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Das Voodoo-Syndikat

Das Voodoo-Syndikat

Titel: Das Voodoo-Syndikat
Autoren: Jason Dark
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Leinenjackett, der schwarzen Hose und dem beigen Hemd fiel ich unter den Gästen trotzdem auf. Sie liefen im Look der Sechziger herum.
    Zwar keine Röhrenhosen, aber oft weit fallende Hemden, die schon an Gewänder erinnerten.
    Die Girls waren ebenfalls locker und luftig gekleidet. Zum Großteil glutäugige Schönheiten, die mit einem Blick das Blut eines Mannes in Wallung bringen konnten.
    Ich machte da keine Ausnahme, wobei ich mich fragte, wo diese hübschen Mädchen nur herkamen.
    Blüten warfen nicht ihren Duft über die Gäste, sondern ihr Licht, denn jede Lampe besaß eine Blütenform, wobei sich keine wiederholte. Das war schon originell.
    Tonio Rizzi hatte vorgeschlagen, mich an der Bar zu treffen. In diesem Fall war es die Brücke, die ich erklimmen mußte. Breite, weiß angestrichene Metallstufen führten hoch zu den einzelnen Decks. Ich hatte mit einem raschen Rundblick festgestellt, daß hier Gäste versammelt waren, die so mancher Polizist gern hinter Gittern gesehen hätte.
    Besonders Typen aus der Zuhälterszene trieben sich herum. Sonnenstudio-Bräune, breite Schultern aus dem Fitneß-Center, gelbeschmierte Haare, alles sehr kurz und modisch geschnitten; Schönlinge eben, von denen manche auch einen brutalen Schlag besaßen.
    Wenn sie mich sahen, musterten sie mich aus kalten Augen. Ich kannte diese Blicke, sie »rochen« mit den Augen und nahmen wahrscheinlich wahr, daß ich zur Kategorie Polizist zählte.
    Es sprach mich niemand an. Dafür konnte ich die Mädchen bewundern, die bedienten. Sie balancierten die Tabletts mit den Drinks geschickt durch die Schar der dicht gedrängt stehenden Gäste, ohne auch nur ein Glas zu zerbrechen.
    Das waren schon kleine Künstlerinnen.
    Mein Weg führte noch immer zur Bar, das heißt zur Brücke. Eine Treppe mußte ich noch überwinden. Die Stufen glänzten so weiß, als wären sie erst gestern gestrichen worden.
    Sicherlich wartete Tonio Rizzi schon auf mich, da ich mich um einiges verspätet hatte.
    Ich enterte die Treppe, kam bis zur vorletzten Stufe und hatte bereits die Bar im Blickfeld, als es geschah.
    Ein spitzer, schriller Schrei unterbrach den Wirrwarr der Stimmen. Er war ganz in meiner Nähe aufgeklungen, direkt an der Bar. Ich sprintete los. Mit zwei gewaltigen Sätzen erreichte ich mein Ziel, wurde zurückgedrängt, weil einige Gäste vom Ort des Geschehens wegwollten. Ich wuchtete sie zur Seite, bekam selbst zwei Schläge mit, hatte dann freie Sicht und sah einen Mann, der noch am Handlauf der Theke hing. Er hatte sich dort mit steifen Fingern festgeklammert, rutschte aber weiter ab, da die Kraft seinen Körper verlassen hatte. Der Mann mußte tot sein. Die Waffe — ein Eispikkel — steckte noch in seinem Hals.
    Und es war ausgerechnet Tonio Rizzi, den es erwischt hatte. Nicht weit entfernt stand ein dunkelhäutiges Girl in einem bunten Minikleid. Die Kleine trug Blüten im schwarzen Haar und hatte die Arme ausgestreckt. Sie wies mit dem rechten Zeigefinger auf einen bleichen, breitschultrigen Mann, der blicklos in die Gegend starrte und so aussah, als würde er nicht zu den Gästen gehören.
    »Er war es!« schrie die Schwarzhaarige. »Er hat ihn umgebracht, nur er…!« Da fielen die Schüsse!
    ***
    Ich kannte dieses verdammte Hämmern einer Waffe. Dreimal erfolgte es dicht hintereinander. Geschossen worden war in meiner Nähe, und zwar rechts von mir. Dort stand ein langhaariger Zuhältertyp, der einen schweren 38er mit beiden Händen festhielt. Dreimal hatte er auf den Bleichen geschossen.
    Drei Treffer, die ausgereicht hätten, um einen Menschen von den Beinen zu reißen und tot zu Boden fallen zu lassen.
    Nicht bei dem Bleichen.
    Er hatte die Kugeln zwar aufgefangen und war auch bis gegen die Bar zurückgeschleudert worden, dort aber blieb er stehen und glotzte uns starr entgegen.
    Mit seinem Rücken berührte er den Handlauf und wirkte wie ein Gast, der nicht wußte, ob er bleiben oder verschwinden wollte. Jeder sah die Einschußlöcher in seinem unmodernen, viel zu engen Anzug.
    Der Langhaarige senkte seine Waffe und begann zu fluchen. Es war das Startzeichen für die umstehenden Gäste. Einer Flucht glich es zwar nicht, sie räumten trotzdem auf.
    Jeder wollte aus der unmittelbaren Umgebung der Leichen verschwinden, aber es war nur ein Toter. Der von den Kugeln Getroffene lebte.
    Daß dies so war, dafür hatten wohl die wenigsten eine Erklärung. Ich aber wußte Bescheid. Wenn jemand von Kugeln erwischt wird und nicht fällt, muß er
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