsinnig wertvollen Ölgemälden, die in der Villa überall herumhängen. Wasser könnte Ölfarbe nichts anhaben, das weiß ich. Auf dem Bild, das unter mir treibt, aber verschwimmen die Farben, und ich kann mir nicht vorstellen, dass so ein Bild sehr teuer gewesen ist.
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