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Das Werk der Teufelin

Titel: Das Werk der Teufelin
Autoren: Andrea Schacht
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nicht!«
    »Nein, Ewald? Die Badehur hast du stets sehr freundlich begrüßt!«, erinnerte Johanna ihn mit gepresster Stimme. »Und was macht dich glauben, ich sei eine Mörderin?«
    Mit rotem Gesicht drehte Ewald sich herum und fuhr sie an: »Geh mir aus den Augen.«
    »Verzeih ihm, Johanna, er ist besorgt und unsicher.«
    »Ich bin weder das eine noch das andere!«, giftete er jetzt auch Almut an, die ihn nachsichtig anlächelte.
    »Was glaubt Ihr wohl, Ewald, bringt mich dazu, meinen Ruf aufs Spiel zu setzen und Eure Freundin in Schutz zu nehmen?«
    »Weiberkram!«
    »Falsch geraten. Es erwies sich die Tatsache, dass Johanna unschuldig an den Verbrechen ist, die mit dem Domherren zusammenhängen.«
    »So ist es, Jung Ewald, so ist es!«, krächzte Krudener, der ebenfalls in die Stube kam und erfreut in Richtung Grützkessel schnupperte. »Wir werden einen Teller von diesem süßen Brei essen, den Trine so trefflich zu bereiten weiß, und dann haben wir eine Menge Dinge zu überlegen. Ihr solltet derweil Eure Haltung der werten Frau Johanna gegenüber bedenken.«
    Ewald behielt zwar seine verstockte Miene bei, sagte aber nichts, sondern setzte sich mit gesenkten Lidern an den Tisch und ordnete seine Aufzeichnungen. Johanna beobachtete ihn traurig aus den Augenwinkeln, straffte sich dann aber wieder und half Trine, einen Wassereimer ins Haus zu tragen.
    Es klopfte energisch an der Vordertür. Almut zuckte zusammen, und Krudener wies auf die Treppe im Hof. »In den Keller, rasch! Öffnet den Schrank mit der Dämonenfratze auf der Tür. Dahinter ist eine Kammer!«
    Das Pochen wurde eindringlicher, und Almut schubste Johanna voran, als sie eine mehr als bekannte Stimme nach Meister Krudener rufen hörte. Abrupt blieb sie stehen, bedeutete Johanna aber, noch vor der Tür zu bleiben.
    »Pater Ivo!«
    »Ich öffne ja schon!«
    Mit vom Nebel feuchter Kutte kam der Benediktiner in die Stube und streifte sich die Kapuze ab.
    »Was führt Euch zu solch früher Stunde zu uns? Solltet Ihr nicht noch zur Prim auf den Knien liegen und Psalmen singen?«, erkundigte sich der Apotheker mit kühler Stimme.
    »Sollte ich wohl, doch mein Seelenheil wird nicht besonders darunter leiden, wenn ich heute die Lobpreisungen des Herrn auslasse. Ich sehe, die Begine ist bei Euch.«
    »Ja, Pater, und auch Johanna. Wie seid Ihr darauf gekommen, uns hier zu suchen?«
    »Ich habe nachgedacht, Begine, und geschlussfolgert, dass Ihr hier die besten Möglichkeiten habt, unbehelligt zu bleiben.«
    »Nun,
ich
habe nicht nachgedacht, sondern mich verlaufen. Aber es kommt auf dasselbe heraus, nicht wahr?«
    Auch Johanna kam jetzt zurück in die warme Stube, und für einen Moment schien Pater Ivo bei ihrem Anblick völlig entgeistert zu sein. Krudener gab sein gackerndes Lachen von sich und meinte: »Das Kleid erinnert Euch an jemanden,
Pater
Ivo?«
    »Wo habt Ihr es her?«
    »Oh, eine liebe, alte Freundin gab es mir zusammen mit einigen anderen Dingen zur Aufbewahrung!«
    »Darüber reden wir später noch miteinander!«, knirschte der Benediktiner und legte dann ebenfalls ein Bündel Kleider auf den Tisch.
    Der Papagei war aufgewacht und krähte unbekümmert dazwischen: »Venus in Aries!« und gackerte wie sein Meister.
    Auch in Ewald war wieder Leben gekommen, und er fragte mit neu erwachtem Misstrauen: »Wenn du angeblich keine Mörderin bist, warum musst du dich dann verstecken, wenn es an der Tür pocht, Johanna?«
    »Weil die Tatsachen gegen sie sprechen, und es kostet mich jetzt zu viel Atem, Euch das im Einzelnen zu erklären, Ewald. Ein wenig Vertrauen zu der Frau, die Ihr einst geschworen habt zu lieben, wäre ganz angebracht.« Almut wurde allmählich ungehalten mit dem ehemaligen Novizen.
    »Sehr richtig. Denn ich denke, du wirst ihr helfen, aus der Stadt zu fliehen. Eure Verkleidung, Frau Johanna, ist schon sehr nützlich, doch es wird eine Frau gesucht. Hiermit werdet Ihr es wahrscheinlich leichter haben, unerkannt zu entkommen.« Er reichte ihr eine Novizenkutte und wandte sich zu Ewald. »Auch du besitzt ein solches Kleidungsstück. Leg es an, und ich werde euch beide nach Siegburg begleiten. Von dort aus könnt ihr in anderer Gewandung weiterreisen. Du hast Verwandte dort, die euch aufnehmen können.«
    »Auch Ihr glaubt dieser Dirne, Pater?«
    »Ich glaube an ihre Unschuld.«
    Johanna hatte einen Blick in den runden, gewölbten Spiegel geworfen, und der Zauber, der von ihrem Bild darin ausging, wirkte auf sie zurück.
    »Ich muss euch
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