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Das verplante Paradies

Das verplante Paradies

Titel: Das verplante Paradies
Autoren: Peter Tate
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Brandung bis zum Hochwasserstreifen hinauf und zieht sich dann zögernd wieder zurück.
    Charlie Haldane versucht ein System in den Wellenschlag zu bringen, in dem er immer bis sieben zählt. Aber entweder ist der Wellenschlag nicht regelmäßig oder Charlies Augen haben nachgelassen.
    Es ist März, und obwohl es ein farbloses Frühjahr ist (zumindest gibt es keine offensichtliche Verfärbung), kann Charlie aus dem Grau des Meeres und den Temperaturen herauslesen, daß eine harte neue Saison bevorsteht. Die Temperaturen. Siebeneinhalb Grad (45.5 Grad F.). Charlie glaubt frösteln zu müssen. Er fröstelt.
    Bald komme ich zum Ende der Bucht. Dann gehe ich auf die Straße rauf. Wenn ich ein bißchen Glück habe, nimmt mich irgendein sentimentaler Nostalgiker oder ein Strandgutsammler in seinem Wagen mit. Jedenfalls bis Santa Barbara.
    Aber Charlie wird nicht nach Santa Barbara gehen, denn er möchte Playa 9 gar nicht wirklich verlassen.
    Hier war etwas geschehen. Es war das einzige Mal gewesen, daß Charlie an etwas beteiligt gewesen war. Sollte Charlie hier weggehen?
    Er weicht einem Haufen stinkenden Tang aus, der an Land gespült worden ist und trocknet. Dann geht er zum Wasser zurück. Dabei sinkt er mit seinen Tennisschuhen tief in den nassen Sand ein. Die plötzliche Kälte seiner völlig durchnäßten Füße erfüllt ihn mit Freude.
    Vor ihm wiegt sich eine salzverkrustete Masse unbestimmten Ursprungs im Rhythmus der Wellen.
    Charlie nähert sich und schaut darauf herab. Braune Algen umrahmen Rippen, einen Brustkasten. Der Kopf fehlt, ebenso Hände und Füße.
    Die düsteren Synkopen dieses horizontalen Tanzes erfassen Charlies Phantasie. Dieser natürliche Rhythmus bringt die Entscheidung für ihn.
    Es könnte sein. Es kann ja Simeon sein.
    An dieser Stelle endet der Film.
    Innerlich stellt man sich vor, wie Charlie über den Strand hinaufläuft.
    Unmittelbar bevor er die Straße erreicht, trifft Haldane (sehr klein jetzt in der Perspektive) einen Mann mit einer Staffelei und einem Pinselkasten. Einige unverständliche hastige Worte, bei denen Charlie hinunterzeigt.
    „Das ist seine Leiche da unten. Sehen Sie nur, wie sie im Wasser schaukelt. Geschichten könnte ich Ihnen erzählen. Hören Sie, es gibt da eine neue Bar auf dem Weg …“
    Der andere zögert. Er prüft das schwindende Licht. Er denkt an die mangelnde Betreuung durch seine gegenwärtige Muse. Allmählich fällt er mit Charlie in Schritt, bereit, sich die Geschichte des armen toten Simeon anzuhören. Allmählich werden sie kleiner am Horizont.

Nachwort
     
    Obwohl die hoffentlich allgemeinverständlichen technischen Einzelheiten, die im vorliegenden Roman erwähnt wurden, nur dazu dienen sollten, eine Situation begreiflich zu machen, in der ein technologischer Kollaps erfolgen könnte, fühle ich mich doch zu dem Hinweis verpflichtet, daß es heute schon technische Anlagen gibt, in denen die hier beschriebenen Möglichkeiten von den Tatsachen bereits überholt werden.
    Am Golf von Kalifornien ist (nach der Niederschrift dieses Romans, ich schwöre es!) probeweise eine erste nuklear betriebene Entsalzungsanlage errichtet worden. Sie wurde entworfen von Wissenschaftlern der University of Arizona und der (mexikanischen) Universität Sonora. Die Mittel stammten zum Teil aus Mitteln der Rockefeller-Stiftung.
    Den Kern der Anlage bildet ein Generator mit 60 kW, der nicht (wie von mir geschildert) etwa zwei Drittel der entstehenden Wärmeenergie mit dem Restwasser dem Meer zuführt, sondern den Abdampf und das erhitzte Kühlwasser einem Wärmetauscher zuleitet. Anschließend wird das Wasser auf 160 Grad F. erhitzt und in einen Verdampferturm geleitet.
    Ungefähr zehn Prozent des Wassers verdampft und wird in einem nahegelegenen Kühlturm (dessen Leitungen mit Seewasser gekühlt werden) zu Trinkwasser kondensiert. Das restliche Salzwasser, das immer noch ungefähr 90 Grad F. hat, wird zur Temperierung nahegelegener Treibhäuser verwendet. Selbst die Abgase werden weiterverwendet: Nachdem das Schwefeldioxyd herausgefiltert ist, werden sie benutzt, um in den Treibhäusern die nötige Menge Kohlendioxyd für die Pflanzen bereitzustellen. Schließlich wird das Meereswasser noch in einen Swimmingpool geleitet.
    Mit der Tagesproduktion von mehr als zwanzigtausend Litern werden nicht nur die Treibhäuser, sondern auch ein Krankenhaus und eine Schule versorgt. Der Überschuß wird in Flaschen gefüllt und in dem Fischereihafen Puerto Penasco verkauft, um die
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