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Das Werk der Teufelin

Titel: Das Werk der Teufelin
Autoren: Andrea Schacht
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helfen. Und eigentlich hoffte sie auch, er habe vielleicht sogar schon Magda frei bekommen. Damit die Zeit schneller verging, griff sie zu Schaufel und Hacke und arbeitete weiter an den Fundamenten der kleinen Kapelle.
    Es war noch einmal richtig warm geworden an diesem Herbstnachmittag, fast ein wenig drückend sogar, und durstig suchte sie Gertrud in ihrer Küche auf, um sich den Staub mit einem Becher Apfelwein aus der Kehle zu spülen.
    »Du erzählst so wenig, Almut. Wir machen uns Sorgen!«
    Gertrud, die in einer Wolke von Federn saß und geschickt ein Huhn rupfte, hielt sie mit diesen Worten fest.
    »Ich weiß, aber ich glaube, bald ist alles vorbei. Morgen wahrscheinlich schon. Habt noch ein wenig Geduld.«
    »Nun, du wirst wissen, was du tust. Und mit Thea hast du dich wohl wieder vertragen.«
    »Ja – Thea.« Almut schob das Tuch aus der Stirn und löste dabei den Verband. »Es wird sich einiges ändern, glaube ich.«
    »So ist der Lauf der Welt!«
    »Ja…« Versonnen spielte Almut mit einer Feder.
    »Der Schnitt auf deiner Stirn ist gut verheilt.«
    »Mh.«
    »Was passiert mit Angelika?«
    »Wenn’s nach mir geht, verschwindet sie dorthin, wo sie herkam.«
    »Wird das Beste sein. Sie ist ein gehässiges Huhn!«
    Federn flogen wild nach allen Seiten bei dieser Äußerung, und weder Gertrud noch Almut nahmen wahr, wie das besagte Huhn sich an der Küche vorbei zur Pforte schlich. Auch Mettel, die dösend in der Sonne saß, bemerkte nicht, dass sich jemand lautlos durch einen schmalen Spalt der Tür drückte. Erst Pitter, der Päckelchesträger, der etwas weiter die Straße hoch mit zwei Kumpanen herumlungerte und müßig den neuesten Klatsch über den Erzbischof und seine Söldner austauschte, fiel das blonde, barhäuptige Mädchen mit dem engelhaften Gesicht auf. Die drei stießen sich an, und als sie vorbeiging, fanden sie einige passende Kommentare, die sich mit ihrer Figur und den erfreulichen Tätigkeiten befassten, die die nähere Bekanntschaft mit sich bringen würde. Doch Angelika hatte anderes im Sinn und gab den Burschen kurz und schnippisch zu verstehen, für dererlei Betätigungen zöge sie richtige Männer vor.
    »Und wo findest du die, Süße?«
    »Vor den Toren natürlich!«, antwortete sie und eilte an den dreien vorbei.
    Schulterzuckend sahen sie ihr nach. Sie hatten nicht wirklich daran geglaubt, dass sich ein so schönes Mädchen mit ihnen eingelassen hätte. Pitter steckte den Strohhalm wieder zwischen die Zähne und kaute drauf herum.
    »Wenigstens ein Bejinge-Bützche hätte sie dir geben können. Wo du doch mit denen so dicke Freund bist!«, spöttelte einer seiner Gefährten und stieß ihm den Ellenbogen in die Rippen.
    »Was hab ich von ’nem Kuss auf die Stirn?«, maulte Pitter, aber dann merkte er doch auf. »Wieso Bejinge-Bützche?«
    »Na, das Hühnchen wohnt doch bei denen!«
    »Ernsthaft? Und dann wandert die allein zum Tor hinaus? Da stimmt was nicht! Ich geh mal zu ihnen und frag nach.«
    Er rappelte sich hoch, klopfte den Staub aus seinem Kittel und machte sich zum Beginenhof auf.
    Mettel fuhr aus ihrem Halbschlaf auf, als es an der Pforte pochte.
    »Blondes Mädchen? Ja, das kann Angelika sein. Aber die ist nicht fortgegangen. Die ist im Haus.«
    »Fragt besser noch mal nach, Frau Begine. Ist die Frau Almut wohl da?«
    »Ja, die hat eben noch an ihrer Kapelle – oh, da ist sie nicht mehr.«
    »Könnt Ihr sie nicht mal suchen?«
    »Kann ich, aber du bleibst so lange draußen. Ich kann nicht jeden reinlassen!«
    Mettel war nicht die Schnellste, und bis sie Almut endlich gefunden hatte, die gerade die graue Tracht anlegte, war es Pitter zu langweilig geworden, und er war zu seinen beiden Freunden zurückgekehrt.
    »Der Päckelchesträger will Angelika gesehen haben. Ist sie denn an dir vorbei aus der Pforte gegangen?«
    »Ich hab sie nicht gesehen. Schau lieber bei Thea nach, wahrscheinlich liegt sie noch immer im Bett. Das Kind ist eine solche Schlafmütze!«
    Aber Almut, die die Wachsamkeit der Pförtnerin nicht besonders hoch einschätzte, dachte nur an den einen Esel, der den anderen Langohr schimpfte, und eilte über den Hof ins Haupthaus. Thea arbeitete in der Stube der Seidweberinnen an einem Spinnrad und hatte ebenfalls nicht bemerkt, dass Angelika sich fortgeschlichen hatte. Doch ein Blick auf das zerwühlte, aber leere Bett bewies, das Mädchen hatte es wieder einmal geschafft, unbemerkt auszureißen.
    »Ich muss den Pitter sprechen!«, tat Almut ungehalten
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