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Der zweite Buddha

Der zweite Buddha

Titel: Der zweite Buddha
Autoren: A. A. Fair
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    Als ich die Tür unseres Empfangsbüros öffnete und den Raum betrat, flammte ein Blitzlicht auf. Geblendet blieb ich stehen.
    »Hat er das Bild vermurkst?« erkundigte sich eine Stimme — die Stimme Bertha Cools. Allmählich ließ der Blendeffekt nach; ich erkannte Bertha, die sich in ihrer ganzen Stattlichkeit vor einer Kamera auf gebaut hatte und jetzt erwartungsvoll den Fotografen ansah.
    »Ich fürchte, ja«, meinte dieser. »Die Glasscheibe in der Tür hat das Blitzlicht ins Objektiv reflektiert.«
    »Das sieht dir wieder mal ähnlich, Donald!« brummte sie mürrisch; dann fügte sie, zum Fotografen gewandt und mit einer vagen Handbewegung in meiner Richtung, erklärend hinzu: »Das ist nur mein Geschäftspartner, wissen Sie.«
    Der Fotograf nickte mir zu und schraubte eine neue Blitzlichtlampe ein. Ich blieb stehen und betrachtete mit betontem Interesse die ungewohnte Szene. Bertha, der mein Hinzukommen offenbar gar nicht paßte, rang sich eine weitere Erklärung ab: »Schon alles in Ordnung, Donald; nur ein bißchen Publicity. Laß dich nicht aufhalten — ich mach’ das schon.«
    Es ist gar nicht so einfach, nicht zu bemerken, wenn Bertha ein Gespräch als beendet ansieht. Aber ich habe Übung darin. Ich blieb also stehen und sah weiter zu. Und an derartige Reaktionen meinerseits hat sich wiederum Bertha im Lauf der Zeit gewöhnt. Sie ignorierte meine Anwesenheit also und war im Begriff, sich wieder dem Kameramann zuzuwenden — da fiel ihr Blick auf unsere Buchhalterin, die mit übereinandergeschlagenen Beinen auf der Schreibtischkante saß. Ich habe schon häßlichere Beine gesehen. Und längere Röcke.
    »Was soll denn das«, fauchte Bertha ärgerlich; »die Leute wissen heutzutage, wie Nylonstrümpfe aussehen — Sie brauchen’s ihnen nicht so deutlich zu zeigen!«
    Das Mädchen sandte einen hilfesuchenden Blick zu dem Fotografen hinüber. Und der wollte ihr auch gleich beispringen: »Lassen Sie sie doch, Mrs. Cool — sie sitzt so da, wie ich sie für das Bild brauche.«
    »Haben Sie das angeordnet — diese Stellung?« schnaufte Bertha streitsüchtig.
    »Ja, natürlich. Wir brauchen doch...«
    Bertha Cool ließ ihn nicht ausreden. »Wenn hier etwas anzuordnen ist, dann besorge ich das schon«, stellte sie mit Nachdruck fest. »Ich melde mich schon rechtzeitig, wenn ich ein Flittchen auf dem Schreibtisch sitzen haben will. — Und Sie machen jetzt bitte, daß Sie da runter kommen, Miss... Stellen Sie sich meinetwegen vor den Aktenschrank.«
    »‘schuldigung, Mrs. Cool«, stotterte der Fotograf.
    Da tauchte auf einmal ein Mann auf, den ich bisher nicht bemerkt hatte, weil er hinter dem Aktenschrank verdeckt gestanden hatte. »Aber Mrs. Cool«, widersprach er, »wir brauchen doch Beine! So ganz ohne SexAppeal nimmt uns doch keine Zeitung das Bild ab!«
    »Beine!« schnaufte Bertha verächtlich. »Sonst haben Sie keine Sorgen, wie? Beine in einem Detektivbüro!«
    »Jawohl: Beine in einem Detektivbüro«, wiederholte der Mann unbeeindruckt. »Ein bißchen Sex-Appeal muß eben sein — ganz egal, um was es sich handelt. Ohne Beine keine Publicity; tut mir leid, Mrs. Cool, aber es ist so. Wenn Sie dagegen sind, können wir ebensogut den Film sparen. Allerdings — ob Mr. Crockett den Auftrag Ihrer Firma geben wird, wenn wir die Sache nicht in die Presse lancieren können — das weiß ich nicht.«
    Bertha sah aus wie ein Vegetarier, dem ein Steak aufgezwungen werden soll. Da war einer, der ihr widersprach. Bertha hat es nicht gern, wenn ihr jemand widerspricht. Andererseits war offenbar ein Auftrag in Gefahr. Wenn aber bei Bertha verschiedene Charakterzüge in Widerstreit zu geraten drohen, dann siegt allemal die Geldgier. Grundsätzlich war sie also zum Nachgeben bereit; um es aber nicht zugeben zu müssen, um gleichsam eine taktische Überbrückung zu schaffen, beschloß sie, wieder Notiz von mir zu nehmen: »Ach, übrigens — das ist mein Teilhaber, Donald Lam... und dies, Donald, ist Melvin Otis Olney; er ist als Public-Relations-Mann für Dean Crockett tätig.«
    Olney kam zu mir herüber und schüttelte meine Hand. Dann hatte er eine Idee: »Da Mr. Lam Ihr Geschäftspartner ist... ich meine, wir sollten auch ein Bild von ihm machen, Mrs. Cool. Vielleicht zusammen mit der Buchhalterin; er sieht eilig etwas in den Akten nach, und sie...«
    Bertha hatte schon wieder Oberwasser. »Zwecklos«, meinte sie, »völlig zwecklos, Mr. Olney. Sie werden Donald nie dazu bringen, sich auf alte Akten zu
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