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0438 - Der Drachenturm

0438 - Der Drachenturm

Titel: 0438 - Der Drachenturm
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Fester umklammerte er den Griff seines Schwertes, als er die Festung des Zauberers Gonethos vor sich aus den dichten Nebelschwaden auftauchen sah. La-Soor hörte das verhaltene Knurren eines Raubtieres ganz in seiner Nähe. Langsam zog er das Schwert aus der Scheide. Die Klinge durchschnitt den Drachen-Schuppenpanzer, es würde auch die Kehle eines Raubtieres durchschneiden.
    Aber noch konnte La-Soor das Biest nicht sehen. Er hörte nur das Knurren. Der Nebel trug die Geräusche weit; das Raubtier, dessen Knurrstimme der Drachentöter nicht eindeutig einer bestimmten Rasse zuordnen konnte, mochte ebensogut ganz nah wie auch Hunderte von Schritten entfernt sein.
    Dennoch war es besser, vorsichtig zu sein.
    Dabei war es so leicht gewesen, zu der Festung des Zauberers vorzustoßen. Jene, die ihm widerwillig den Weg erklärt und ihn immer wieder gewarnt hatten, Schlimmeres als der Tod würde dort auf ihn warten, hatten ihm schreckliche Fallen und Hindernisse ausgemalt, die er wohl kaum überwinden konnte.
    Aber er hatte sie überwunden. Besser gesagt, er hatte sie überhaupt nicht bemerkt. Lediglich den Nebel gab es, und von dem hatte keiner gesprochen. Aber dieser Nebel hatte es ihm erschwert, die Richtung zu halten, und nur sein ausgezeichnetes Orientierungsvermögen, das ihm ständig präzise verriet, wo Norden, Süden, Westen, Osten und Oben war, hatte ihm geholfen, sein Ziel zu erreichen.
    Der Alptraumwald bildete hier eine große Lichtung, eine Freifläche, auf der die Festung stand. Der Nebel lichtete sich hier ein wenig, und La-Soor konnte die Mauern erkennen.
    Die Festung glich einem gewaltigen Totenschädel.
    Das paßte zu einem Zauberer, der sich mit den Mächten der Finsternis verbündet hatte und ihnen gebot. Aber als La-Soor noch ein wenig wartete, sah er mehr - der Schädel besaß auf der Stirn ein drittes Auge beziehungsweise die Öffnung dafür, und seitlich ragten vielfach gewundene Hörner in den nebelverhangenen Himmel empor.
    Das Bauwerk war dem Schädel eines dreiäugigen, gehörnten Teufels nachempfunden…
    Das Knurren des Raubtieres wurde lauter. Jetzt wurde es von einer anderen Seite her erwidert. La-Soor, der in die ziehenden Nebelschwaden starrte, glaubte die Lichtpunkte glimmender Augen zu sehen. Dreieckig und gelblich glühend, die hellen Schwaden durchdringend…
    La-Soor ging auf das Portal der Festung zu.
    Er wollte den Zauberer bitten, ihm zu helfen.
    Und es war ihm egal, wie hoch der Preis dafür war. Wenn der Preis sein Leben war - nun gut, das machte auch nichts mehr. Denn La-Soor wußte, daß er ohne magische Unterstützung den Kampf gegen diesen Drachen nicht überstehen würde. Und als Feigling weiterleben wollte er auch nicht.
    Dann lieber sterben.
    Aber er zog das Leben dem Tod vor, und deshalb brauchte er einen Verbündeten, der ihm half.
    Die Raubtiere rückten näher. La-Soor sah jetzt geisterhafte Schatten in den Nebelschwaden heranhuschen. Unwillkürlich ging er schneller. Er hatte sein Ziel erreicht, da wollte er nicht in letzter Sekunde noch gegen ein paar wilde Tiere kämpfen müssen.
    Je näher er Gonethos Festung kam, desto besser konnte er sehen, daß es sich nicht um Mauerwerk handelte. Das Bauwerk schien aus einem Guß gefertigt zu sein. Darin riesig und drohend die Öffnungen für die Augen, die Nase und den Rachen, der das Eingangsportal bildete. Die Festung war groß; der Eingang bildete nur einen kleinen Teil des gewaltigen aufgerissenen Maules mit den langen, zugespitzten Zähnen.
    Plötzlich keimte in La-Soor der Verdacht, daß dieser Schädel keine Nachbildung durch einen unbekannten Baumeister war, sondern daß er echt war! Der Totenschädel eines gehörnten Dämons, riesengroß und hier als Festung eines Zauberers umgebaut!
    La-Soor fühlte, wie ihm ein kalter Schauer über den Rücken lief.
    Die wilden Bestien kamen immer näher. Wölfen glichen sie, hatten aber auch etwas von großen Raubkatzen und Echsen, Mischwesen, die unbeschreiblich waren, deren Zähne aber ausreichten, einen Menschen innerhalb weniger Augenblicke zu töten und zu zerfleischen. La-Soor packte das Schwert mit beiden Händen und bereitete sich darauf vor, doch noch kämpfen zu müssen.
    Die knurrenden Raubtiere kamen auf ihn zu.
    Langsam nur, aber unerbittlich. Ein drohendes Verhängnis.
    La-Soor stand jetzt mit dem breiten Rücken zur Wand, neben der Eingangstür, die verriegelt war. Er hieb mit dem Schwertknauf dagegen, dreimal, viermal, zehnmal. Dann richtete er die Schwertspitze auf
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