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Mettwurst ist kein Smoothie

Mettwurst ist kein Smoothie

Titel: Mettwurst ist kein Smoothie
Autoren: Markus Barth
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    Vorwort
    Seit 15  Jahren wohne ich in der Großstadt. Alle Berliner Leser kichern vermutlich schon jetzt in sich hinein. «Haha», werden sie sagen, «lebt der nicht in Köln? Das ist doch keine Stadt! Das ist ein Kathedralen-Kaff.»
    Und ein bisschen haben sie da sogar recht. Wenn man eine Zeitlang hier wohnt, merkt man: Köln ist im Grunde nur ein gemütliches rheinisches Dorf mit überraschend vielen Häusern. Manchmal glaube ich, diese Stadt hat nur deshalb so viele Gebäude und so lange Straßen, weil sonst der Rosenmontagszug zu schnell vorbei wäre.
    Aber immerhin bekommt man hier auch nach zehn Uhr abends noch ein warmes Essen und nach zwei Uhr nachts eine Tüte Chips – für mich die Grundanforderungen an einen dauerhaften Wohnsitz (sorry, München, damit scheidest du wohl aus). Außerdem kann man hier so verrückte Dinge machen wie die «Lange Nacht der Museen» besuchen, bei einem Flashmob am Hauptbahnhof mittanzen und Kurse für chinesischen Obertongesang belegen. Nicht dass ich das jemals tun würde. Aber ich
könnte
, darauf kommt es doch an!
     
    Zugegeben: Manchmal macht mich das Stadtleben auch wahnsinnig. Zum Beispiel, wenn mein Auto zum dritten Mal in zwei Monaten aufgebrochen wird. (Ein Camping-Bus! Was haben die sich erhofft? Ravioli aus Gold?) In meiner fränkischen Heimat kann man ein Auto wochenlang unabgesperrt stehen lassen, ohne dass irgendetwas passiert. Man kann sogar die Tür sperrangelweit öffnen. Dann kommt höchstens mal ein Nachbar vorbei und lehnt sie vorsichtig an, weil sonst der Hänger mit dem Grünschnitt nicht vorbeipasst.
     
    Aber noch halte ich es aus in der Stadt. Noch hat das Reihenendhaus im Oberbergischen, dieses schwarze Loch für Mittdreißiger, das sie alle anzieht und früher oder später verschluckt, keine Sogwirkung auf mich.
    Gut, wenn mein nächstes Buch dann heißt: «Da komm ich mit meinem Hänger nicht durch! – Erkenntnisse aus meinem Land-Leben», dann wissen Sie, was passiert ist.
     
    Köln, im April 2012
    Markus Barth

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    Mettwurst ist kein Smoothie
    Erfinder sind meine Helden. Ich habe jahrelang davon geträumt, irgendwann einmal selbst ein Produkt zu entwickeln, das die Menschheit so richtig nach vorne bringt. Meine einzige Erfindung entstand allerdings im Laufe einer sehr langatmigen Religionsstunde in der zwölften Klasse: die Nasenloch-Verstärker.
    Das waren zwei normale Lochverstärker, die man sich bei starkem Schnupfen über die Nasenlöcher klebt, damit die nicht immer so einreißen und wund werden. Vielleicht ist es Ihnen schon aufgefallen: Das Ganze wollte sich nie so richtig durchsetzen. Später habe ich es noch mit einer Variation versucht: dem Mundwinkel-Verstärker (zwei halbe Lochverstärker links und rechts gegen eingerissene Mundwinkel). Aber auch das hatte nicht den gewünschten Erfolg.
     
    Erfindungen sind heutzutage aber auch eine schwierige Sache. Wie großartig muss das früher gewesen sein. Man sagte einfach: «Hör mal, is’ ganz schön kalt hier. Ich mach mal Feuer!», und hoppla – schon hatte man das Feuer erfunden. Heute dagegen sind die Grundlagen der Zivilisation schon alle entdeckt: Feuer, Rad, Tesafilm. Da kann es passieren, dass ein Tüftler nach jahrelanger Entwicklungsarbeit freudestrahlend aus seinem Labor gerannt kommt und ruft: «Heureka! Ich habe den dipolaren Chromosomen-Fluxator erfunden!», und seine Mitmenschen schauen ihn nur unbeeindruckt an. Vielleicht sagt dann sogar einer: «Ach, erfind doch lieber mal ’nen Tetrapack, den man öffnen kann, ohne dass die Milch oben rausschwappt», und der arme Mann verzieht sich wieder beleidigt in sein Labor.
    Ein frustrierender Job.
     
    Deshalb überlasse ich das Erfinden inzwischen lieber anderen. Und ich bin immer wieder überrascht, welche Neuheiten sich bei konsumfreudigen Großstädtern durchsetzen und welche nicht.
    Beispiel: die Kopfmassagen-Kralle. Es gibt wohl kaum etwas, das so bescheuert aussieht, wie Menschen, die sich so einen Drahtkraken auf den Kopf setzen und ihn langsam auf und ab bewegen. Ich ließe mich ja vielleicht zum Kauf überreden, wenn mich wenigstens der Effekt überzeugen würde. Aber ich habe es mal bei einer Freundin, die so ein Ding hatte, ausprobiert und finde eine Kopfmassage mit der Drahtkralle genauso entspannend, wie eine halbe Stunde ohne Mütze durchs Gebüsch zu rennen. Trotzdem zahlen Millionen Menschen fünf bis zehn Euro für das bisschen Draht. Es ist mir ein
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