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Das verräterische Tonband

Das verräterische Tonband

Titel: Das verräterische Tonband
Autoren: Carter Brown
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Sie es bloß geschafft, die
Tonbänder aus dem Haus der Faber zu schmuggeln, ohne daß die Polypen das
bemerkt haben ?«
    »Sie wissen es«, sagte ich.
»Ich hatte ein Abkommen mit Lieutenant Karlin getroffen. Er ist ein vernünftiger Bursche — was übrigens die meisten
Polizeibeamten sind. Der Fall ist aufgeklärt — Karen Reiners Mörder sind
bereits tot, also wird es zu keinem Prozeß kommen. Warum soll man also die
Opfer der Erpressung unnötig quälen ?«
    »Ich glaube«, Harvey Mountfort räusperte sich beflissen, »ich glaube, wir alle
haben uns in Ihnen getäuscht, Holman . Ich — äh —
möchte mich bei Ihnen entschuldigen und Ihnen danken .«
    »Dann tun Sie es«, sagte ich.
    »Wie?« Er blinzelte eine
Sekunde lang vorsichtig, und dann straffte sich sein kantiges Kinn. »Oh — ich
verstehe. Nun — äh — danke !«
    »Es gibt auch handfestere Dinge
als nur einfach unseren Dank, Rick«, sagte Barbara Doone vergnügt. »Hast du diesen Scheck bei dir, Marcia ?«
    »Natürlich.« Die glitzernde
Brillenfassung funkelte mir anerkennend zu, als Marcia Robbins mir einen Scheck
aushändigte.
    »Ich hoffe, Sie halten das für
angemessen, Rick ?« sagte Barbara mit selbstgefälliger
Stimme.
    »Ganz sicher«, sagte ich und
schob den Scheck in meine Brieftasche, ohne ihn zuvor anzusehen.
    »Hm, nun...« Sie konnte ihre
Enttäuschung darüber, daß man ihr keine Chance gelassen hatte, die huldvolle
und freigebige Lady zu spielen, nicht ganz verbergen, »Ich finde, das muß ein
bißchen gefeiert werden .«
    »Ganz recht«, dröhnte Larsen.
»Ich hole etwas zu trinken. Sagen Sie, welches Gift Ihnen recht ist, Rick,
alter Freund .«
    »Sie können mich ausschließen«,
sagte ich. »Ich muß gehen .«
    »Gehen ?« sagte Marcia mit erschrockener Stimme, als ob allein der Gedanke ihr Herz
durchbohre. »Aber Sie können doch jetzt nicht gehen! Ich meine, Sie sind doch
der Ehrengast, Rick !«
    »Na schön«, sagte ich
großzügig, »in diesem Fall können Sie meinen Drink haben .«
    Plötzliche Stille entstand, als
ich auf die Tür zuging; und dann sagte Barbara: »Rick ?«
    Ich drehte mich um und sah sie
an. Sie stand da, sehr groß und sehr aufrecht, wie ein Mann. Neben ihr stand
Marcia Robbins, anmutig, mit schönen Rundungen und sehr weiblich, wie eine
Frau. Sie hatten jede den Arm um die Taille der anderen geschlungen, und sowohl
Larsen als auch Mountfort versuchten, dies zu
ignorieren; aber es war trotzdem zu erkennen, daß sie sich Sorgen zu machen
begannen. Es bedeutete, daß alles wieder ganz normal war; Larsens bohrte in dem
üppigen Gesträuch auf seiner Oberlippe, während er begann, sich erneut Gedanken
darüber zu machen, wie lange er wohl Barbaras Manager bleiben würde, während
Harveys starres Kinn und verkniffener Mund die Zweifel anzeigten, die er hegte,
was seine Chancen einer Wiederheirat anbetraf.
    »Rick, Darling?« In Barbara Doones Stimme lag ein leicht brüchiger Unterton, und das
warme Lächeln begann an den Kanten kalt zu werden. »Bevor Sie gehen, muß ich
noch unbedingt eine Frage an Sie richten .«
    »Also fragen Sie«, sagte ich.
    »Nun, nachdem alles erledigt
ist«, sagte sie leichthin, »verraten Sie uns, was Sie von uns allen halten? Ich
meine, ganz ehrlich! Sagen Sie uns jetzt die Wahrheit !«
    Die vier sahen mich
erwartungsvoll an, und Barbara Doones Mund zeigte
ihre Bereitschaft an, meine Worte mit anmutiger Mißbilligung aufzunehmen. Ich blickte die vier der Reihe nach an und sagte dann nur ein
Wort. Es war dasselbe Wort, mit dem Barbara Doone mich am Morgen bedacht hatte — das, welches die Härchen im Nacken veranlaßte,
sich zu sträuben, das Wort, nach dem man tief in den Abwasserkanälen graben
mußte, um es in seiner tieferen Bedeutung zu verstehen.
    Dann trat ich in den Korridor
hinaus und schlug die Tür vor ihren schockierten Gesichtern zu.
    Es war Mitternacht, als ich den
Wagen auf der Zufahrt meines eigenen Hauses parkte und auf die Veranda zuging.
Das Licht leuchtete auf, bevor ich dort angelangt war, und die Haustür öffnete
sich, bevor ich auch nur den Schlüssel aus meiner Tasche genommen hatte. Ich stand
da und starrte auf eine in schwarzen Satin gehüllte Erscheinung mit Haar von
der Farbe von crêpes suzettes ,
solange der Cognac noch brennt, und mit Saphiraugen, in denen ein frostiger
Ausdruck lag.
    »Bon soir , M’sieur .« Sie lächelte kalt,
während sie mir die Tür aufhielt.
    Ich trat in einer Art
Trancezustand ins Haus, und sie folgte mir. Die Vorhänge
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