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Das Werk der Teufelin

Titel: Das Werk der Teufelin
Autoren: Andrea Schacht
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kund. »Wenn Pater Ivo kommt, soll er hier warten, bis ich mit ihr zurück bin.«
    Sie rannte fast zur Pforte, doch Pitter war nicht mehr zu sehen. Aber sie wusste, wo er normalerweise auf seine Kundschaft lauerte, und lief die Straße Richtung Eigelstein-Tor entlang. Sie fand ihn denn auch in ein Gespräch mit einem Berittenen verwickelt, der seine Dienste als Führer durch die Stadt in Anspruch nehmen wollte.
    »Pitter!«
    »Oh, Frau Almut, jetzt habe ich keine Zeit mehr. Ihr seht, ich habe einen Auftrag zu erledigen!«
    »Den kann sicher einer deiner Freunde übernehmen!«
    »Und das Geld dafür auch, was? Ich bin ein Mann, der an seine Zukunft denken muss!«
    »Klar, Pitter. Was zahlt er dir?«
    »Vier Groschen!«
    »Drei und eine Schüssel Braten, wenn du mir hilfst!«
    »Ihr verzeiht, Herr, aber ich bin ein Mann, der an seinen Magen denken muss!«
    Bedauernd sah Pitter den Berittenen an, der ein Schmunzeln nicht unterdrücken konnte. Einer der anderen Burschen war aufgestanden und bot ihm nun seine Dienste an.
    »So, Pitter, ein blondes Mädchen hast du gesehen?«
    »Hübsch wie ein Engelchen, in einem weißen Kleid.«
    »Alleine?«
    »Klar! Aber nicht für lange, würd ich meinen!«
    »Hast du mit ihr gesprochen?«
    »Na ja.«
    »Was – na ja? Ihr habt sie belästigt!«
    »Wir haben die Schönheit der Dame gerühmt!«
    »Und sie hat die Komplimente dankend entgegengenommen.«
    »Die kleine Zicke hat uns beleidigt.«
    »Aha, kein Engelchen mehr!«
    »Wenn sie nicht zu euch Bejinge gehören würde, könnt man sagen, sie ist eine nicht allzu helle Schlampe. Sie sagte, sie brauche ein paar richtige Männer.«
    Almuts Zorn auf Angelika kochte wieder hoch.
    »Und hat sie gesagt, wo sie die auftreiben will?«
    »Klar. Draußen vor dem Tor!«
    »Heilige Jungfrau Maria, ist sie von Sinnen?«
    »Nö, da findet sie auf alle Fälle die Söldner des Erzbischofs! Und die werden so ein lecker Mädchen nicht verschmähen.«
    »Pitter, ich muss sie zurückholen. So schnell wie möglich. Begleitest du mich? Ich kann da nicht alleine hingehen!«
    »Klar. Für vier Groschen, eine Schüssel Braten und Brot mit Soße!«
    Almut war zu wütend, um zu feilschen, und Pitter bemerkte das.
    »Schon gut, Frau Almut. Obwohl Ihr eigentlich besser auf einen richtigen Mann wartet, der Euch beschützt!«
    »Ich hab aber im Augenblick keinen anderen, und es eilt!«
    Pitter, von der Verantwortung, die er übernehmen sollte, sichtlich beeindruckt, wandte sich zu dem letzten seiner Freunde und befahl ihm energisch: »Job, geh zu den Beginen und sag ihnen, was wir vorhaben!« Dann passte er seine Schritte der voranstürmenden Almut an und eilte auf das Stadttor am Eigelstein zu.
    Die Wachen hatten das Mädchen bemerkt, selbstverständlich. Und hatten sich gewundert, warum ein so süßes Geschöpf alleine die Stadt verließ. Aber die tränenvollen blauen Augen, mit der sie von der kranken Mutter berichtete, für die sie nur eine Arznei bei den Beginen geholt hatte, hatten sie überzeugt.
    Almut gab eine außerordentlich unbeginenhafte Äußerung von sich, worauf die Wachen sie verdutzt anstarrten und Pitter zu kichern begann. Dann stob sie durch das Tor, den Päckelchesträger im Schlepptau.
    Vor der Stadtmauer breiteten sich die abgeernteten Felder aus, doch in der Ferne sah man schon die Zelte des Heerlagers. Seit Mitte August hatten die Erzbischöflichen hier ihre Stellung bezogen, eine ständige Drohung an den Rat der Stadt und die Bevölkerung. Doch zu Kämpfen war es bislang noch nicht gekommen. Der Erzbischof selbst befand sich nicht bei den Truppen, sondern weilte in Bonn, wohin er sich mit den Schöffen und dem Vogt zurückgezogen hatte. Was hier im Feld lagerte, waren die Truppen seiner Verbündeten. Pitter wusste von denen des Bischofs von Paderborn und denen des Herzogs von Brabant.
    Der Feldweg führte zunächst geradeaus, doch bald darauf verzweigte er sich, und Almut blieb stehen, um sich einen Überblick zu verschaffen.
    »Wenn sie zu den Männern wollte, ist sie wohl zum Heerlager gewandert!«, folgerte Pitter und deutete auf die bunten Wimpel, die lustig in der Brise flatterten.
    »Sofern sie nicht zuvor auf herumstreifende Söldner getroffen ist!«
    »Es wird schwierig werden, sie zu finden! Aber vielleicht weiß der gute Mann dort etwas.«
    Ein Bauer mit seinem Eselskarren kam ihnen entgegen, und Almut hielt ihn an.
    Sie hatten Glück. Ja, drei von diesen verdammten Söldnern – der Herr möge sie strafen, sie hatten seine
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