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Das weiße Grab

Das weiße Grab

Titel: Das weiße Grab
Autoren: Lotte Hammer , Søren Hammer
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Pauline Berg.
    Konrad Simonsen dachte an das, was Doktor Cold gesagt hatte:
Nachdem wir uns ein bisschen mit dem Lötkolben vergnügt haben.
Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Dann schüttelte er den Gedanken ab und konzentrierte sich auf das Hier und Jetzt.
    Die Erlösung kam zehn Minuten später über sein Handy, er gab die Nachricht ruhig weiter: »Sie haben sie. Pauline lebt.«

[home]
    61
    A uch wenn der Rest des Abends nicht mehr als ein Nachbeben war, wurde er für Konrad Simonsen und die Comtesse im höchsten Maße anstrengend. Zuerst waren sie im Krankenhaus, wo sie lange darauf warten mussten, bevor die Ärzte und Paulines Familie ihnen einige Minuten am Krankenbett gewährten. Pauline lächelte matt, als sie die beiden erkannte; umgekehrt war das kaum der Fall. Danach bestand Konrad Simonsen darauf, persönlich nach Hundested zu fahren, obgleich es ihm mehr als dreckig ging. Er hatte das Gefühl, Rikke Barbara Hvidt einen Besuch zu schulden. Das Schicksal war mit der alten, blinden Frau mehr als übel umgesprungen, und inmitten all der Freude über Pauline Bergs Rettung konnte Konrad Simonsen die Frau nicht vergessen, die einen derart hohen Preis für Andreas Falkenborgs Wahnsinn hatte zahlen müssen. Aber er und die Comtesse kamen zu spät. Trotz der Überwachung war es Rikke Barbara Hvidt gelungen, sich eine Pulsader aufzubeißen, während das Personal des Pflegeheims sie schlafend wähnte. Sie verstarb noch auf dem Weg ins Krankenhaus.
    Als sie auf dem Heimweg an Frederiksværk vorbeifuhren, hatte Konrad Simonsen plötzlich eine Idee: »Hast du nicht Lust, dein Handy zu verschenken?«
    »Wenn du willst. An wen?«
    »An eine junge Frau, deren Handy kaputt ist.«
    Die Comtesse verlangte keine weitere Erklärung. Sie machten einen Abstecher. Lange dauerte es nicht. Danach war ihre Stimmung gedrückt, und beide sagten eine ganze Weile kein Wort. Die Comtesse fuhr, und Konrad Simonsen starrte in die Nacht, bis er plötzlich sagte: »Die arme Frau war dann wohl sein sechstes Opfer.«
    »Hm, kann man so sagen.«
    Damit war ihr Gespräch bereits wieder beendet. Nach einer Weile bemerkte Konrad Simonsen: »Die Leute ganz oben, ich meine diese Helmer Hammers und Bertil Hampel-Kochs, das sind schon komische Typen … die machen sich nie die Finger schmutzig. Irgendwie wissen die das immer zu vermeiden.«
    Sie antwortete ihm nicht. Was sollte sie auch dazu sagen?
    »Findest du, dass das falsch von uns war?«
    »Nein, Konrad, das finde ich nicht. Es ist grausam und es tut weh, an all die Konsequenzen zu denken, und ich werde ganz sicher alles tun, was in meiner Macht steht, um das alles zu verdrängen, aber als ich eben neben dir an Paulines Bett stand, habe ich dich über alles auf der Welt geliebt. Du hast das einzig Richtige getan.«
    »Es fühlt sich nur nicht so an.«
    »Aber so ist es, und denk dran, du hast diese Entscheidung nicht allein gefällt. Auch ich trage Verantwortung, auch ich habe diese Schuld auf mich geladen, wenn du so willst.«
    »Und dafür danke ich dir von ganzem Herzen. Glaubst du, dass wir beide das irgendwie hinter uns lassen können?«
    »Ja, das können wir. Wir haben einander, und Pauline weilt unter uns, sollten wir jemals daran zweifeln.«
    Konrad Simonsen nickte in die Dunkelheit.

    In der gleichen Nacht forderte Andreas Falkenborgs unglückliche Kindheit sein siebtes und letztes Opfer. Der Mann, der das Wirtshaus verließ und sich zum Pinkeln an die Mauer stellte, hatte selbst schon einige Morde auf dem Gewissen. Eine seiner Spezialitäten war es, Junkies, die aus dem Weg geräumt werden sollten, eine Überdosis zu verpassen; eine andere, Barbesitzer zu bedrohen und zu verprügeln, damit sie noch mehr der verbotenen Produkte seines Chefs abnahmen. Viele hielten ihn für ein Dreckschwein, aber nur wenige wagten es, ihm das zu sagen. Als hartgekochter Krimineller war er nicht gerade ein Mann, mit dem man sich freiwillig anlegte.
    Nur wenige aber wussten, dass dieser Mann auf zwei Hochzeiten tanzte. Er arbeitete für Marcus Koldings Organisation, die von der Polizei seit Jahren überwacht wurde – eine »Ehre«, die nur den einflussreichsten und weit vernetzten kriminellen Gruppierungen zuteilwurde –, während er gleichzeitig der höchstrangige Spitzel war, den die Obrigkeit in ebenjener Organisation hatte. Er gehörte zwar nicht zum inneren Kreis des dubiosen Personals von Doktor Cold, seine Tipps führten jedoch immer wieder zu ausgezeichneten Ergebnissen. Als Gegenleistung
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