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Das weiße Grab

Das weiße Grab

Titel: Das weiße Grab
Autoren: Lotte Hammer , Søren Hammer
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worden ist, aber es sind frische Fingerabdrücke von seinem Daumen darauf, aus den letzten beiden Tagen, also gehen wir davon aus. Den Bericht haben Sie längst bekommen.«
    »Ja, ich habe ihn gesehen, allerdings noch nicht genau durchgearbeitet. Konrad, in Kürze werden wir Kellerräume durchsuchen, wie umfassend wird diese Kampagne werden?«
    »So umfassend wie nur möglich, das Technische Hilfswerk und andere Organisationen unterstützen uns dabei. Sie gehen von Keller zu Keller und auch auf Dachböden natürlich, um vielleicht irgendwo das Schloss zu finden, zu dem dieser Schlüssel passt. Außerdem haben wir Fotografien entsprechender Schlösser in der Zeitung veröffentlicht, verbunden mit dem Aufruf um öffentliche Hilfe. Bis jetzt allerdings ohne Resultat, sieht man davon ab, dass wir dreiundzwanzig entsprechende Schlösser gefunden haben, aber das hilft uns ja nicht weiter.«
    »Ja, aber genau auf diese Geschichte würde ich mich beziehen, sollte ich ihm begegnen. Ich könnte mich über einen Polizisten beklagen, der sich unmöglich aufgeführt hat, als die Polizei meinen Keller durchsuchen wollte. Vielleicht würde ich auch über den Schlüssel reden, ganz sicher aber über all die Leute, die an der Sache arbeiten. Es wäre spannend zu sehen, wie er darauf reagiert.«
    Ernesto Madsens Einschätzung stimmte nicht gerade optimistisch: »Er wird nicht darauf reagieren, ich denke, er wird überhaupt nicht über dieses Thema reden.«
    »Das heißt, Sie würden ein solches Vorgehen empfehlen?«, sagte der PET -Chef.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Nun, Sie sagen mit keiner Silbe, dass ein solches Vorgehen schaden könnte, und wenn es misslingt, ist es ja kein Rückschlag, dann sind wir einfach genauso weit wie vorher.«
    Ernesto Madsen erwiderte etwas verwirrt: »Das ist natürlich richtig. Aber auf keinen Fall dürfte das dann ein …«
    Der PET -Chef unterbrach ihn: »Herr Madsen, Sie müssen wissen, dass meine eigenen Profiler großen Respekt vor Ihrer Arbeit haben. Richtig beeindruckt waren sie über Ihren Bericht über Andreas Falkenborgs Beziehung zu seinen Eltern. Auch ich bin der Meinung, dass Sie da voll ins Schwarze getroffen haben, wobei ich natürlich nicht den Background habe, um wirklich etwas Qualifiziertes dazu sagen zu können. Aber seine Beziehung zu seiner Mutter hat mir wirklich die Augen geöffnet. Können Sie die nicht noch einmal kurz anreißen, damit ich alles wieder präsent habe?«
    Konrad Simonsen wurde klar, dass auch der PET -Chef gut vorbereitet war, und sagte: »Das ist eine gute Idee, fassen Sie sich aber kurz, Ernesto.«
    Ernesto Madsen erläuterte seinen Bericht, und vor allem die Comtesse hörte genau zu. Irgendwann unterbrach sie ihn freundlich: »Können Sie mir das Letzte noch einmal erklären? Sie meinen also, dass ich die größte Chance habe, einen freundlichen Kontakt zu ihm aufzubauen, wenn ich gleichzeitig unterwürfig und arrogant auftrete? Aber wie soll ich das in der Praxis machen, sagen wir zum Beispiel, dass ich mich gerade mit meinem Teller an den Tisch gesetzt habe, an dem er sitzt. Wem gegenüber trete ich arrogant auf, und auf welche Weise soll ich unterwürfig wirken?«
    »Also, Sie könnten zum Beispiel arrogant zu der Bedienung sein, insbesondere wenn es sich um eine junge Frau handelt.«
    Der PET -Chef war begeistert.
    »Guter Gedanke, Ernesto. Wir können bestimmt für eine junge Bedienung sorgen, wenn wir den Ort vorher kennen.«
    »Aber Sie kennen ihn doch nicht.«
    »Hm, nein, aber was würden Sie sonst empfehlen, halten Sie sich nicht zurück.«
    Die Comtesse unterstützte ihn: »Ja, und wem gegenüber soll ich mich unterwürfig verhalten?«
    »Es ist wirklich brillant, die Rolle der Comtesse aus der psychologischen Beziehung zu seiner Mutter abzuleiten, das ist gleichermaßen entscheidend wie zeitsparend«, ergänzte Konrad Simonsen.
    Sogar die Polizeidirektorin fiel in die Lobeshymne ein, und Ernesto Madsen gab sich alle Mühe, das passende Profil zu entwickeln. Der Protokollant war konzentriert bei der Sache, und weder die Polizeidirektorin noch der Psychologe bemerkten, dass sie ihr Verhalten exakt der vom PET -Chef im Stillen erarbeiteten Tagesordnung anpassten.

[home]
    60
    A ndreas Falkenborg nahm sein Mittagessen in der Cafeteria des Rastplatzes Solrød an der Autobahn im Süden von Kopenhagen ein. Der Comtesse gelang es, sich zwei Plätze vor ihm in die Schlange zu schieben. Das Mikrophon, das sie als Brosche getarnt am Revers ihres Kostüms trug,
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