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Das verplante Paradies

Das verplante Paradies

Titel: Das verplante Paradies
Autoren: Peter Tate
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dann erwischt. Mir war das schon zu knapp. Ich bin ins Landesinnere gegangen und erst gegen Ende der Saison zurückgekommen. Ich mag keine Hurrikans.“
    „Wer mag sie schon?“ sagte Julie. „Aber –“
    „Wir bleiben“, unterbrach Simeon. „Wir freuen uns darüber.“
    Joe warf ihm einen Blick zu und verschwand wieder im Hinterzimmer. Als er mit zwei dampfenden Tellern zurückkehrte, suchte Julie in Simeons Gesicht noch immer eine Erklärung für seine Bemerkung.
    „Es werden … es werden zahlreiche Schutzräume bereitgestellt“, sagte Joe verlegen. Julie bedankte sich mit einem Lächeln.
    „Ich glaube, wir werden sie benutzen dürfen“, sagte sie. „Außer, mein wackerer Kanute hat andere Pläne.“
    Aber Simeon reagierte nicht. Statt dessen sagte er: „Ich verstehe nicht, warum. Es ist fast Ironie. Oder vielleicht auch Gerechtigkeit.“
    „Was sollte gerecht daran sein, wenn die Küste verwüstet wird“, fragte Joe wütend. „Das können Sie mir nicht einreden. Ich glaube wirklich, Sie freuen sich. Ich meine, Sie haben doch die ganze Zeit darüber geredet – daß die See wieder zu sich selbst findet. Die große, nasse, blutgierige See. Hat sie Ihnen vielleicht ein Te le gramm geschickt? Vielleicht hat sie Sie sogar um ER LAUBNIS gebeten.“
    „Joe!“
    „Hören Sie, Miß Julie. Seit fünf Jahren ist diese Gegend hier das reinste Paradies gewesen. In diesem Sommer ist Ihr … Ihr Gatte hier aufgetaucht, und seitdem geht alles schief. Ich habe noch nie eine dermaßen miese Saison erlebt, und diese Sache jetzt gibt mir den Rest. Ich werde sie wohl kaum je vergessen, denn ich verliere jetzt meine Bar. Erwarten Sie bitte nicht, daß ich besonders erfreut bin, Miß Julie. Ich weiß, daß er nicht wirklich die Ursache sein kann, aber man kann wohl auch nicht sagen, daß er nichts damit zu tun hat. Und wenn man jetzt mit ansehen muß, daß er sich womöglich noch freut … Nehmen Sie es bitte nicht übel, Mr. Simeon, aber wenn Sie mit der Suppe fertig sind, wäre es wohl besser, Sie gingen. Ich habe noch sehr viel zu tun.“
    „Ist schon gut, Joe“, sagte Simeon. „Ich habe nicht erwartet, daß irgend jemand außer mir etwas anderes als Furcht dabei empfindet. Ich weiß. Ich habe ununterbrochen darüber geredet, daß die See wieder zum Leben erweckt werden müßte, aber ich habe keine Ahnung, wieviele Leute genug davon begriffen haben, um jetzt zu verstehen, was ich dabei empfinde, wenn es wirklich geschieht . Natürlich tut es mir leid um Ihre Bar, natürlich bedauere ich all die Zerstörung.
    Ich will nicht streiten. Aber ist es nicht so, daß die meisten Gebäude hier ohnehin nicht geeignet sind, auch nur das geringste Unwetter zu überstehen?“
    „Und was ist mit den Menschen, die verletzt oder getötet werden? Haben sie kein Recht, zu überleben?“
    „Joe … Sie haben es doch selbst gehört. Das Militär übernimmt die Kontrolle. Wir wissen doch, was geschehen wird – also können wir etwas dagegen tun. Es ist doch ganz einfach.“
    „Essen Sie Ihre Suppe“, sagte Joe. Er zog sich zurück, um weitere Diskussionen zu vermeiden.
    Julie war ängstlich geworden. „Du gehst doch in einen der Schutzräume?“
    Simeon aß seine Suppe. „Keineswegs. Ich werde oben auf dem Kliff stehen, die Arme ausbreiten und rufen: ‚Alma, Hallo! Willkommen in Playa 9.’ … Natürlich gehe ich in einen Schutzraum. Wir gehen hinein. Aber ich muß erst noch ein paar Leute sehen und zu einer ganz bestimmten Stelle gehen.“
     
    Vangoj hatte sein Radio auf einem Regal stehen. Als die Durchsage kam, schaute er kurz hinauf. Abgesehen davon tat er einfach seine Arbeit hinter der Bar. Seine Gäste, die durch den gemeinsamen Anlaß zusammengeführt worden waren, hatten ihre Stühle zu einem unregelmäßigen Kreis um einen der Tische gestellt und bei der Gelegenheit gleich die anderen Tische zusammengeklappt.
    Mit aufgeregten, schrillen Stimmen machten sie Konversation. Keiner von ihnen hatte irgendwie Vorsorge getroffen. Alma war immer noch mehrere Stunden entfernt. Schutzräume gab es genug, alle erforderlichen Maßnahmen waren ergriffen worden. Die einzige ungewöhnliche Freude, die ihnen geblieben war, bestand darin, so lange wie möglich im Freien zu bleiben.
    Vangoj hatte andere Gedanken. Was ihn betraf, so gab es keinen Sturm. Sicher, Alma. Alma würde irgendwann kommen. Aber ihn kriegte keiner aus dem Gogan Memorial heraus. Da gab es gar nichts zu diskutieren. Vangoj würde bleiben, gleichgültig, ob das
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