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Pearls of Passion - Tabuloses Spiel

Pearls of Passion - Tabuloses Spiel

Titel: Pearls of Passion - Tabuloses Spiel
Autoren: Alison Tyler
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„V erdammt, ich kann’s nicht glauben!“
    Eine Debatte ist wie ein Spiel. Es gibt immer einen, der gewinnt, und einen, der verliert. Deswegen debattiere ich nicht. Sonia sieht das anders als ich. Sie verliert niemals.
    „Was ist denn los?“
    Meine Mitbewohnerin stürmte in den Raum und stieß die Tür so fest auf, dass sie gegen die Wand knallte. Noch eine Macke im Putz. Ich schob das schmutzige Buch, das ich gerade las, unter mein Kissen, aber Sonia sah nicht einmal in meine Richtung. Sie lief wie ein gereiztes Tier im Raum auf und ab. Ich beschloss, die Tatsache, dass sie ohne anzuklopfen in mein Zimmer geplatzt war, zu ignorieren. Sonia liebte einen dramatischen Auftritt, was bedeutete, dass sie selten anklopfte.
    „Dieser verdammte Bastard!“
    Ich starrte sie neugierig an. So hatte ich sie noch nie gesehen. Na gut, so ganz stimmt das nicht. Sonia besitzt das Temperament eines Vulkans. Sie zeigt das besonders gerne; wenn es um Debatten zum Thema Krieg im Nahen Osten geht oder darum, dass Tofu-Truthahn die neue Wundermahlzeit ist. Aber diesmal ging es nicht um eine Debatte. Ihre Wangen waren von einem roten Schimmer überzogen und in ihren großen, Espresso-schwarzen Augen lag ein wilder Ausdruck.
    „Habt ihr euch gestritten?“, fragte ich vorsichtig.
    „Gestritten? Nein, gestritten haben wir uns nicht.“
    Sie kaute an jedem Wort herum, als wäre es ein Stück dieser ekelhaften getrockneten Papayas, die wie Leder aussahen und die sie im örtlichen Reformhaus kaufte. Ich beobachtete sie dabei, wie sie wieder aus dem Raum stapfte; ihre veganen „Keine Kühe wurden hierfür getötet“-Stiefel polterten auf dem Weg zur Küche über den Boden. Stumm folgte ich ihr und musste überrascht mit ansehen, wie sie sich ein Guinness aus dem Kühlschrank holte – eines meiner Biere. Ich hatte sie nie zuvor Alkohol trinken sehen.
    „Was ist denn dann passiert?“
    „Dieser Bastard! Er hat ernsthaft versucht …“
    Sie trank einen großen Schluck aus der Flasche und lehnte sich gegen die Kühlschranktür. Der Magnet mit der Aufschrift „Gut erzogene Frauen haben noch nie Geschichte gemacht“ klebte direkt über ihrem Kopf am Kühlschrank. Es sah aus wie eine Überschrift. Ich wartete ab, aber sie sprach nicht weiter.
    „Hat ernsthaft versucht …“, half ich ihr auf die Sprünge.
    „Er hat wirklich gedacht, ich würde ihn …“
    „Würde ihn …“, echote ich, was aber nicht wirklich half.
    „Schon gut. Am besten sehe ich es einfach als ein blödes, schiefgelaufenes Date an.“
    „Was wollte er denn machen?“ Und warum interessierte mich das so sehr?
    Sonia schlurfte ins Wohnzimmer, warf sich auf unsere dreisitzige Couch und zog die hässliche Steppdecke, die ihre Großtante genäht hatte, zu sich heran. Langsam beruhigte Sonia sich wieder, das konnte ich deutlich sehen. Wahrscheinlich würde sie mir den Rest der Geschichte nicht erzählen. Zuweilen verschwieg sie mir Dinge. Deswegen las ich regelmäßig ihr Tagebuch.
    „Er wollte etwas Verdorbenes machen“, verriet sie schließlich doch.
    Sonia war alles, aber eindeutig nicht verdorben. Das war mir sofort klar gewesen, als ich das erste Mal einen Blick auf die Tagebuchseiten aus Recyclingpapier geworfen hatte, die eng beschrieben waren mit ihrer verkniffen-verkrampften Handschrift. Sie war nicht verdorben, und auch Sex mochte sie nicht besonders, ebenso wenig wie Männer im Allgemeinen. Aber das schien ihr selbst nicht klar zu sein. Vielleicht, wenn sie endlich realisieren würde, dass Männer nicht ihr Ding waren, vielleicht würde sich dann auch ihre Ansicht zu Sex ändern.
    „Was meinst du mit ‘verdorben’?“
    Sie zuckte nur die Schultern und legte eine CD von Bill Maher ein – ich war offensichtlich nicht weiter erwünscht, denn sie antwortete nicht mehr auf meine Frage. Ich überlegte ernsthaft, sie weiter mit Fragen zu löchern, um unsere Beziehung als Mitbewohner auf eine neue Ebene zu bringen. Sonia dachte, wir wären gute Freundinnen, doch das waren wir nicht. Sie sprach niemals mit mir über ihre Gefühle oder das, was sie bewegte, und sie fragte mich auch nie nach meinen Gefühlen. Meistens beschränkten sich unsere Gespräche auf Monologe und Belehrungen ihrerseits, in denen sie mir ein schlechtes Gewissen einreden wollte, damit ich nicht mehr die Dinge aß, trank, tat oder dachte, von denen sie glaubte, sie wären schlecht für mich.
    Als ich in mein Zimmer zurückging, spukten mir immer noch Vorstellungen von dem Mann im Kopf
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