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Das Werk der Teufelin

Titel: Das Werk der Teufelin
Autoren: Andrea Schacht
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ging nicht schnell vorbei. Es war die Hölle, und sie glaubte, der brennende Schmerz zwischen ihren Beinen würde kein Ende mehr nehmen. Sie schloss die Augen vor dem schweißnassen Gesicht über ihr, das rot vor Anstrengung und Erregung war. Doch sein fauliger Atem streifte sie, bis der Bärtige schließlich mit einem lustvollen Stöhnen die erzwungene Beiwohnung für sich beendete.
    Und dann schien Maria doch noch auf ihr Flehen gehört zu haben, denn ganz plötzlich wurde das drückende Gewicht von ihr genommen und ein weiteres, überhaupt nicht mehr lustvolles Stöhnen war zu hören. Benommen öffnete sie die Augen und sah, ohne zu erkennen, was passiert war, den Bärtigen verkrümmt einige Schritt weiter am Boden liegen. Der Fette machte soeben einen wenig anmutigen Kniefall, und der dritte stürzte in heller Panik davon. Mühsam kam Almut auf die Knie, ihr Rock fiel nach unten, und sie konnte wieder atmen. Verwirrt strich sie sich mit der Hand über die Augen. Was machte die Frau in dem roten Kleid da auf dem Bauch des Dicken? Was glitzerte da in ihrer Hand? Eine stählerne Schlange schien es. Und war das der Leibhaftige, dessen schwarze Flügel über dem Bärtigen flatterten? Und warum, Heilige Mutter Gottes, hörte dieses erbärmliche Kreischen nicht auf?
    Ein herzhaftes Klatschen, und das Schreien endete abrupt.
    »Halt den Mund, du dumme Ziege!«, forderte eine sich überschlagende Jungenstimme, eine andere, rau und tief, bemerkte: »Ich habe zwar das Gelübde abgelegt, in meinem Leben keine Gewalt mehr anzuwenden, aber du kannst darauf vertrauen, ich kann trotz allem noch einen Schurken wie dich am Boden halten!«
    Nur noch ein mattes, schmerzliches Winseln kam von dem Bärtigen.
    Almut schüttelte, um die Verwirrung loszuwerden, den Kopf und erkannte dann zu ihrem maßlosen Erstaunen, dass Pater Ivo den Bärtigen in Schach hielt, Pitter die sich windende Angelika im Schwitzkasten hatte und ihre Schwester Aziza einen spitzen, gefährlich aussehenden Dolch dem Fetten an die Kehle hielt.
    »Wer ist dein Herr?«, zischte sie ihn an, und der Koloss unter ihr versuchte sie abzuschütteln. Ein rotes Rinnsal lief an seinem Hals hinunter, und er hörte auf, sich zu bewegen.
    »Wer ist dein Herr, du stinkender Abschaum?«
    Verstockt schwieg der Fette, aber Aziza lächelte nur lieblich.
    »Du willst es nicht anders haben, was?« Mit hurtigen Bewegungen hatte sie ihm fünf Schnitte in die Wange gezogen, ein A verbunden mit einem Z.
    »Wenn
mein
Herr das sieht, dann wird er wissen, wer das tat. Und dann kannst du gewiss sein, du Auswurf eines Aussätzigen, dass dir die tiefsten Abgründe der Hölle noch wie das Paradies vorkommen werden.«
    Der Fette brüllte wie ein Stier. Sie stand auf, trat ihm noch einmal kräftig in die Rippen und ging dann, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, zu Almut hin und kniete neben ihr nieder. Mit einer Hand auf der zerschnittenen Wange rappelte sich der Fette auf, um mit einem lästerlichen Fluch auf den Lippen die Beine in die Hand zu nehmen.
    Zitternd klammerte sich Almut an Aziza und lehnte den Kopf an ihre Schulter.
    »Schon gut, Schwester. Schon gut. Wir haben es ja geschafft. Bist du verletzt?«
    Mit klappernden Zähnen flüsterte Almut: »Nur meine Würde. Und blaue Flecken und so…«
    »Und so, ja, ja. Nun, auch daran stirbt man nicht. Du bist ein Dummkopf gewesen, alleine diesem hirnlosen Huhn nachzulaufen, weißt du das? Aber dieser Pitter ist ein kluges Bürschchen. Sein Freund klopfte gerade ans Tor des Beginenhofes, als dein Benediktiner und ich dort eintrafen. Er hat uns berichtet, was du vorhattest.«
    Aber trotz der vorwurfsvollen Worte streichelte sie Almut sanft und löste ihr das verrutschte Gebände.
    »Ist nicht mein Benediktiner!«, flüsterte Almut.
    »Also, eben gerade wirkte er doch ein bisschen so«, antwortete ihre Schwester und drückte sie an sich.
    Ein Stöhnen kam von dem Bärtigen und dann die unwillig ausgestoßenen Worte: »Der Herzog von Brabant!«
    Aziza nickte zufrieden.
    »Ihr braucht ihn nicht zu kastrieren, Mönch. Das wird der Herzog tun, wenn er von seinem Gefährten erfährt, was sie angestellt haben. Lasst ihn laufen und die Vorfreude genießen!«
    Pater Ivo nahm sein Knie vom Rücken des Mannes und gab ihm den Befehl, sich so zügig wie möglich aus seinem Schatten zu entfernen. Humpelnd und in unschicklich ungeordneter Kleidung folgte der Bärtige seinen Freunden.
    »Ihr kennt den Herzog von Brabant, Maurin?«
    »Flüchtig, Pater!
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