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Das weiße Grab

Das weiße Grab

Titel: Das weiße Grab
Autoren: Lotte Hammer , Søren Hammer
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war mit einem Sender in ihrer Handtasche gekoppelt, der alle Geräusche klar und deutlich in den Kontrollraum des Kopenhagener Polizeipräsidiums übertrug.
    Alle Anwesenden lauschten gespannt, und die Polizeidirektorin gestikulierte lebhaft, als sie hörte, wie die Comtesse die Frau an der Kasse zur Schnecke machte und sich über das unglaublich schlechte Preis-Leistungs-Verhältnis des Essens beschwerte. Sie schien Andreas Falkenborg in der Schlange vorbeigelassen zu haben, denn kurz darauf tauchte sie allem Anschein nach an seinem Tisch auf:
    »Ist hier bei Ihnen noch ein Platz frei?«
    »Ja, wenn Sie wollen, es gibt aber auch noch eine ganze Reihe freier Tische.«
    »Ich bin nicht so gerne allein. Sagen Sie, haben Sie diese dumme Gans gehört?«
    »Ja, das habe ich.«
    »So etwas Freches. Nach einer derart ungeeigneten Bedienung muss man wirklich lange suchen.«
    »Hm, da könnten Sie recht haben.«
    »Regen Sie sich denn nie über solche dummen Gänse auf? Also, ich kann mich manchmal wirklich nicht mehr zurückhalten, wenn ich so ungerecht behandelt werde. Aber vielleicht bin ich da ja übersensibel.«
    »Nein, ich verstehe Sie gut, das kann einen wirklich wütend machen.«
    »Und wie. Es freut mich zu hören, dass ich doch nicht die Einzige bin, der das so geht. Solche Leute sollten einfach nicht an einem Ort wie diesem angestellt sein.«
    »Ja, da haben Sie recht.«
    »Entschuldigen Sie, würden Sie kurz auf mein Essen aufpassen, während ich auf der Toilette bin?«
    »Ja, ja, das kann ich machen.«
    »Danke, das ist nett. Ich heiße übrigens Natalie, wie heißen Sie?«
    »Pronto, man nennt mich Pronto.«
    »Was für ein schöner Name. Pronto – der gefällt mir richtig gut.«
    Der PET -Chef sagte: »Was zum Henker geschieht da? Was hat sie nur vor?«
    Konrad Simonsen war inzwischen zu einem Bewunderer der schauspielerischen Fähigkeiten dieses Mannes geworden und hielt aus strategischen Gründen den Mund, während Poul Troulsen, der den PET -Chef ohnehin nicht mochte und zuvor schon zweimal mit ihm aneinandergeraten war, sagte: »Kann doch sein, dass sie wirklich aufs Klo muss.«
    »Unsinn. In einer solchen Situation muss man nicht aufs Klo. Das erledigt man vorher.«
    Kurz darauf war die Stimme der Comtesse wieder zu hören.
    »Ich bin auf dem Parkplatz und hocke gerade hinter seinem Auto. Ich muss mich verstecken, weil es dicht vor dem Restaurant steht. Überhaupt ist die ganze Sache ein ziemlicher Mist. Ich glaube, er weiß, dass er überwacht wird. Er sieht sich die ganze Zeit über um. Zwei der Agenten scheinen ihm besonders aufgefallen zu sein. Wie ihr gehört habt, bin ich dabei, einen Kontakt aufzubauen, aber die enge Observation ist in die Hose gegangen.«
    Der PET -Chef stand auf. Seine Wangen zeigten eine deutliche Rotfärbung. Ohne laut zu werden, aber mit einem Tonfall, der nichts Gutes verhieß, fragte er Poul Troulsen: »Sie haben keine so enge Beziehung zu ihr, deshalb frage ich Sie – ist sie wirklich gut? Weiß sie, wovon sie redet, oder gehört sie zu diesen paranoiden Polizistinnen, die immer überall Gespenster sehen, wenn eine Situation sich zuspitzt?«
    Poul Troulsen antwortete ihm provozierend: »Sie ist gut, und Sie sind unsympathisch.«
    »Wir haben jetzt nicht die Zeit für private Streitereien. Okay Konrad, Sie haben das hinterher auszubaden, aber dann müssen wir wohl abbrechen?«
    Konrad Simonsen war nicht der große Schauspieler, und obgleich er seine Antwort mehrmals geübt hatte, wirkte sie seltsam hölzern. »Ich weiß nicht …«, stammelte er, »das ist ja die Standardprozedur, ich bin mir im Moment aber unsicher, was wir machen sollen, und die arme Pauline, die …«
    Der PET -Chef griff ihn kühl an: »Jetzt fassen Sie endlich diesen Entschluss, Mann, oder sind Sie sich nicht im Klaren darüber, wie sehr die Sache eilt?«
    Die harten Worte halfen nicht, im Gegenteil. Konrad Simonsen drehte den Kopf unsicher hin und her und holte in hektischen, kurzen Atemzügen Luft. Mit einem Mal trat ihm der Schweiß aus jeder Pore seines Gesichts, und er wurde rot wie ein gekochter Krebs, was viel überzeugender war als sein unsicheres Zögern.
    Der PET -Chef breitete resigniert die Arme aus und wandte sich flehend an die Polizeidirektorin, die nach ein paar endlosen Sekunden sagte: »Okay, brechen Sie die Überwachung ab, sofort.«
    Der Protokollant schrieb mit.
    Wie die Comtesse hatte auch der PET -Chef ein Mikrophon am Kragen. Seines saß auf der Unterseite, und er klappte den
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