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Das verräterische Tonband

Das verräterische Tonband

Titel: Das verräterische Tonband
Autoren: Carter Brown
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lassen, erklärte er den Polizeibeamten,
und deshalb habe er sich selber angezeigt. Er hatte sein Gewehr mitgebracht;
und das Geschoß, durch das Reiner ums Leben gekommen war, paßte perfekt .«
    Ich trank einen Schluck
Bourbon, während Susanne aufrecht dasaß und ihre Augen mich aufmerksam
betrachteten wie die der Musterschülerin einer Klasse.
    »Danach also fing ich an,
logisch zu denken«, fuhr ich fort. »Reiners Tod war also eindeutig ein Unfall
gewesen. Niemand hatte ihn in der Absicht ermordet, diese Tonbänder in die
Hände zu bekommen. Ungefähr zu diesem Zeitpunkt wurde mir klar, daß ich allzusehr damit beschäftigt gewesen war, diese komplizierten
Beziehungen zwischen den Opfern der Erpressung zu entwirren, um nicht auch nach
einem komplizierten Erpresser zu suchen. Ich war mit solchem verdammtem
Feuereifer damit beschäftigt gewesen, nach einem komplizierten Mörder mit
komplizierten Motiven zu suchen, daß mir ein ganzes Bündel einfacher Tatsachen
schlicht entgangen war .«
    »Tatsachen, Honey?« Ihre Augen
weiteten sich erwartungsvoll.
    »Sullivan hatte mir erklärt,
Karen Reiner sei emotionell labil und unausgeglichen. Sie hatte mir gesagt,
niemand habe im Büro eingebrochen gehabt, als sie dahintergekommen war, daß die
Tonbänder fehlten. Es gab nur zwei Garnituren Schlüssel, eine in ihrem Haus und
eine, die Sullivan ihr mit dem Best des persönlichen Eigentums ihres Mannes
zurückgeschickt hatte. Und dann diese Heftigkeit, mit der sie versuchte, den
Verdacht auf Sullivan zu lenken — und die Art der Erpressung selbst!«
    »Wie meinen Sie das, Herzchen ?« Sie blinzelte bedächtig mit den babyblauen Augen.
    »Erinnern Sie sich: Als Sie
dachten, ich sei der Erpresser — da fragten Sie mich, ob ich nicht Geld haben
wolle ?« Ich grinste sie an. »Das ist eine verdammt
gute Frage, wenn man sie an einen Erpresser richtet, Süße! Was Karen Reiner
plante, war, die Patienten ihres Mannes für das zu bestrafen, was sie für ihre
Sünden hielt. Barbara Doone sollte den Film aufgeben,
den sie eben drehen sollte. Sie sollten dieses Haus wegschenken, Larsen Geld an
eine Wohltätigkeitsorganisation überweisen. Alle sollten büßen !«
    »Und Sie glauben, hinter alldem
steckte Karen Reiner ?« sagte Susanne langsam.
    »Genau !« brummte ich. »Es war so einfach, daß ich es nicht sehen konnte .«
    »Aber was ist mit ihrem Partner ?«
    »Sie hatte niemals einen
Partner .«
    »Wer hat sie denn dann
umgebracht, Rick, Honey ?« Sie zuckte verwirrt die
Schultern. »Wer betreibt jetzt die Erpressung weiter ?«
    »Auch dahinter bin ich
gekommen«, sagte ich bedächtig. »Während ich völlig damit beschäftigt war, die
ganze Sache komplizierter zu gestalten, als sie in Wirklichkeit war, begriff
einer der Erpreßten die einfache Tatsache — daß es
Karen Reiner sein mußte. Also besuchte der Betreffende sie gestern
abend in ihrem Haus, quälte sie, bis sie verriet, wo sich die Tonbänder
befanden, und brachte sie dann um .«
    »Einer der Erpreßten ?«
Sie blinzelte. »Welcher denn, Herzchen?«
    »Ich nehme an, es muß jemand
mit einem unkomplizierten Gemüt sein«, sagte ich. »Jemand, der gerissen - und
skrupellos ist. Jemand, der vor nichts zurückschreckt, um das zu erreichen, was
er erreichen will! Jemand mit einem eigenen privaten Muskelpaket als Leibwächter,
der zum Beispiel auch dazu benutzt werden konnte, mich zusammenzuschlagen, als
noch der Verdacht bestand, ich könnte der Erpresser sein. Jemand wie Sie,
Schätzchen.«
    »Wie ich?« Ihr Mund zuckte
plötzlich. »Sie sind verrückt, Rick !«
    »Sie konnten der Verlockung,
diese Tonbänder in die Finger zu kriegen und sie dazu zu benutzen, ein paar
Leute, die Sie nicht leiden können, zu ruinieren, nicht widerstehen«, sagte
ich. »Leute wie Barbara Doone zum Beispiel. Und wenn
Sie deswegen Karen Reiner ermorden mußten — na, wenn schon!«
    »Ich glaube, Sie sind irre«,
flüsterte sie. »Verrückt. Übergeschnappt!«
    »Ich glaube, es gibt eine ganz
einfache Möglichkeit, das Ganze zu beweisen«, knurrte ich. »Sie müssen irgendwo
hier die Tonbänder versteckt haben .«
    Ich stieß mich von der Bar ab,
ergriff den Pokal in Bacchus hoch erhobener Hand und riß ihn mit einem Ruck
nach unten. Es gab einen scharfen knackenden Laut, als der Arm an der Schulter
abbrach, gefolgt von einem blechernen Klirren, als die Tonbandbüchse aus der
ausgehöhlten Vertiefung in der Gipsschulter rutschte und auf den Boden fiel.
    »Leroy !« kreischte sie mit
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