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TS 27: Verpflichtet für das Niemandsland

TS 27: Verpflichtet für das Niemandsland

Titel: TS 27: Verpflichtet für das Niemandsland
Autoren: Milton Lesser
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1. Kapitel
     
    „Schalte ihn ab, Kit, bitte.“
    Aus dem Telio klang die schmalzige Stimme einer Frau. „Es ist ein langer Weg nach Niemandsland. Und dein Geliebter kehrt nicht zurück, nimmer, nimmer …“ Eine Trompete wimmerte.
    „Man schlachtet aber auch alles aus, Kit.“
    „Es ist doch nur ein Schlager!“
    „Schalte ab, bitte.“
    Christopher Temple stellte lächelnd den Telio ab. „In 10 Minuten wird man die Namen bekanntgeben“, sagte er und spürte, wie sich seine Mundwinkel spannten.
    „Sage es mir noch einmal, Kit“, bettelte Stephanie. „Wie alt bist du?“
    „Du weißt doch, daß ich 26 bin.“
    „26, ja 26. Wenn sie dich also diesmal nicht aufrufen, dann bist du gerettet. Gerettet, ich kann es kaum glauben!“
    „Neun Minuten“, sagte Temple in die Dunkelheit hinein. Stephanie hatte die schalldämpfenden Rolläden bereits herabgelassen. Der Lärm auf den Straßen drang zu ihnen wie ein ganz schwaches Flüstern herein. Aber der Schlager, der alle zwei Jahre und zwei Monate überall populär wurde, hatte das Gefühl ihrer Abgeschiedenheit zerstört.
    „Sage es mir noch einmal, Kit!“
    „Was?“
    „Du weißt, was.“
    Er strich abwesend über ihr volles Haar.
    „Sage es mir, Kit.“
    „Ich werde dich heiraten, Steffy. In acht Minuten, in weniger als acht Minuten werde ich hinabgehen und unseren Trauschein holen. Wir werden sobald heiraten, wie das Gesetz es zuläßt.“
    „Dies ist das letzte Mal, daß sie dich holen können. Ich meine, sie werden doch nicht das Gesetz ändern?“
    Temple schüttelte den Kopf. „Sie brauchen es nicht. Sie kommen auch so zu ihrer Quote.“
    „Ich habe Furcht.“
    „Du und Millionen andere Frauen in Nordamerika, Steffy.“
    Sie zitterte in seinen Armen. „Es ist kalt für Juni.“
    „Hier drinnen ist es warm.“ Er küßte ihre feuchten Augen.
    „O Gott, Kit, fünf Minuten.“
    „Fünf Minuten bis zur Freiheit“, sagte er leichthin. Er empfand jedoch keineswegs so. Eine dumpfe Vorahnung preßte seine Brust schmerzvoll zusammen, so daß es ihm beinahe schwerfiel, zu atmen.
    „Schalte wieder ein, Kit!“
    Er schaltete den Telio rechtzeitig ein, um noch das unehrliche Lächeln des Ansagers au sehen.
    „Alle 780 Tage“, erklärte der Ansager, „werden 200 junge Männer von Center City ausgewählt, um ihrem Land auf einen unbestimmten Zeitraum, der durch ein Ablösungs-System streng festgelegt ist, zu dienen.“
    „Lügner!“ schrie Stephanie. „Niemand kehrt zurück. Es sind bereits 30 Jahre vergangen, seit die erste Gruppe ausgehoben wurde, und nicht einer davon …“
    „Schh“, Temple hob einen Finger an die Lippen.
    „Dies ist der 13. Aufruf seit dem Beginn dessen, was man allgemein die Reise ins Niemandsland nennt“, sagte der Ansager. „Doch dieser Ausdruck ist irreführend. Wir verwenden ihn lediglich, weil wir das letzte Ziel nicht kennen. Aus Sicherheitsgründen ist es unmöglich, daß …“
    „Ja, ja“, fiel Stephanie ungeduldig ein. „Fahr’ schon fort.“
    „… deshalb die Reise ins Niemandsland. Da aus Sicherheitsgründen das ganze Projekt streng geheimgehalten wird, wissen wir noch nicht einmal, weshalb und auf welche Weise unsere Männer hinausgeschickt werden. Wir wissen lediglich, daß sie irgendwohin gehen zu einem Zweck, der für die Sicherheit dieser Nation lebenswichtig ist; und wenn der Beitrag Center Citys hilft, unser Land stark zu erhalten, dann ist Center City natürlich …“
    „Niemand hat je gesagt, daß es nicht unsere Pflicht ist“, widersprach Stephanie ganz so, wie wenn der Ansager sie tatsächlich hören könnte. „Wir wünschen lediglich, etwas darüber zu wissen – und wir wünschten, es wäre nicht für immer.“
    „Es ist nicht für immer“, erinnerte Temple sie. „Jedenfalls nicht offiziell.“
    „Offiziell, mein Gott. Wenn es nun ein Ablösungs-System gibt, so wird es jedenfalls doch nie angewandt, und dann ist es aber auch kein Ablösungs-System. Kit, es ist auf immer.“
    „… und folgenden Leuten zu Dank verpflichtet, die ihre Zeit opfern …“
    „Niemand würde seine Zeit dafür opfern wollen“, flüsterte Temple erheitert.
    „Kit“, Stephanie drehte sich zu ihm um. „Ich – ich habe plötzlich die Ahnung, daß wir nichts zu befürchten haben. Sie haben dich die ganze Zeit über vergessen und werden es auch diesmal tun. Es ist das letzte Mal, denn dann wirst du zu alt sein. Es ist doch spaßig, zu alt mit 26, aber wir werden frei sein, Kit, frei.“
    „Er
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