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Quest

Quest

Titel: Quest
Autoren: Andreas Eschbach
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    OUVERTÜRE
     
    DIE WOHL ERSTAUNLICHSTE ENTDECKUNG, die Menschen machten, als sie aufbrachen, um den Weltraum zu erkunden, war die, da ss alles Leben im Universum miteinander verwandt ist.
    Das hei ss t nicht, da ss man nicht eine kaum fa ss bare Vielfalt an Lebensformen vorgefunden hätte. Leben existiert unter den extremsten Bedingungen, an den unerwartetsten Orten und in den absonderlichsten Erscheinungsformen. Doch auf der niedrigsten Stufe sind all diese Formen miteinander verwandt.
    Man hatte damit gerechnet, unendliche Fremdartigkeit anzutreffen, Leben auf Siliziumbasis etwa auf kochendhei ss en Planeten, denkende Steine, intelligente Magnetfelder, gasförmige Geistwesen und anderes, das auszudenken die Phantasie nicht ausreicht. Aber bei aller Fremdartigkeit, die man tatsächlich antraf und die tatsächlich oft alle Phantasie übertraf, fand man doch unerwartet stets Gemeinsamkeiten.
    Alles Leben im Universum basiert auf Kohlenstoffverbindungen.
    Mehr noch - alles Leben im Universum ist aus Aminosäuren gemacht. Sogar was darüber hinausgeht - Zellbildung, Strukturen innerhalb von Zellen, Fortpflanzung, Speicherung von Erbinformation -, weist hinreichende Ähnlichkeiten auf, um als verwandt bezeichnet zu werden. Das Leben im Universum ist eins. Letztlich war dies ein glücklicher Umstand. Wäre es anders gewesen, hätten Menschen niemals andere Planeten zu ihrer Heimat machen können. Jede Lebensform wäre für immer eingesperrt gewesen auf dem Planeten, auf dem sie entstanden ist, für alle Zeiten an dessen Schicksal gekettet. So aber war es möglich, fremde Welten zu erschlie ss en, zu terraformen, ihre Flora und Fauna genetisch zu adaptieren und zu einem Teil des menschlichen Lebensraumes zu machen.
    Aber wie war das zu erklären? Die Gesetze der Evolution, soweit man sie kannte, galten überall, auf jedem Planeten, in jeder Galaxis. Doch sie reichten nicht aus, die offenbare Verwandtschaft allen Lebens zu erklären. Es war undenkbar, da ss alle Formen des Lebens sich unabhängig voneinander so ähnlich entwickelt haben konnten. Hier mu ss ten andere, umfassendere Gesetze am Werk sein.
    Man kam einer Antwort auf die Spur, als man organische Moleküle in den Schweifen und Kernen von Kometen entdeckte, jenen Vagabunden des Alls, die jahrtausendelang durch die dunklen, kalten Abgründe zwischen den Sternen ziehen und oft nicht wiederkehren, weil sie auf ihrem Weg in das Schwerefeld einer anderen Sonne geraten und daraufhin ihre Richtung ändern. Es war nicht vorstellbar, da ss sich organische Moleküle dieser Komplexität in Kometenköpfen hätten bilden können.
    Nicht nur, da ss die für chemische Reaktionen erforderlichen Temperaturen nicht erreicht wurden, es war auch nicht ersichtlich, woher ein für die evolutionäre Entwicklung von Biomolekülen notwendiger Selektionsdruck hätte rühren können.
    Anders gesagt: Wenn sich in Kometen hätte Leben bilden können, wäre es ein auf Kometen beheimatetes Leben geworden, das sich mit Planeten nicht abgegeben hätte. Die Herkunft der Biomoleküle in Kometen erklärte sich erst, als man feststellte, da ss belebte Planeten einen feinen, aber ständigen Strom organischer Substanzen abgeben. Durch eine Vielzahl planetarer Prozesse - Vulkanausbrüche, Orkane, Meteoriteneinschläge - gelangen derartige Substanzen bis in die äu ss ersten Schichten der Atmosphäre, wo sie von dem vom Zentralgestirn ausgehenden Sonnenwind erfa ss t und ins All hinausgetrieben werden. Durchquert nun ein Komet diese Wolke des Lebens, nimmt er die organischen Moleküle auf und speichert sie in seinem eisigen Kern.
    Tiefgekühlt überstehen sie die unerme ss lich lange Reise, bis der Komet einst wieder in die Nähe einer Sonne gelangt.
    Vielleicht ist es eine fremde Sonne, vielleicht besitzt sie Planeten, und vielleicht ist einer davon für die Entwicklung von Leben geeignet. Bei der Annäherung des Kometen an die Sonne beginnt der Kometenkopf zu dampfen, der typische, durch den Lichtdruck stets von der Sonne wegweisende Schweif bildet sich, und mit etwas Glück durchquert ihn eben dieser für Leben geeignete, aber noch sterile Planet. Dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, da ss einige der organischen Moleküle, die der Komet mit sich trägt, auf die Oberfläche des Planeten gelangen. Das Faszinierende ist, da ss bereits ein einziges Molekül ausreicht, um eine fruchtbare Welt mit Leben zu infizieren.
    Alles weitere ist Sache der normalen Evolution. Durch Variation und Selektion
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